Ein toedlicher Plan
Stoff bügelst, müsste er vorher Selbstmord begehen.«
»Ich bügle halt gern«, sagte Carrie. »Ist so eine Art Therapie. Wie Spülen.«
»Ja, ich mache auch manchmal solche Sachen.«
Draußen gellte der Schrei eines Mannes durch die Nacht. Ein zweiter folgte, dann ein lang gezogenes Stöhnen. Carrie machte ein entsetztes Gesicht. Lillick lachte nur. »Das ist bloß ein Strichjunge. Er stellt immer irgendwas mit dem Luftschacht an. Wir nennen ihn den Heuler.« Er deutete auf seine Anlage. »Das ist ein Digitalsampler, im Grunde ein Computer, der Geräusche aufnimmt. Ich kann es dann durch den Synthesizer schicken und ganz nach Belieben untermalen.« Carrie warf einen unbehaglichen Blick auf das Gerät. »Einmal habe ich sein Geschrei aufgenommen. Er hat sich in jener Nacht selbst übertroffen. Ich habe dann allein mit seinem Geheul ein Stück aus dem
Wohltemperierten Klavier
interpretiert.«
Sie blickte aus dem Fenster, während die Schreie lauter wurden. »Ich komme nicht sehr oft nach Downtown. Hier ist alles so … so farbig.«
»Wo wohnst du denn?«
»East Eighty-Fourth.«
Lillick nahm seine Jacke vom Haken und holte diverse Papiere aus den Taschen, Zettel, Streichholzbriefchen und Servietten. Sie alle waren bekritzelt. Er las einige davon und steckte sie in sein Notizbuch, andere warf er gleich fort. Carrie verfolgte sein Tun, als vollzöge er ein Ritual. »Am Freitagabend fahre ich zu meiner Familie aufs Land«, sagte sie, »um dort das Wochenende zu verbringen. Da ist es so ähnlich wie in Bedford. Eine Menge Leute schauen vorbei. Wenn du Lust hast, komm doch mit …«
»Wäre bestimmt riesig, aber leider habe ich da einen Termin mit Wendall Clayton. Ich arbeite nämlich für ihn an einem Projekt.«
»Am Freitagabend?«
»Ja, und vermutlich auch das ganze Wochenende. Wendall ist der reinste Workaholic.«
»Und außerdem ist er ein alter Lüstling. Einmal hat er mich am, na, du weißt schon wo, am Busen angefasst. Natürlich hat er so getan, als wäre das unbeabsichtigt geschehen, aber ich wusste es besser.«
Lillick lachte. »Ja, so ist er gelegentlich … Also gut, wie wäre es mit mexikanisch? Hier ganz in der Nähe ist ein Restaurant. Ich nenne es Hacienda del Hole.«
»Gern, was immer du möchtest.« Sie sah ihn nur an, trank in kleinen Schlucken ihr Bier und machte keine Anstalten, sich zu erheben.
Lillick fand einen Handschuh und begann mit der Suche nach dem zweiten. Dazwischen blickte er auf und sah sie an, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. »Sag mal, Carrie, du könntest mir eigentlich einen kleinen Gefallen tun. Du hast doch die ganze Ausgaben-Buchhaltung unter dir, oder?«
»Ja. Als sie mir diese Stellung angeboten haben, erklärten sie, das sei eine Beförderung. Aber das war nur ein schlechter Scherz. In Wahrheit ist das alles eine elende Plackerei.«
»Nun, weißt du, wann war das noch, ja, letzten Samstag, da habe ich in der Kanzlei länger gearbeitet.«
Sie sah ihn verständnislos an.
Er warf ihr einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf die Kommodenschublade. »Verdammte Handschuhe. Wie kann man nur einen davon verlieren? Wie dem auch sei, ich habe da ein paar Privatangelegenheiten erledigt und ein paar Kopien gemacht.«
»So, wovon denn?«
»Nichts Besonderes, nur ein paar Musikstücke. Ich habe meine Kopierkarte in das Xerox-Gerät geschoben.«
»Ja und?«
»Nun ja, es waren eben, wie gesagt, Privatangelegenheiten.« Er zuckte mit den Schultern und wirkte zerknirscht wie ein auf frischer Tat ertappter Dieb.
Carrie lachte verwundert. »Was ist denn schon dabei? Jeder kopiert doch seine privaten Sachen.«
»Es wäre mir lieber, wenn niemand erfahren würde, dass ich in jener Nacht in der Kanzlei gewesen bin.«
»Ach, Sean, keiner kümmert sich um die Kopiergeräte. Davon abgesehen, musstest du doch auch deinen Computerschlüssel benutzen, um überhaupt in die Kanzlei zu kommen, und anhand der Computerliste lässt sich leicht feststellen …«
»Um die Wahrheit zu sagen, ich habe den Schlüssel nicht benutzt. Jemand hat mich hereingelassen.«
Carrie betrachtete die vielen Kabel und verfolgte eines vom Synthesizer zum Sampler und wieder zurück. Sie schluckte nur, ohne etwas zu sagen. Lillick fragte sie rasch: »Könntest du meine Kartennummer in der Kopierliste löschen?«
Sie schluckte noch einmal und wandte den Blick nicht von dem dünnen grauen Kabel. »Ich weiß nicht …«
»Burdick macht ein Riesentheater wegen der seiner Ansicht
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