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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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mit Magaly, seiner ausgesprochen attraktiven Dealerin, seiner Familie, seinen Pro-bono-Fällen und seiner Suche nach einem neuen Job. Er rotierte nur noch, war permanent in Bewegung und drohte ständig die Kontrolle über sein Leben zu verlieren.
    Thom Sebastian stand kurz vor dem Zusammenbruch. Er fühlte sich ausgelaugt und spürte, dass die Tragflächen seines Lebens in zunehmendem Maße an Materialermüdung litten. Es kam ihm so vor, als ob leicht zerbrechliche Kristalle sich zu Strukturen formten, die jeden Moment zerplatzen konnten. Peng! Einfach so lösten sie sich zu Molekülen auf. Dieses Empfinden hatte er nicht zum ersten Mal. Doch er hatte eine interessante Lektion über das Leben gelernt: Es verhielt sich mit ihm nicht wie mit einer Flugzeugtragfläche. Die Kräfte, die das Leben bestimmten, waren unbegreifbar kompliziert und wurden nicht von einem Entweder-oder-Prinzip regiert. Manchmal flog man, manchmal kroch man, und manchmal schlief man. Aber der Motor lief immer weiter. Er würde nicht von selbst ausfallen oder anhalten. So viel Glück hatte man einfach nicht. Diese Entscheidung musste man schon selbst treffen – so wie Linda Davidoff, die sich dazu durchgerungen hatte, den großen Absturz durchzuführen: Man wehrte ab, machte Einschränkungen, wich aus, flickte zusammen und schlängelte sich immer wieder durch.
    So weit …
    Er wollte so gerne schlafen. Während er daran dachte, fiel ihm etwas anderes ein – das braune Fläschchen, das er an einem sicheren Platz in seinem Aktenkoffer aufbewahrte. Aber der Gedanke daran verging ebenso rasch, wie er gekommen war. Er überlegte noch nicht einmal, ob er sich kurz auf die Herrentoilette begeben sollte. Die Vorstellung, in den heiligen Hallen von Hubbard, White & Willis Rauschgift zu nehmen, kam selbst ihm wie eine Obszönität vor.
    … so gut.
    Sein Telefon läutete.
    »Kann ich bitte Sylvester Stallone sprechen?«
    Sebastians Kopfhaut prickelte, als er Taylor Lockwoods Stimme erkannte.
    »Haben ihn schon am Rohr, Täubchen«, antwortete er und ahmte dabei den Schauspieler nach. »Wer issen dran? Taylor?«
    »Mein Freund hat mich dieses Wochenende schon wieder versetzt. Na ja, versetzt ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, denn diesmal hat er sich wenigstens die Mühe gemacht, mir vorher Bescheid zu geben.«
    »Sie könnten in puncto Jungs viel bessere Ware bekommen, glauben Sie mir, Taylor.«
    »Lassen wir das. Ich habe hier eine Einladung in einen Jazzclub im Village. Und ich dachte … oder gehe ich jetzt vielleicht zu forsch ran?«
    »Ja, aber das mag ich an Ihnen. Und nun zur schlechten Nachricht. Der Zeitpunkt ist ungünstig. Ich wollte diesen Samstag nämlich zu Bosk in die Hamptons fahren. Das ist dieser verrückte Junge, dem wir im Club begegnet sind, wenn Sie sich noch entsinnen.«
    »Nein, tut mir Leid, doch an den erinnere ich mich nicht.«
    »Kein Grund, in Panik zu geraten. Aber sagen Sie mal, stehen Sie auf Schmalspurfootball, Spaziergänge entlang eiskalter Strände und die Gesellschaft verzogener Sprösslinge aus bestem Hause, die saufen, bis es ihnen aus den Nasenlöchern rausläuft?«
    Sie zögerte, doch dann antwortete sie zu seiner Überraschung: »Nein, aber wenn das eine Einladung sein soll, nehme ich sie huldvoll an.«
    »Die anderen bleiben von Freitag bis Sonntag. Ich wollte erst Samstag hin und Sonntag wieder zurück.«
    »Ich denke, das würde mir gefallen, wenn es Ihnen nichts ausmacht, dass ich mich mehr oder weniger selbst eingeladen habe.«
    »Aber nicht doch. Ich sage Ihnen was, ich werde Ihnen sogar noch einen weiteren Gefallen tun.«
    »Und welchen?«
    »Ich bringe Ihren Freund um. Er hat es nicht besser verdient.«
    »Vielleicht könnten Sie ihn nur ein kleines bisschen zusammenschlagen.«
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    Sebastian legte auf und schloss die Augen. Er atmete tief. Dann zündete er sich eine Zigarette an und entspannte sich.
    Die Bewegungen seines imaginären Jongleurs verlangsamten sich, und alle unnötigen Gedanken verließen sein Bewusstsein. Projekte, die nicht ganz oben auf seiner Dringlichkeitsliste standen, lösten sich in seinem Kopf auf. Die Erinnerung an das amerikanische Mädchen chinesischer Abstammung, das er gestern Nacht aufgegabelt und mit dem er sich heute Abend im Space verabredet hatte, verpuffte. Und auch die Erinnerung an seine Suche nach einem neuen Job entschwand ebenso plötzlich wie das finstere Gesicht von Wendall Clayton. Zum Schluss blieben ihm noch zwei

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