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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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schon einen Mann ausspionieren wollte, der ihr Großvater sein könnte, sollte sie ihm als braves Mädchen und nicht als Mata Hari gegenübertreten.
    Ist das wirklich sein Club?
    Gemütlich und voller netter älterer Herren, die über dicke Brieftaschen verfügten. Taylor hatte etwas in der Art erwartet. Allerdings hätte es hier durchaus ein bisschen gediegener, irgendwie schicker aussehen dürfen. Dem Ort fehlte das Ambiente von Macht und Platin-Kreditkarte. Er wirkte eher wie der Treffpunkt von alten Herren einer Studentenverbindung. Nun, vielleicht war ja in akademischen Kreisen ein Hauch von Schäbigkeit durchaus angebracht. Wie dem auch sei, Taylor betrachtete den verstaubten Elchkopf im zu hellen Licht des Speiseraums, der an der Wand hing, die fadenscheinigen Schulbanner, den bloßen Holzboden und fragte sich wieder: Ist das wirklich sein Club?
    Aber Ralph Dudley wirkte wie verwandelt. Ganz offensichtlich fühlte er sich hier zu Hause, und die Aussicht, sein Refugium einem Fremden zu zeigen, erfüllte ihn mit neuer Spannkraft.
    »Nehmen Sie das Steak, Taylor. Es gibt hier auch Hähnchen, aber ich würde Ihnen zum Steak raten. Bestellen Sie es englisch, so wie ich.«
    Die Begeisterung des älteren Partners war ansteckend. Seine Augen leuchteten, als wäre er in die Arme seiner Alma Mater zurückgekehrt, in die Idylle des von Gebäuden umschlossenen Innenhofs, in die neogotische College-Architektur.
    Sie bestellten, und dann fing Dudley an, Taylor mehr über juristische Fakultäten zu erzählen, als sie wissen wollte, selbst wenn sie vorgehabt hätte, sich an einer Universität einzuschreiben. Über sie ergoss sich eine endlose Flut von harter Arbeit – Studentenulken, Whiffenpoof-Sängern, vornehmen jungen Männern in Anzug und Krawatte und auf wunderbare Weise inspirierenden Professoren. Alles hörte sich für sie an wie in den alten Schwarzweißfilmen aus den Vierzigerjahren.
    Taylor nickte, lächelte, bis sie einen Krampf in den Wangenmuskeln bekam, und gab etwa alle sechzig Sekunden ein »Ja« oder »Hm« von sich.
    Der Kellner brachte das Essen. Die Steaks waren auf Holzkohle gebraten, und das Fett zischte noch auf ihnen. Ein wirklich köstlicher Duft ging von ihnen aus. Die Teller waren zu heiß, um sie anfassen zu können. Dudley hatte eine Flasche St. Emillion bestellt. »Ich denke, der wird uns munden«, sagte er mit einem stolzen Lächeln und war ganz der geborene Kavalier. Das volle Bouquet des Weins überwältigte Taylor. Sie nahmen das Mahl schweigend ein. Dudley war in allen seinen Bewegungen und Gesten der perfekte Gentleman. Er saß kerzengerade bei Tisch und sah aus, als würde er für ein Gemälde Modell stehen.
    Taylor warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Sie sagten, Sie hätten heute Abend noch etwas vor. Ich möchte Sie nicht aufhalten. Hoffentlich müssen Sie nicht noch arbeiten.«
    Er lächelte sie charmant an. »Ich will mich nur mit ein paar Freunden treffen. Als ich Partner geworden bin, habe ich damit aufgehört, spätabends noch zu arbeiten.«
    Taylor nahm einen Schluck von dem schweren Wein. »Ich mag es auch nicht, bis spät in die Nacht am Schreibtisch zu sitzen, und erst recht nicht, an den Wochenenden zu arbeiten. Doch habe ich Sie nicht am letzten Samstag in der Kanzlei gesehen?«
    Huschte da kurz Verblüffung über sein Gesicht? Taylor war sich nicht sicher. Aber da schüttelte Dudley schon amüsiert den Kopf, trank genießerisch von dem Wein und füllte die Gläser nach. »Am vergangenen Samstag, sagen Sie? Nein, das dürfte kaum möglich gewesen sein.«
    Eine Lüge. Seine Augen verrieten ihn.
    »Vielleicht haben Sie mich mit Donald Burdick verwechselt.« Er redete zu schnell, so als fühlte er sich verpflichtet, eine Erklärung abzugeben. »So muss es gewesen sein. Man hat mir schon oft gesagt, dass Donald und ich uns sehr ähnlich sehen. Nein, ich habe seit, warten Sie mal, seit ’79 oder ’80 nicht mehr an einem Wochenende gearbeitet. Damals hatten wir einen Fall, in dem es um die Einfrierung ausländischer Guthaben auf amerikanischen Konten ging. Es waren iranische Gelder, wenn ich mich recht entsinne. Ja, Guthaben vom gerade gestürzten Schah, auf die die neuen Machthaber Anspruch erhoben. Lassen Sie mich Ihnen die ganze Geschichte erzählen. Es war wirklich faszinierend.«
    Darüber konnte man geteilter Meinung sein. Etwa eine Stunde später sah Dudley auf seine Uhr und erklärte, dass er sich jetzt auf den Weg machen müsse. Nachdem er die Rechnung quittiert

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