Ein toedlicher Plan
mit ihm. Dann haben wir angefangen, uns außerhalb des Hauses zu treffen. Die drehen hier durch, wenn sie so etwas herausfinden, doch wir haben es trotzdem getan. Poppie hat mir ein paar ganz scharfe Klamotten gekauft. Richtig feine, wissen Sie, aus den vornehmen Läden. Und wir haben auch ein paar ausgesprochen abartige Dinge getrieben. Zum Beispiel sind wir einmal ins Kunstmuseum gegangen, aber da fand ich es kotzlangweilig. Ein andermal waren wir im Zoo … da bin ich noch nie gewesen, und es war irgendwie super. Tiere sind so unglaublich bizarr. Irgendwann haben wir dann angefangen, immer mehr Zeit draußen zu verbringen. Poppie fühlt sich nämlich ziemlich einsam. Seine Frau ist vor ein paar Jahren gestorben, und seine Tochter ist eine richtige zickige Kuh. Sie interessiert sich nur für sich und für sonst nichts auf der Welt.«
»Junie … ist das Ihr richtiger Name?«
»Klar, kommt von June, wie der Monat.«
»June, war Ralph letzten Samstag bei Ihnen?«
»Ja.«
»Und wann?«
»So um Mitternacht.«
»Wissen Sie, wo er vorher gewesen ist?«
»Wir waren erst zusammen essen, und dann sind wir in die Kanzlei.«
»Welche Kanzlei?«
»Na, Ihre Anwaltskanzlei.«
»Und um welche Zeit?«
»Kann ich die Strümpfe ausziehen? Die kratzen nämlich irgendwie.«
»Ja, sicher. Also, wann waren Sie und er Samstagnacht in der Kanzlei?«
»So um neun oder um zehn. Danach sind wir hierher zurückgekommen, wo er wie üblich eine Stunde mit mir gebucht hat. Poppie ist ziemlich vorsichtig, was das angeht. Wir vögeln oft bei ihm zu Hause, aber da ich nun einmal in diesem Club arbeite, kommt er regelmäßig her, damit die Leute hier nichts merken. Wenn die Chefin Wind davon bekommen würde, dass ich mich mit jemandem privat treffe, würden die es mir besorgen, dass ich nicht mehr wüsste, wo vorn und hinten ist.«
»Was hat Ralph in der Kanzlei gewollt?«
Junie sah sich unsicher um. »Nun ja, wissen Sie, ich erzähle Ihnen hier all diese Dinge, da sollten Sie mir vielleicht mal verraten, warum Sie das so sehr interessiert.«
»Wie wäre es mit weiteren hundert Dollar?«
»Ich dachte, Sie hätten nicht mehr dabei.«
»Ich könnte Ihnen einen Scheck ausschreiben.«
»Einen Scheck?!«, prustete Junie, als hätte sie noch nie etwas so Dummes gehört.
»Ich gebe Ihnen mein Wort, dass er gedeckt ist.«
»Was sagten Sie doch, fünfhundert?«
Taylor zögerte, dann lächelte sie. »Sie haben wirklich ein ausgezeichnetes Gedächtnis.« Sie füllte den Scheck aus und reichte ihn Junie. Mitchell, Sie werden auf ein paar recht merkwürdige Kosten stoßen.
Junie ließ den Scheck in der Kommodenschublade verschwinden. »Okay. Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau er dort gemacht hat. Er hat in wahnsinnig viele Aktenschränke geschaut und einen Haufen Bücher durchgeblättert. Ich habe keine Ahnung, was er dort suchte. Dann hat er mich für eine Stunde allein gelassen. Mir wurde bald langweilig, und da bin ich ein wenig herumspaziert. Ihr Anwälte habt da ja einen wirklich schicken Pausenraum. Vor allem die große Maschine mit den Süßigkeiten auf dieser Spirale. Man steckt Geld hinein, und sie dreht sich und spuckt die Riegel aus. Die fallen dann direkt auf so ein Tablett. Ich habe zehn Päckchen Kaugummi gekauft, bloß um zu sehen, wie das Ding sich dreht.«
»Hat Ralph jemals eine Firma namens Hanover & Stiver erwähnt?«
»Nee, hat er nicht. Aber er erzählt nicht mehr viel von seiner Arbeit. Er hat mal versucht, mir ein paar Dinge zu erklären, doch das ist so trocken und superlangweilig. Jedes Mal, wenn er damit anfangen will, sage ich nur: ›O Poppie, gönn mir eine Pause, ja?‹ Und deswegen redet er nicht mehr darüber.«
»Haben Sie in jener Nacht sonst noch jemanden in der Kanzlei gesehen?«
»Klar. Deswegen hat Poppie doch den Streit angefangen.«
»Streit?«
»Da lief dieser Ultraspinner herum. Ein uralter Typ, mindestens fünfundvierzig. Trug ’ne grüne Hose und ’n knallgelbes Hemd. Bei dem Anblick möchte man am liebsten sein Mittagessen von vorgestern auskotzen.«
»Worum ging es denn bei dem Streit?«
»Na ja, wohl irgendwie um mich. Ich habe Ihnen doch eben schon gesagt, dass mir langweilig geworden ist und ich ein wenig herumspaziert bin. Und da kam ich in so einen Raum, wo es tolle Sachen zu essen gab: Bagels, Käse und Doughnuts. Als ich das sah, habe ich beschlossen, mir ein paar von den Leckereien schmecken zu lassen. Was war denn schon dabei, war ja sonst niemand da. Plötzlich kommt
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