Ein toedlicher Plan
nicht, dass er in den sechs oder sieben Jahren, die er für Hubbard, White & Willis tätig ist, vor allem darauf gedrillt wurde, auf das zu achten, was unter dem Strich dabei herauskommt. Und um in dem Bild zu bleiben, ist er nun der Ansicht, der Vorstand der Kanzlei habe ihn übers Ohr gehauen, und will sich rächen.« Als er nichts dazu sagte, fuhr sie fort: »Dann hätten wir da noch Ralph Dudley. Jetzt machen Sie sich mal auf was gefasst!« Und sie berichtete ihm von Junie.
»Ach, du lieber Himmel!«, entfuhr es ihm. »Der Mann muss von Sinnen sein. Wenn das auffliegt, verbringt er den Rest seines Lebens hinter Gittern. Verführung von und Unzucht mit einer Minderjährigen, Vergewaltigung …«
»Er gibt pro Woche ungefähr tausend Dollar für sie aus.«
»Prostitution einer Minderjährigen«, murmelte Reece.
»Sie haben mir doch erzählt, dass er finanzielle Probleme hat. Er behauptet zwar, an jenem Samstagabend nicht in der Kanzlei gewesen zu sein, aber da hat er die Unwahrheit gesagt. Von Junie habe ich erfahren, dass er zur fraglichen Zeit in Aktenschränken herumgestöbert hat. Und was um alles in der Welt hat Ralph Dudley an einem Wochenende in der Kanzlei verloren? Ich habe seine Tageszettel durchgesehen. Er hat für den betreffenden Samstag nicht einen Klienten angegeben. Also kann das, was er dort gesucht hat, nur etwas Persönliches gewesen sein …«
»Haben Sie denn Fingerabdrücke von ihm entdeckt?«
»Nein, aber da gibt es ein paar Abdrücke, die ich bislang noch nicht identifizieren konnte.«
Reece schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen. »Hört sich nicht so an, als ließe sich viel daraus machen …«
»Nun – wir haben noch einen Verdächtigen: Wendall Clayton.«
»Wendall?« Reeces Miene drückte höchste Überraschung aus.
»Junie hat mir erzählt, dass sie an jenem Samstagabend mit Clayton in Streit geraten sei. Er war wohl ziemlich sauer darüber, sie im Konferenzraum anzutreffen. Und bei ihm war ein Mann, den Junie nicht kannte. Ihren Angaben zufolge ein junger Mann. Sie sagte noch, er habe ausgesehen wie eine Schwuchtel.«
»Aber haben Sie nicht gesagt, Wendalls Name stehe auch nicht auf der Computerliste?«
»Nun, ja und nein. Er steht nicht auf der Liste für den Samstag, aber auf der für den Freitag. Clayton hat am Freitag angefangen, sich mit einem Fall zu beschäftigen, und die Kanzlei den ganzen Samstag hindurch nicht verlassen.«
»Natürlich, die TRO-Geschichte. Davon habe ich gehört. Komisch, jetzt, da Sie es erwähnen, fällt mir ein, dass er mich am Freitagabend zu sich gerufen hat, weil er wollte, dass ich ihm bei der Sache helfe.«
»Wirklich?«
»Ich habe ihm aber erklärt, dass ich mich auf zwei Prozesse vorbereiten müsse und deswegen keine Zeit dafür habe. Moment, wenn ich mich recht erinnere, hat er mich sogar gefragt, ob ich zufällig Samstagabend in der Kanzlei sei. Interessant, nicht wahr …«
»Junie erzählte noch, er habe sich in einem der kleinen Konferenzräume vergraben. Ich vermute, sie meint den direkt neben der Bibliothek. Wendall blieb bis drei Uhr am Sonntagmorgen. Damit hat er die Kanzlei am Samstag nicht verlassen und taucht deswegen auch nicht auf der Computerliste auf. Ich habe mir seine Arbeitszeiten angesehen. Für den Samstag hat er achtzehn Stunden aufgeschrieben. Ihm blieben also nur sechs Stunden Zeit zu schlafen … oder in Ihrem Aktenschrank herumzustöbern.«
»Fingerabdrücke?«
»Keine verwertbaren.«
»Wendall Clayton, nein, das kann ich einfach nicht glauben!« Die Frivolität einer solchen Annahme schien Reece ernstlich zu irritieren. »Warum sollte er so etwas tun? Was für ein Motiv könnte ihn dazu bewegt haben? Er ist doch so reich, dass er nicht noch mehr Geld braucht. Wendall hat …«
»Wessen Klient ist die Schweizer Bank?«, fragte Taylor ganz ruhig.
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Die Banque Genève wird von Donald Burdick betreut. Sie ist einer seiner ältesten und kapitalkräftigsten Klienten.«
»Und was passiert, wenn wir den Fall verlieren, weil der Wechsel zum Zeitpunkt des Verfahrens noch nicht wieder aufgetaucht ist?«
»Was dann passiert? Nun, da gibt es zwei Varianten. Erstens: Die Banque de Genève kündigt die Verträge mit uns auf. Zweitens: Sie verklagt die Kanzlei und insbesondere mich wegen Veruntreuung.«
»Bleiben wir doch bei der ersten Möglichkeit. Die Schweizer Bank lässt sich in Zukunft von einer anderen Kanzlei betreuen. Damit würde Donald Einnahmen in Höhe von
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