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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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versuchen, um ihn der Lächerlichkeit preiszugeben und ihn in der Luft zerreißen. Reece kann ihm dabei so gut wie gar nicht zur Seite stehen. Der Klient hat eine folgenschwere falsche Geschäftsentscheidung getroffen, und in der Finanzwelt findet eine solche Sünde noch weniger Nachsicht als kriminelle Aktivitäten.
    Natürlich besteht noch eine andere Möglichkeit, und sollte die eintreffen, bleibt dem US-Manager die ganze Tortur erspart. Wenn Taylor Lockwood den Wechsel nämlich nicht auffindet, ist das ganze Verfahren spätestens nach fünfzehn Minuten beendet.
    Es klopft leise an der Tür, und Donald Burdick tritt ein. Der Klient erhebt sich mit sichtlicher Erleichterung und schüttelt ihm überschwänglich und einschmeichlerisch die Hand, so als wäre Burdick der Gouverneur, der als Einziger die bevorstehende Hinrichtung abzuwenden vermag. Das verdrießt Reece etwas, denn schließlich ist er und nicht Burdick derjenige, der den Mann noch retten kann. Aber als sein Blick auf den Aktenschrank fällt, wird ihm klar, dass er womöglich auch derjenige ist, der dem Klienten und seiner kostspieligen Familie das Einkommen entzieht.
    Burdick ist offensichtlich mit seinen Gedanken ganz woanders. Er tauscht mit dem US-Manager Höflichkeiten aus, fragt aber nicht nach dem Stand der Dinge im vorliegenden Fall oder danach, wie gut der Zeuge schon vorbereitet ist. Der Klient hätte es sicher gern, dass der Seniorpartner ihm auf die Schulter klopft und ihm versichert, dass alles gut ausgehen wird. Aber dazu kommt es nicht, denn Burdick versteht es noch besser als Reece, Prioritäten zu setzen und sich daran zu halten. Obwohl es nach außen den Anschein hat, als wäre ihm nichts von dem Prozess bekannt, weiß er doch bestimmt ganz genau, dass der Termin in zehn Tagen ansteht und Wohl und Wehe des Klienten vom Ausgang des Verfahrens abhängen, denn Burdick dürfte nicht entgangen sein, wie viel Geld die Banque Genève bereits der Kanzlei und ihm selbst eingebracht hat. Es wird die Zeit kommen, sich darüber Sorgen zu machen, große Sorgen sogar, aber heute stehen andere Dinge an, um die seine Gedanken kreisen. Er ist nur hereingekommen, um dem Klienten hallo zu sagen.
    »Mitchell?«, wendet sich der US-Manager wieder an Reece, nachdem Burdick gegangen ist.
    Reece sieht ihn an und betrachtet das dünn gewordene, kurz geschnittene Haar und die Falte neben der Augenbraue. »Ja?«
    »Ich habe heute im Journal den Artikel über die Fusion Ihrer Kanzlei und der von Perelli gelesen.«
    »Ja und?«
    »Darin heißt es, wenn eine Fusion bevorstehe, komme in den betreffenden Kanzleien alles zum Stillstand. Irgendjemand wurde in dem Artikel dazu zitiert. Ich habe seinen Namen vergessen, aber er sagt, er habe einmal eine Fusion mitgemacht, und dabei sei es zugegangen wie beim Angriff von einem Rudel Haie.«
    Reece nickt. Er ist überrascht, dass Burdicks Public-Relations-Beauftragter die Geschichte so schnell ans Journal bringen konnte. »Hat es für Sie denn den Anschein, als wäre bei mir alles zum Stillstand gekommen?« Reece zeigt mit einer weiteren Handbewegung auf die Papierberge, die sich in seinem Büro auftürmen. Einige von ihnen sind über einen Meter hoch.
    »Nein, aber Donald schien mir nur noch mit halbem Herzen bei der Sache zu sein.«
    »Er ist ein sehr beschäftigter Mann. Davon abgesehen, ist er nicht bei Gericht zugelassen. Die Details unseres Verfahrens sagen ihm nicht viel.«
    »Ich wünschte, es würde nicht gerade jetzt dazu kommen.«
    »Wozu? Zu dem Gerichtstermin?«
    »Nein, zu der Fusion.«
    »Wenn ich ganz offen zu Ihnen sprechen darf«, sagt Reece, »dann meine ich, dass unsere Fusion Ihre geringste Sorge sein sollte. Und nun gehen wir beide noch einmal Ihre Zeugenaussage über die Unterlassungen und Schlampereien von Hanover durch.«
    Während der Klient die endlose Reihe von zu beachtenden Punkten aufzählt, nickt Reece ihm immer wieder zu. Doch bald stellt er fest, dass seine Gedanken zu etwas abwandern, das nichts mit dem Fall Hanover & Stiver zu tun hat. Ein Schlussplädoyer fällt ihm wieder ein, das er unlängst vor Gericht gehalten hat und mit dem er versuchte, für seinen Klienten, einen jungen Mann, der des Mordes angeklagt war, einen Freispruch zu erwirken. Reece sieht sich wieder, wie er in einem sanften Bogen an der Geschworenenbank vorbeigelaufen ist und während seiner Worte jedem Einzelnen von ihnen ins Gesicht geschaut hat.
    »Wir laden Ihnen eine wirklich schwere und knifflige Bürde auf«, hat

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