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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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noch unten in der Bibliothek saß.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich bin zur Bibliothek und habe durch den Türspalt gesehen. Er lag in seinem Fernsehsessel, den Kopf zur Seite gekippt, als wäre er eingeschlafen.«
    Er wartete, weil sie von sich aus weitersprechen sollte.
    »Dann ist mir der Gestank aufgefallen«, hauchte sie mit schwacher Stimme. Er wusste genau, welchen Gestank sie meinte. »Und ich habe gedacht, vielleicht hatte er einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt und hat sich voll gemacht. Nur
    eine einzige Lampe leuchtete, es war fast dunkel im Zimmer; aber als ich reinkam, sah ich ihn aus einem anderen Blickwinkel und dann sah ich... das Blut. Auf der anderen Seite des Kopfes. Die Spritzer...« Ihre Stimme versagte.
    »Ich hatte Angst, dass er noch im Haus sein könnte. Oben. Dass deshalb Licht brannte. Ich habe noch überlegt, ob ich nach oben gehen soll...« Wieder verstummte sie.
    »Das haben Sie hoffentlich nicht getan.«
    »Nein. Aber ich wollte«, flüsterte sie. »Ich wollte ihn kriegen. Stattdessen bin ich zurück in die Küche, habe meine Pistole und mein Handy geholt und mich in die Ecke gequetscht, und dann habe ich angerufen.«
    »Wo ist Ihre Pistole jetzt?«
    »In meiner Handtasche. Ich habe sie wieder hineingelegt, als der erste Streifenwagen ankam.«
    »Darf ich sie sehen?«
    »Sie liegt auf der Kochinsel.«
    »Würden Sie bitte die Waffe holen?«
    Sie stand auf und stakste wie ein Zombie hinüber in die Küche. Er folgte ihr und beobachtete, wie sie die Pistole aus der Tasche holte. Sie steckte in einem Holster, und das Magazin im Griff war voll. »Ich lade sie immer nach, wenn ich auf dem Schießstand war«, erklärte sie und rieb sich über die Stirn.
    Sie hatte die Waffe nicht gereinigt - noch nicht, denn er würde darauf wetten, dass sie das regelmäßig tat -, und der Gestank von verbranntem Pulver haftete noch daran. Die ballistischen Spuren würden nicht übereinstimmen, das war sicher; sie war zu klug, um so einen dummen Fehler zu machen. Er nahm nicht an, dass sie den alten Herrn auf dem Gewissen hatte, aber er durfte die Möglichkeit auch nicht von vornherein ausschließen. Die meisten Mörder stammten aus dem unmittelbaren
    Umfeld des Opfers, darum stand sie eindeutig auf der Verdächtigenliste, bis ihre Unschuld erwiesen war.
    Sie sah ihm mit ausdrucksloser Miene und leerem Blick zu. Sie war vollkommen in sich selbst versunken; manche Menschen reagierten auf Stress, indem sie völlig dicht machten.
    »Setzen wir uns wieder«, schlug er vor, und sie gehorchte. »Haben Sie noch mehr seltsame Geschenke oder eigentümliche Anrufe bekommen?«
    »Nein, nur dieses eine Geschenk. Sonst nichts. Einmal hatte ich das Gefühl, dass ich verfolgt werde, aber da hatte ich mich getäuscht.«
    »Wieso das?«
    »Weil er abgebogen ist. Und es war ein weißer Jaguar. Kein Mensch würde versuchen, ein anderes Auto in einem weißen Jaguar zu verfolgen.«
    »Außer jemandem, der kein anderes Auto hat.« Aber wer sich einen Jaguar leisten konnte, konnte sich mit Sicherheit auch ein zweites Auto leisten. Jaguars waren einfach zu auffällig.
    Wahrscheinlich wurde sie also nicht von einem Irren verfolgt. Trotzdem war das ihr erster Gedanke gewesen, als sie ins Zimmer getreten war und den Leichnam von Richter Roberts entdeckt hatte. »Sie haben neulich erwähnt, dass Richter Roberts mehrere Morddrohungen erhalten hätte. Wissen Sie irgendwas darüber?«
    »Seine Familie müsste das genauer wissen. Ich weiß das Wesentliche, aber das war vor meiner Zeit hier. Seine Familie -mein Gott, ich muss seine Tochter anrufen.«
    »Wir werden seine Angehörigen benachrichtigen«, beschwichtigte er sanft, weil ihr dieser Gedanke unerträglich schien. »Haben Sie die Namen und Telefonnummern?«
    »Ja, natürlich.« Sie rieb wieder ihre Stirn. »Er hat zwei Söhne und eine Tochter.« Sie gab ihm die Namen und Nummern, verfiel dann in tiefes Schweigen und starrte wieder auf die Tischdecke.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte er und stand auf. Er wollte den Tatort selbst in Augenschein nehmen und sich auch das restliche Haus ansehen.
    Er war schon fast an der Tür, als sie fragte: »War er oben?«
    Er blieb stehen. »Als die Streifenbeamten nachgesehen haben, war niemand sonst im Haus.« So viel wusste er bereits aus dem Bericht, den er auf der Herfahrt über Funk bekommen hatte.
    »Er ist auch nicht aus dem Fenster geklettert oder so?«
    »Nichts deutet darauf hin, dass jemand im Haus war. Kein offenes

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