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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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fragte sie ihn.
    »Klar. Bedienen Sie sich. Und wenn Sie schon dabei sind, bringen Sie mir doch bitte eins mit.«
    Taylor öffnete zwei Bierdosen und reichte ihm eine. »Treten Sie auf?«, fragte er sie.
    »Es würde Ihnen sicher nicht gefallen. Ich spiele meistens in Pianobars.«
    »Auch so etwas muss es geben, hat ebenfalls seinen Wert.«
    »Wie großzügig von Ihnen.«
    »Nein, das habe ich ernst gemeint. Ich mache eben eine andere Art von Musik, nicht mehr und nicht weniger. Für mich ist vor allem wichtig, Wahrnehmungen neu zu arrangieren. Ich möchte, dass die Leute nach einem meiner Auftritte sagen: ›Mann-o-Mann!‹ Aber ich höre mir auch gern etwas Melodisches an.« Lillick hatte sich mittlerweile erhoben, hüpfte auf einem Stiefel herum und redete offenbar über sein Lieblingsthema. »Da, Charlie Parker. Ich besitze jede Platte, die er je gemacht hat. O ja, Bird war schon einer. Hören Sie sich das mal an.« Er legte eine Schallplatte auf. Sie kratzte, aber der Sound war pur und authentisch, so wie das eine CD nie hinbekommen würde.
    »Mann, das war ein Leben früher«, sagte Lillick. »Spät aufstehen, ein bisschen üben, dann in den Clubs rumhängen, bis drei Uhr morgens Saxofon spielen und sich schließlich mit den Kumpels den Sonnenaufgang ansehen. So was nenne ich Leben.«
    Taylor lauschte gerade einem Solo. Nach einer Weile meinte sie: »Dafür ist Bird aber auch ziemlich früh gestorben.«
    »Mit fünfunddreißig.«
    »Die Welt hat mit ihm viel Musik verloren.«
    »Wenn er ein solides Leben geführt hätte, hätte er wahrscheinlich nicht solche Musik machen können.«
    »Ich sehe das eigentlich etwas anders«, entgegnete Taylor. »Wenn man so an den Drogen hängt, macht der Körper das eines Tages nicht mehr mit.«
    »Da Sie gerade davon sprechen …« Lillick hielt einen fetten Joint in der Hand, zündete ihn an und reichte ihn Taylor. Sie nahm einen Zug und gab ihn zurück. Dann bückte sie sich wie eine alte Frau und schritt langsam an seiner Plattensammlung entlang. »Oh, Sie hören auch Django Reinhardt? Wussten Sie, dass er sich in seiner Jugend verbrannt hat? Er hat all die tollen Gitarrenstücke mit den paar Fingern gespielt, die seiner Linken geblieben sind. Ich kenne Gitarristen, die mit allen zehn Fingern nicht einmal annähernd so gut spielen können wie er.«
    Lillick nahm die Platte von Parker weg und legte eine von Django Reinhardt auf. »Minor Swing« erfüllte den Raum und klang noch blecherner und verkratzter als das Stück von Bird. Taylor kam es so vor, als hörte sie die Filmmusik eines
Film-noir
-Klassikers.
    »Nichts auf der ganzen Welt lässt sich mit Vinyl vergleichen«, erklärte Lillick.
    »Was treiben Sie eigentlich in einer Anwaltskanzlei, wenn Ihr Herz doch so für die Kunst schlägt?«
    »Meine Beziehung zu Anwaltskanzleien basiert allein auf der Frage des persönlichen Überlebens. Ich gehe dort meiner täglichen Arbeit nach, weil mich diese Bude hier siebenhundertfünfzig im Monat kostet. Und weil ich gerne Mahlzeiten zu mir nehme, die nicht aus dem Hundefutterregal im Supermarkt stammen. Ich mag zwar etwas verrückt sein, aber ich bin nicht blöd und verrückt. Glauben Sie mir, ich habe mich um jedes Stipendium bemüht, das es gibt. Doch soll ich Ihnen sagen, wer gefördert wird? Irgendwelche wissenschaftlichen Assistenten, die den Einfluss altgriechischer Tonleitern auf die Musik von John Cage untersuchen. Eine verdammte Schweinerei ist das. So wie ich die Sache sehe, ist Hubbard, White & Willis mein Sponsor. Die Kanzlei weiß zwar nichts davon, aber sie finanziert meine Kunst.« Er hielt ihr wieder den Joint hin, doch sie schüttelte den Kopf.
    Plötzlich zog er aus einem Stapel ein Blatt Notenpapier und einen Bleistift heraus. »Reden Sie ruhig weiter. Ich komponiere am besten, wenn ich nur eine Hälfte meines Gehirns damit beschäftigte.«
    »Nun, weswegen ich gekommen bin … Was wissen Sie über Linda Davidoff?«
    Lillick starrte einen Moment Löcher in die Luft und kritzelte dann rasch ein paar Notenzeichen. Er schrieb sie gleich nieder, ohne sie erst auf dem Synthesizer zu spielen. Nach einem Moment sah er Taylor an. »Tut mir Leid …Äh … Linda? Na ja, wir sind ein paar Mal ausgegangen. Ich hielt sie für wesentlich interessanter als all die anderen Privatschulprinzessinnen, die bei uns in der Kanzlei herumlaufen. Linda wollte Schriftstellerin werden. Es ist nicht weit zwischen uns gediehen. Sie war ein sehr unabhängiger Mensch. Und unheimlich

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