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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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die Herrschaft über seine Eingeweide zu verlieren oder so von seiner Familie aufgefunden zu werden. Wahrscheinlich wäre es ihm ebenso peinlich gewesen, dass sie ihn so gefunden hatte, aber dies war immer noch die am wenigsten unangenehme Variante.
    Die Rolltreppe begann die Passagiere aus dem eben gelandeten Flugzeug auszuspeien; Barbara und ihre Familie waren unter den Ersten. Barbara war eine schlanke, hübsche Frau mit attraktiven grauen Strähnen in den kurzen blonden Haaren; sie hatte rot geweinte Augen und war blass, hielt sich aber tapfer. Noch von der Rolltreppe aus entdeckte sie Sarah und eilte, kaum dass sie unten angekommen war, schnurstracks auf sie zu, um sie in die Arme zu schließen. In Sarahs Augen brannten Tränen; die ganze grauenvolle Nacht durch hatte sie sich verzweifelt nach jemandem gesehnt, der sie in die Arme nahm, damit sie sich nicht mehr so entsetzlich allein fühlte.
    »Haben Sie schon was von Jon gehört?«, fragte Barbara, nachdem sie sich wieder von ihr gelöst und mit einem zerfransten Papiertaschentuch ihre Augen trockengetupft hatte.
    »Sie sind um zwei Uhr früh aus Mobile abgefahren und müssten demnächst im Hotel ankommen.«
    »Hoffentlich fährt er vorsichtig.«
    »Ich habe ihn überredet, Julia fahren zu lassen.«
    »Sie sind zu gut.« Barbara umarmte sie erneut. »Sie haben immer noch alles im Griff. Hat die Polizei schon irgendwas herausgefunden?«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste. Ich bin keine Angehörige, deshalb teilt man mir nichts mit.« Aber auch sonst hätte Cahill ihr nichts verraten, schließlich stand sie unter Verdacht.
    »Ich hab immer gewusst, dass eines Tages einer dieser verfluchten Dreckskerle aus dem Knast kommen und sich an ihm rächen würde«, erklärte Barbara angespannt. »Ich habe es immer gewusst.«
    Wieder kochte das schlechte Gewissen in Sarah hoch. »Ich hätte da sein müssen.«
    »Quatsch«, fuhr Barbara sie energisch an. »Sie hatten Ihren freien Tag; es gab keinen Grund für Sie, im Haus zu bleiben. Sie konnten schließlich nicht vierundzwanzig Stunden am Tag auf ihn aufpassen. Wahrscheinlich hat dieses Monster das Haus observiert und Sie wegfahren gesehen. Wenn überhaupt jemand Schuld hat, dann ich, weil ich keinen Wachdienst engagiert habe. Sie haben keine Schuld; ich werde nicht zulassen, dass Sie auch nur auf den Gedanken kommen, haben Sie verstanden?«
    Dafür war es schon zu spät. Der Gedanke überfiel Sarah alle fünf Minuten. Und wenn der Richter, wie sie gelähmt vor Angst in den ersten grauenvollen Sekunden gedacht hatte, von dem Widerling umgebracht worden war, der ihr den Anhänger geschickt hatte? Wenn der Killer eigentlich hinter ihr her gewesen war? Den Richter umzubringen war unlogisch, aber solche Menschen dachten nicht logisch, warum sollten sie also logisch handeln? Sie hatte gewusst, dass da draußen ein Irrer herumlief, darum hätte sie zu Hause bleiben und nicht versuchen sollen, ihn auf eigene Faust aus der Reserve zu locken.
    Erst als Cahill sich nach den Morddrohungen erkundigt hatte, war ihr klar geworden, dass diese Antwort viel näher lag. Wenigstens sagte das ihre Vernunft; ihr Gefühl hatte diesen ersten spontanen Verdacht noch längst nicht zu den Akten gelegt.
    »Es ist genauso wenig Ihre Schuld«, antwortete sie mit fester Stimme. »Sondern einzig und allein die Schuld des Mannes, der den Abzug gedrückt hat. Das dürfen wir auf keinen Fall vergessen.« Trotzdem hätte sie zu Hause sein müssen. Wäre dieser dreimal verfluchte Anhänger nicht gewesen, hätte sie den Abend zu Hause verbracht.
    Barbaras Ehemann Dwight stand mit dem neunzehnjährigen Shaw am Gepäckkarussell und wartete auf die Koffer. Die fünfzehnjährige Blair wartete etwas abseits allein und sah so elend aus, wie nur ein Teenager aussehen kann. Das honigblonde Haar war metallisch blau gesträhnt, und an ihrer linken Braue glänzten mittlerweile zwei goldene Ringe.
    »Wow.« Sarah ging zu ihr hin und schloss das Mädchen in die Arme. »Zwei Ringe. Wann hast du dir den anderen stechen lassen?«
    »Der ist nicht echt«, gestand sie. »Ich wollte Granddaddy nur einen Schreck einjagen, aber - dafür ist es jetzt zu spät!« Ihr Gesicht fiel in sich zusammen, dann presste sie sich an Sarah und verbarg das Gesicht an ihrer Schulter. Ihr dünner Körper bebte unter lautlosen Schluchzern.
    Barbara nahm sich ihrer Tochter an, drückte sie an ihre Brust und wiegte sie wie einen Säugling hin und her. Dwight und Shaw kamen

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