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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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auch zu nehmen pflegt?«
    Die Leiterin, die auch das Ausgefallenste kaum aus der Ruhe bringen konnte, sah nicht einmal von der Kreditkartenmaschine auf, als sie entgegnete: »Sind Sie sich da auch sicher?«
    Taylor, die sich sagte, dass sie sich in ihrem ganzen Leben noch nie so sicher gewesen war, setzte ein Lächeln auf und antwortete mit aller Entschiedenheit: »Ja.«
    »Könnte sein, dass in dem Fall eine Extragebühr erhoben wird.«
    »Daran soll es nicht scheitern.« Immer noch lächelnd, nahm Taylor einen Stift und setzte ihre Unterschrift auf den Beleg. So etwas tue ich doch jeden Tag. Sehen Sie nicht, wie ruhig meine Hand ist. Sie zittert kaum.
    Die Frau verschwand in einem Nebenraum. Leise Musik erfüllte die Lobby. Jemand spielte auf der Gitarre eine Version von »Pearly Shells«. Einen Moment später kehrte sie mit einem Schlüssel zurück. »Ich habe mit dem Model gesprochen. Sie hatte es noch nicht oft mit Frauen zu tun, und darum berechne ich Ihnen für diesmal keine Extragebühr. Ich bin davon überzeugt, dass Sie das Model sehr nett finden werden. Gehen Sie bitte die Treppe hinauf. Letzte Tür rechts. Möchten Sie einen Drink oder sonst etwas? Getränke sind im Preis inbegriffen. Koks allerdings nicht.«
    »Nein, vielen Dank.«
    Taylor begab sich zu der Treppe.
    »Oh, da wäre noch etwas.«
    Taylor blieb stehen und drehte sich um.
    »Natürlich dürfte es in diesem Fall in puncto oralem Sex keine Probleme geben.«
    »Sicher«, entgegnete Taylor und setzte ihren Weg fort. In Gedanken fing sie an zu rechnen. Die Initialen W. S. tauchten sehr oft in Dudleys Terminkalender auf. Bei jedem Besuch wurde er zweihundertfünfzig Dollar los. Ein kostspieliges Hobby. Pro Woche kam er da schnell auf fünfhundert, manchmal auch siebenhundertfünfzig Dollar. Solche Summen konnten einen leicht zu einem Diebstahl verleiten.
    Sie klopfte an die Tür. Eine Stimme rief: »Kommen Sie herein.« Taylor atmete tief durch und trat über die Schwelle. Doch im nächsten Moment hielt sie inne, als wäre sie gegen eine Wand geprallt. Schock und Entsetzen standen in ihren Augen. Und ihr Blick ähnelte eindeutig dem des Mädchens, das oben ohne mitten im Zimmer stand.
    Junie ließ den Strapsgurt fallen, den sie in der Hand hielt. »O Scheiße, Sie sind’s!«, stieß sie aus.

…Dreizehn
    »Sie müssen die Tür schließen«, sagte Junie. »Ist so ’ne Regel hier. Johnny, unser Türsteher, zieht draußen regelmäßig seine Runde, und wenn er irgendwie eine offene Tür sieht, wird er stinksauer.«
    Taylor trat in den Raum.
    »Ralph wird bestimmt nicht begeistert sein, wenn er das hier erfährt.«
    »Sind Sie seine Enkelin?«, flüsterte Taylor.
    Das Mädchen war übermäßig geschminkt. Die dunklen blauen und braunen Streifen verliehen ihren Zügen etwas allzu Glattes, fast Schlangenhaftes. Junie hatte feste kleine Brüste, und die Brustwarzen zeigten nach oben. Sie hob den Strapsgurt wieder auf und begann ihn zu entwirren. »Ralph ist einer meiner ältesten Kunden.« Sie lachte. »Ich meine natürlich, er ist einer von den Knaben, die mich schon sehr lange besuchen. Aber er ist auch mit der Älteste, der zu mir kommt.«
    Taylor sah auf den Plüschsessel. »Darf ich mich setzen?«
    »Es ist Ihre Stunde. Nehmen Sie sich doch etwas zu trinken.«
    Taylor goss eisgekühlten Taitinger in ein kristallenes Sektglas. »Sie auch?«
    »Ich? Nein, danke. Ich darf noch keinen Alkohol trinken.«
    »Spielt das denn noch eine Rolle?«, fragte Taylor und zog ihre Schuhe aus. Eine Woge des Schmerzes fuhr durch ihre Füße und verebbte nur langsam.
    »Normalerweise zieht man hier mehr als nur die Schuhe aus.«
    »Erzählen Sie mir von sich und Ralph.«
    »Ich schätze, da muss ich erst fragen, warum.«
    »Ich bezahle Sie dafür.«
    »Dann will ich erst die Kohle sehen.«
    Taylor öffnete ihre Handtasche. Von Reeces Spesengeld hatte sie nicht viel dabei. Sie nahm das Bündel Scheine, zählte neunzig Dollar ab und behielt die restlichen zwanzig für sich.
    »So viel bekomme ich schon als Trinkgeld fürs Blasen«, sagte Junie.
    Taylor gab ihr noch einen Zehner. »Mehr habe ich nicht.«
    Junie zuckte mit den Schultern und legte das Geld in eine Kommodenschublade. Anschließend entnahm sie ihr ein T-Shirt und zog es sich über den Kopf.
    »Also gut. Poppie, so nenne ich ihn, steht auf junge Dinger wie mich. Er kam vor ein paar Jahren hier ins Haus, und wir hatten unser erstes gemeinsames Stündchen. War irgendwie bizarr, aber ich hatte eine prima Zeit

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