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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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Fehler.«
    »Wollen Sie damit etwa dem St. Agnes unterstellen, dass …«
    »… es schuldig ist?« Reece war so überrascht, dass Clayton so naiv sein konnte. »Aber dem ist nun einmal so.«
    Clayton schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen. Sie meinen, genau das wird der Kläger behaupten, oder?«
    »Nein«, antwortete Reece und tippte sich an die Brust. »Ich will darauf hinaus, dass das Krankenhaus einen ärztlichen Kunstfehler begangen hat. Einen sehr schweren sogar.«
    »Wenn Sie der Ansicht sind, dass wir schuldig sind«, erklärte der Finanzdirektor mit eisiger Stimme, »hat es sicher nicht viel Sinn, wenn wir uns weiterhin juristisch von Hubbard, White & Willis vertreten lassen.«
    »Nein, nein!«, rief Clayton. »So hat er das doch nun wirklich nicht gemeint!«
    »Doch, genau so. Ihr Krankenhaus hat sich eines schweren ärztlichen Kunstfehlers schuldig gemacht. Ihr Arzt hat Cortison-Acetat zusammen mit Indomethazin einem Patienten mit einem Magengeschwür verschrieben, der zudem noch an Arthritis und an einer Adrenalin-Insuffizienz litt. Das nenne ich eine eindeutige und unleugbare ärztliche Fehlentscheidung.«
    »Wie kommen Sie dazu, so etwas zu sagen?«, explodierte Clayton.
    Der Blick des Finanzdirektors wanderte zwischen den beiden Männern hin und her. Claytons Wutausbruch schien ihn mehr erschreckt zu haben als Reeces Worte. Der junge Anwalt sah den älteren ruhig an. »Wendall, Fakten sind Fakten. Daran können wir nun einmal nichts ändern. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, in einer halben Stunde werden die Eröffnungsplädoyers gehalten. Sehe ich Sie im Gerichtssaal?«
    Clayton spürte die Sorge seines Klienten und wusste, dass jetzt vor allem eins von ihm verlangt wurde – dem Mann Zuversicht einzuflößen. Er hatte keine Kontrolle mehr über den Fall, aber seinen Zorn hatte er endlich im Griff. Wendall Clayton setzte ein Lächeln auf. »Selbstverständlich sehen wir uns dort. Und viel Glück, Mitchell. Ich bin sicher, dass Sie der Kanzlei alle Ehre machen werden.«
    Wenn Taylor Lockwood nicht gewusst hätte, worum es ging, wäre sie nie auf die Idee gekommen, hier einer Gerichtsverhandlung beizuwohnen. Sie erlebte einen desinteressierten Richter, der sich in seinem Sessel zurücklehnte, und Zeugen, Anwälte und Gerichtsdiener, die einfach im Saal herumliefen. Niemand schien sich auf das zu konzentrieren, was hier verhandelt wurde, selbst auf der Geschworenenbank waren nur gelangweilte Gesichter zu sehen. Einige wenige Zuschauer hatten sich eingefunden, hauptsächlich Rentner, unrasierte alte Männer, die sich morgens in den Zug nach Belmont oder Aqueduct setzten. Sie fanden sich um neun Uhr dreißig ein, pünktlich für die erste Verhandlung um zehn Uhr. Dann schwatzten sie darüber, welche der heutigen Fälle interessant zu werden versprachen, tranken ihren Kaffee und teilten ihre Doughnuts. Diese Rentner waren die wertvollste Informationsquelle für die Gerichtsreporter.
    Taylor rutschte auf die Kante der Eichenholzbank. Die Tür ging auf, und zwei Männer traten ein, von denen sie einen gleich erkannte: Wendall Clayton. Sie fragte sich, was die beiden hier wollten und warum sie mit verschränkten Armen stehen blieben und aussahen wie Chirurgen, die einem Kollegen bei einer schwierigen Operation zuschauten. Taylor verfolgte Claytons Blick, der auf Reece gerichtet war, welcher weiter vorn an einem der Anwaltstische saß.
    »Mr. Reece«, fragte der Richter gerade, »sollen wir erst eine Pause einlegen, oder möchten Sie gleich mit Ihrem Kreuzverhör beginnen?«
    Mitchell Reece erhob sich, knöpfte mit geübten Bewegungen seine Jacke zu und richtete seine Paisley-Krawatte gerade. Er wandte sich an die Geschworenen und bedachte jedes der nach gut einer Stunde medizinischer Ausführungen schläfrig gewordenen sechs Gesichter mit einem Blick voll kameradschaftlichen Verständnisses.
    »Ich möchte mit dem Kreuzverhör beginnen, Euer Ehren.«
    Taylor saß hinter zwei achtzigjährigen alten Gerichtshasen, wo Reece sie nicht sehen konnte. Er hatte ihr heute Morgen mitgeteilt, dass er einen Gerichtstermin habe, sie aber nicht eingeladen, an der Verhandlung teilzunehmen. Taylor hielt es für günstiger, wenn er nicht mitbekam, dass sie im Gerichtssaal saß, statt weiter nach Verdächtigen zu suchen.
    Reece trat zum Zeugenstand und blieb ein paar Schritte vor einem gut aussehenden grauhaarigen Mann in den Fünfzigern stehen. Er bedachte die

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