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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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stand, aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen.
    Sie zwang sich, an den gestohlenen Wechsel zu denken, an die Fingerabdrücke, die Verdächtigen, die tickende Zeitbombe des Hanover-Stiver-Falls oder an das hässlich grüne Kalenderblatt, das sie an die Wand ihres Arbeitsbereichs geheftet hatte. Nach nicht mal sechzig Sekunden war all das aus ihrem Kopf verschwunden, und ihre Gedanken kreisten nur noch um die Frage, wie es wohl wäre, mit Mitchell Reece im Bett zu sein.
    War er ein guter Liebhaber oder ein schlechter? Stand er auf verrückte Dinge? Vielleicht auf Praktiken, zu denen sie sich nie überwinden konnte?
    Taylor hatte die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht – mit zärtlich verspielten Liebhabern, mit solchen, die gleich zur Sache kamen, und auch mit Männern, die nur an sich selbst dachten und es mehr oder minder dem Zufall überließen, ob sie auch etwas davon hatte oder nicht. Dann waren da die gewesen, die zuerst sie zum Höhepunkt gebracht hatten, bevor sie sich fast zögernd auf sie legten. Der Einzige, der es ihr derb und ohne Schnörkel besorgt hatte, war ein iranischer Student gewesen, der regelmäßig zweimal am Tag mit ihr schlief und darüber hinaus noch über ausreichend Energien verfügte, um (wie sie später herausfand) obendrein eine dunkelhaarige Perserin mit riesigem Busen zu beglücken, die er ebenfalls aufsuchte. Als sie jetzt in der großen, majestätischen Bibliothek von Hubbard, White & Willis saß, die nie ein sinnlicheres Geräusch vernommen hatte als das Rascheln von Nylons, wenn weibliche Anwälte die Beine übereinander schlugen, musste sie bei der Erinnerung an den Iraner lächeln.
    Taylor hatte Mühe, sich Reece und sie miteinander im Bett vorzustellen. Sie tat so, als müsste sie gähnen, und rieb sich mit den Knöcheln die Augen, um die mit Funken durchzogene Schwärze zu schaffen, auf der sich Bilder erzeugen ließen. Aber die gewünschte Szene wollte sich einfach nicht einstellen. Taylor wusste nur, dass sie eine undefinierbare Lust auf Reece verspürte, die sich deutlich von den üblichen Ritualen abhob – den tastenden, suchenden Händen auf Haut unter Stoff, das Spiel von Drängen und Zögern, das sie so gut beherrschte und das ihr doch immer fremd bleiben würde. Von ihm ging etwas aus, das sie nicht näher identifizieren konnte, etwas, das sogar in diesem Moment seine Wirkung auf sie ausübte. Vielleicht hatte es etwas mit seiner Stärke, seiner Selbstsicherheit und seiner Kontrolle über sich zu tun. Und als ihre Gedanken diesen Punkt erreicht hatten, hörte sie in ihrem Hinterkopf die Alarmsirenen aufheulen. Ein guter Freund hatte Taylor in die Psychoanalyse eingeführt, und sie war bei ihrer Selbstbespiegelung zu der Diagnose gelangt, dass sie gegenüber Männern selbstzerstörerische Tendenzen an den Tag legte (was vermutlich daher rührte, dass ihr Vater ihren Berufsweg stets abgelehnt hatte). Es schien ihr Schicksal zu sein, sich immer in die Männer zu verlieben, die nicht gut für sie waren.
    Aber sie kam zu dem Schluss, diesen Gedanken mit all seinen Implikationen jetzt nicht weiter zu verfolgen und sich auf eine viel simplere Frage zu konzentrieren: Wie mochte Reece im Bett sein?
    Toll? Miserabel? Alles verzehrend? Einfallsreich? Unermüdlich? Oder war er nur ein lausiger Angeber? Er schien ihr einer von den Männern zu sein, die eine Frau ganz und gar in Besitz nehmen. Aber das war nicht mehr als ein Eindruck, und Taylor wusste nur zu gut, wie gewaltig beim Sex mitunter das auseinander zu klaffen pflegte, was man sich vorgestellt hatte und was dann tatsächlich geschah.
    Ob Reece schon viele Frauen gehabt hatte? Wahrscheinlich nicht. So viel, wie er arbeitete, blieb ihm eigentlich kaum Zeit für Affären.
    Oder vielleicht doch?
    Sie rief sich die Bilder und Eindrücke vom Prozess ins Gedächtnis zurück. Sein durcheinander geratenes Haar, seine gelöste Krawatte, die Art, wie er vor den Geschworenen auf und ab geschritten war. Sie erinnerte sich, wie sie auf ihrem Platz gesessen hatte, mit den Augen allen seinen Bewegungen gefolgt war, auf jedes seiner Worte gelauscht hatte und dabei unbewusst hin und her gerutscht war. Wie gern hätte sie ihm jetzt mitgeteilt, wie sehr sie sein Geschick vor Gericht bewunderte. Doch er wusste ja gar nicht, dass sie im Gerichtssaal gesessen hatte, und brauchte auch nichts davon zu erfahren.
    Taylor erhob sich, trat an das Terminal des Lexis-Computers und schaltete die Anlage ein. Noch bevor sie spürte, dass er neben ihr

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