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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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als Bestattungsunternehmer. So mussten wir es Dritten gegenüber immer angeben.«
    »Jetzt machen Sie nicht ein so abwehrendes Gesicht. Sie werden von mir ganz bestimmt keine Witze darüber hören.«
    Taylor lächelte schief und zählte gängige dumme Bemerkungen auf: »Ist ja wohl ein todsicheres Geschäft, oder? Hat sich bestimmt noch kein Kunde nachträglich beschwert, was? Bekommen Ärzte, die über ein Dutzend Kunden zugeführt haben, eigentlich Mengenrabatt?«
    »Man hat Sie in der Schule vermutlich oft gehänselt, oder?«
    »Das können Sie laut sagen. Die Vororte von St. Louis sind berühmt für ihre liberale Gesinnung. Wäre ich eine Schwarze oder Latina gewesen, hätte ich sicher kaum Probleme gehabt. Doch die Kinder von Bestattungsunternehmern sind leider keine von den Minderheiten, die unter dem besonderen Schutz der Verfassung stehen. Aber ich schätze, das hat mir wohl auch den einen oder anderen Vorteil eingebracht. Auf der High School war ich schon so abgehärtet, dass der Spott mir nicht mehr viel anhaben konnte.«
    »Und haben Sie nie den Wunsch verspürt, das Familienunternehmen fortzuführen? Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber gestorben wird immer. Das Bestattungswesen ist also ein einträgliches Geschäft und hat die niedrigste Konkursrate unter allen mittelständischen Unternehmen in Amerika.«
    »Ich möchte gern etwas Neues versuchen. Taylor Lockwood, Bestattungen und Rechtsberatung. Verstehen Sie? Damit hätte ich beide Märkte abgedeckt, und danach könnte sich wirklich keiner der Kunden mehr beschweren.«
    Reece lachte laut auf. Dann fiel sein Blick auf die Stereoanlage, und er sagte: »Ich habe mir übrigens Ihr Band auf dem Rückflug von New Orleans angehört. Um ehrlich zu sein, ich hatte mit etwas netter Musik gerechnet, aber was ich dann zu hören bekam, war wirklich gut. Mehr noch, es hat mich vom Stuhl gehauen.«
    Taylor lief knallrot an. »Na ja, wenn mir ein paar gute Studiomusiker und ein tüchtiger Produzent zur Seite gestanden hätten …«
    »Nein, ehrlich, es war toll. Gershwin direkt neben Thelonious Monk. Und dazwischen Ihre eigenen Stücke … Wirklich, es hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich glaube, Sie werden Ihren Weg noch machen. Sie stürmen bis an den Gipfel, und dann haben Sie alle Ihre Freunde bei Hubbard, White & Willis rasch vergessen.«
    »Die Antworten von den Schallplattenverlagen waren bislang alles andere als ermutigend.«
    »Sie brauchen ja auch nur einen, der Ja sagt.«
    Zwanzig Uhr dreißig. Sie konnte nichts riechen, das mit Essen zu tun hatte. Wollte er sie ausführen? Also der erste Minuspunkt. Er kann nicht kochen. Trotzdem ist er immer noch eine gute Partie. Versprichst du, die hier Anwesende zu lieben, zu ehren …
    Es läutete an der Tür.
    »Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment.«
    Er ließ einen jungen Mann in die Wohnung, der Taylor kurz zunickte und dann aus einer riesigen Tüte Schachteln herausholte. Reece deckte inzwischen den Tisch mit Porzellantellern, Silberbesteck und einem Kerzenhalter.
    Der junge Mann fragte: »Möchten Sie, dass ich den Wein einschenke, Mr. Reece?«
    »Nein. Aber trotzdem vielen Dank, Robert.« Er unterzeichnete die Rechnung und gab sie ihm zurück.
    »Dann wünsche ich noch einen angenehmen Abend, Sir.«
    … in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?
    »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus«, sagte Reece. »Mir bleibt einfach nicht die Zeit, selbst zu kochen. Und auszugehen käme mir zu …«, er schien nach einem passenden Wort zu suchen und fand dann eines, das Taylor durchaus gutheißen konnte, »… zu unpersönlich vor.«
    Sie hob ihr Glas, lächelte kurz und dachte: Ja, ich will.

…Sechzehn
    Das Dinner bestand aus Blini mit Beluga-Kaviar und saurer Sahne, Kalbsmedaillons mit frischen Trüffeln in Marsala-Sauce, blanchierten Endivien und kalten marinierten grünen Bohnen.
    Sie sprachen über die Kanzlei, die Partner, Affären, darüber, wer schwul war, wer demnächst die Partnerschaft angeboten bekam und wer sich diesbezüglich keine Hoffnungen zu machen brauchte. Taylor steuerte den größten Teil der Neuigkeiten bei, und sie wunderte sich insgeheim darüber, wie wenig er über die Gerüchte und das Gemauschel in der Kanzlei informiert war. Sie hielt es für höchst eigenartig, dass diejenigen, die sich dafür entschieden hatten, Prozessanwalt zu werden, und sich dabei mit mächtigen Gegnern herumschlagen mussten, dazu zu neigen schienen, sich von ihrer Umgebung zu

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