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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ihr Rückgrat. Vielleicht war er nur kurz nach oben gegangen und würde gleich wieder herunterkommen, um die Abendnachrichten zu sehen. Sie hörte keine Geräusche von oben, aber das konnte auch an dem Geplärr aus dem Fernseher in der Bibliothek liegen.
    Sie trat an die Tür zur Bibliothek und wagte einen verstohlenen Blick hinein. Nur eine kleine Lampe war eingeschaltet, so wie er es beim Fernsehen gern hatte. Er saß wie immer in seinem ledernen Fernsehsessel, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Allem Anschein nach war er beim Fernsehen eingeschlummert.
    Aber warum brannte dann oben Licht?
    Dann bemerkte sie den Geruch. Er war schwer zu identifizieren, ein Gemisch aus Fäkalien und... noch etwas. Naserümpfend und augenblicklich hellwach - war er krank, hatte er vielleicht einen Schlaganfall erlitten? - trat sie ins Zimmer.
    Als sie ihn aus einem anderen Winkel sah, blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Nein. Oh nein.
    Überall im Zimmer waren dunkle Flecken und Kleckse verteilt, und selbst in diesem Dämmerlicht konnte sie erkennen, dass einige der Kleckse aus einer weichen Masse bestanden. Sie schluckte schwer, blieb reglos stehen und lauschte nach dem Eindringling. Sie hörte die Uhr ticken, ihr Herz pochen, doch sonst war niemand in der Nähe... wenn er nicht noch oben war.
    Sie wollte zum Richter stürzen. Sie wollte seinen Kopf aufrichten, das Blut abwischen, das aus der kleinen, runden Wunde an der Seite des Kopfes auf seinen Hals gesickert war. Und vor allem... vor allem wollte sie das klaffende Loch auf der anderen Seite des Kopfes bedecken, wo es ihm den halben Schädel weggesprengt hatte. Sie wollte weinen, sie wollte schreien, sie wollte nach oben hasten und den Mörder suchen - suchen und töten, weil sie ihn auf gar keinen Fall auch nur eine Sekunde am Leben lassen würde, wenn sie ihn wirklich finden sollte.
    Doch sie tat nichts von alledem. Stattdessen schlich sie rückwärts aus der Bibliothek, ängstlich darauf bedacht, nichts zu berühren, damit sie nur ja keine Fingerabdrücke verschmierte, und eilte dann in die Küche zurück, wo sie ihre Handtasche auf der Kochinsel abgestellt hatte. Sie hatte ihr Handy darin, weil sie es überflüssig fand, zu Hause mit dem Handy herumzulaufen.
    Sie hatte sich getäuscht.
    Sie nahm auch die Pistole aus der Tasche und drückte sich dann mit dem Rücken in eine Ecke, damit er sie nicht hinterrücks überrumpeln konnte, falls er immer noch im Haus war. Mit zitternden Fingern schaltete sie das Handy ein und wartete, bis die Verbindung hergestellt war. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, obwohl wahrscheinlich wie immer nur wenige Sekunden verstrichen, ehe das Handy Empfang anzeigte. Sie tippte die Notrufnummer ein und wartete auf die Stimme am anderen Ende.
    »Notrufzentrale.«
    Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen, doch das wagte sie nicht. Sie versuchte zu sprechen, aber kein Laut kam über ihre Lippen.
    »Notrufzentrale. Hallo?«
    Sie schluckte und brachte ein kleines Stimmchen zustande. »Ich rufe aus der Briarwood Street siebenundzwanzig-dreizehn an. Man hat auf meinen Dienstherrn geschossen. Er ist tot.«
    Anders als bei seinem ersten Besuch war diesmal das ganze Haus grell erleuchtet. Die Auffahrt, die Straße, selbst der Gehweg waren mit Fahrzeugen voll gestellt, auf denen größtenteils Einsatzlichter blinkten. Die Schaulustigen wurden mit polizeilichen Absperrbändern abgedrängt, doch diesmal waren die Ereignisse so aufwühlend, dass die Nachbarn ganz vergessen hatten, wie unfein Gaffen war; in allen Häusern brannte Licht, und die Anwohner hatten sich hinter der gelben Absperrung versammelt, wo sie tuschelnd Neuigkeiten austauschten. Ein Polizist filmte die Schaulustigen, weil Mörder oft an den Tatort zurückkehrten, um das Schauspiel mitzuverfolgen.
    Gerade kamen die Übertragungswagen der lokalen Fernsehsender angerauscht, darum huschte Cahill schnell unter der Absperrung durch, ehe ihn jemand abfangen konnte.
    Die Haustür war zu und wurde von einem uniformierten Polizisten bewacht, der ihm kurz zunickte und ihn dann ins Haus ließ. Die Leute von der Spurensicherung waren schon an der Arbeit, alles abstaubend, katalogisierend und fotografierend. Das Notarzt-Team stand tatenlos herum, weil es für sie offensichtlich nichts zu tun gab. Es gab niemanden zu retten, keine Wunden zu versorgen, nur einen Leichnam abzutransportieren.
    Ein Mord in Mountain Brook war eine Sensation. Den letzten hatte es... wann, vor fünf Jahren gegeben? Und wenn das

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