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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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die Peinlichkeit und sich selbst die Entgegnung zu ersparen, sie vertreibe sich die Zeit mit Garten- und Hausarbeit und helfe manchmal bei der Antiquitätenausstellung im Armory aus.) Stattdessen sagte er: »Darf ich Ihnen etwas über Hubbard, White & Willis erzählen? Ich bemühe mich auch, Sie nicht zu sehr zu langweilen.«
    Er teilte ihr mehr darüber mit, als er das sonst zu tun pflegte, und überschritt dabei auch die unsichtbare Diskretionsgrenze, die die sicherheitsempfindlichen Kanzleien in Manhattan für sich gezogen hatten. Unter anderem berichtete ihr Dudley recht ausführlich von der anstehenden Fusion zwischen Hubbard, White & Willis und der Kanzlei Perelli, obwohl diese Neuigkeit noch nicht die Medien erreicht hatte und zurzeit nicht mehr als ein bloßes Gerücht in der Wall Street war. Er verzichtete weitgehend auf Fachausdrücke, ihr alles mit einfachen Worten erklärend, und es freute ihn, dass sie ihn von Anfang an zu verstehen schien. Er redete und redete, verzaubert von ihren blauen Augen, deren Blicke voller neugieriger Faszination über seine Züge wanderten. Bald vertraute er ihr auch an, welche Fälle die Kanzlei gerade bearbeitete und welche Klienten sie fast, aber noch nicht ganz, für sich gewonnen hatte. Und schließlich ging er auch noch die einzelnen Partner und ihre Persönlichkeit durch: die Charmanten, die Klapperschlangen und die Wölfe. Von diesen kam er zuletzt auf die Gehilfen und Assistenten und deren Macken zu sprechen. Amanda hörte ihm interessiert zu, und beide waren bald ganz in das Gespräch versunken, er mit seinem Manhattan, sie mit ihrem Kir.
    Amanda unterbrach ihn nur selten. Sie nickte häufig, lauschte seinen Ausführungen, teilte aber nur wenig über sich mit. In seinen Augen war sie die perfekte Gastgeberin. Dudley ahmte den alten Frederick Phyle Hubbard nach, und sie lachte, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen. Dann kam ihr Mann, legte einen Arm um sie und nickte Dudley zu. Die beiden gaben sich die Hände.
    »Bill Schiavone.«
    »Angenehm, Ralph Dudley. Sie sind bei Amtrol tätig?«
    »Ja, ich bin der Finanzdirektor.«
    Dudley lächelte. Den Finanzdirektoren großer Firmen oblag es in der Regel, Anwaltskanzleien zu beauftragen. Dann sagte er: »Ich muss mich dafür entschuldigen, Ihre Gemahlin mit meinem umständlichen Geschwätz über das Rechtswesen und allerlei anderes trockenes Zeug gelangweilt zu haben …«
    Schiavone zog die Stirn kraus. »Aber Amanda ist nicht meine Frau.«
    »Oh, ich dachte …«
    Sie strahlte Dudley triumphierend an. »Mein Nachname ist Wilcox, und ich arbeite für Sherman, Murdoch & Hannon.«
    Das Entsetzen über die Vorstellung, ihr gerade so gut wie sämtliche Geheimnisse seiner Kanzlei anvertraut zu haben, und der Ärger über seine unentschuldbare Dummheit drohten in seinem Magen wie ein Vulkan zu explodieren. Doch wie ein Wunder verwandelte sich diese Kraft in ein schallendes Lachen.
    »Dann sind Sie also Anwältin!«
    »Ja, ich bin Partnerin bei Sherman und arbeite im Wirtschaftsrecht.«
    »Auch das noch.«
    Schiavone wandte sich an Amanda: »Ich lasse Ihnen die Unterlagen am Montag zukommen. Wir brauchen die Dokumente bis Donnerstag, und die Sache sollte bis Ende des Monats abgeschlossen sein.«
    »Wenn Sie es so wünschen, wird es auch so geschehen«, versicherte sie ihm.
    »Sollte uns Ihre Arbeit zusagen, warten sicher noch mehr Aufträge auf Sie«, erklärte Schiavone, küsste sie auf die Wange und entfernte sich.
    Dudley schloss kurz die Augen, und als er sie wieder öffnete, konnte er ihr nicht ins Gesicht sehen. »Ich fürchte, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen …«
    Amanda Wilcox legte den Kopf schief und betrachtete ihn mit einem spitzbübischen Lächeln. »Aber nicht doch. Ich habe den Klienten bekommen, und Sie nicht. Und nun, da wir einige Dinge klargestellt haben, wäre es sehr freundlich von Ihnen, mir einen neuen Drink zu besorgen. Dann können wir uns gegenseitig Geschichten von der Front erzählen.«
    Dudley wandte ihr langsam sein rot angelaufenes Gesicht zu. »Ja, ich glaube, das wäre jetzt genau das Richtige für mich.«
    Als Dudley an der Theke stand, entdeckte er Todd Stanton. Dieser blickte sich mit ernster Miene um. Dudley hob eine Hand und winkte ihm zu. Stanton bemerkte ihn und kam rasch zur Bar.
    »Na, amüsieren Sie sich, Todd?«
    »Darauf können Sie wetten, Ralph.« Er schluckte wie immer, wenn er jemanden mit Vornamen anredete, der fast fünfzig Jahre älter war als er. Stanton schien

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