Ein toedlicher Verehrer
mir gegenüber nie etwas davon erwähnt.«
»Er war sicher, dass Sie ablehnen würden«, erklärte Jon.
»Verzeihung«, sagte Sarah unvermittelt und floh ins Bad, bevor sie sich endgültig blamierte und wie ein kleines Kind zu flennen begann. Kaum hatte sie die Badezimmertür hinter sich geschlossen, fiel ihr Gesicht in sich zusammen, und sie presste ein Handtuch auf ihren Mund, um ihr Heulen zu ersticken.
Nur mit äußerster Willenskraft bekam sie sich wieder in die Gewalt, schluckte ihre Schluchzer hinunter und tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen trocken, bevor die Tränen das Mascara verschmieren konnten. Ein paar tiefe Atemzüge brachten wenigstens eine Ahnung von innerer Ruhe zurück.
Noch nie war sie so gerührt gewesen wie angesichts der Neuigkeit, dass der Richter ihr etwas vermacht hatte. Sie wurde gut bezahlt und sie hatte sich ausgesprochen gern um ihn gekümmert. Sie hatte ihn geliebt, weil er so nett und humorvoll, so altmodisch und so gütig gewesen war. Sie hatte bestimmt nicht damit gerechnet, etwas zu erben, und hätte tatsächlich versucht, ihm diesen Gunstbeweis auszureden. Schließlich hatte sie nicht einmal drei Jahre für ihn gearbeitet; wie konnte sie sich da mit seinen Kindern, seinen Freunden aus Jugendtagen auf eine Stufe stellen?
Aber offenbar hatte er anders darüber gedacht, und seine Familie ebenfalls. Angesichts dieser Großzügigkeit schossen ihr erneut Tränen in die Augen, die sie energisch wegtupfte. Die Angehörigen hatten auch so schon genug zu erdulden, ohne dass Sarah sie mit ihrem Kummer belastete.
Ein kalter, nasser Waschlappen kühlte ihre Wangen und linderte, fest gegen ihre Stirn gepresst, die Kopfschmerzen. Am liebsten hätte sie sich mit einem Eisbeutel auf der Stirn ins Bett gelegt, aber das würde ebenso warten müssen wie das Weinen.
Als sie sich halbwegs gefasst hatte, kehrte sie ins Zimmer zurück. »Verzeihung«, murmelte sie und setzte sich wieder auf ihren Platz neben Cahill.
»Ich nehme an, Sie haben das nicht gewusst.«
Sie schüttelte den Kopf. Er konnte ihr glauben oder auch nicht. Sie brachte nicht die Kraft auf, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
»Daddy hat uns beschworen, nichts zu verraten«, sagte Barbara. Ein kleines, trauriges Lächeln zupfte an ihren Lippen. »Es hat ihm enormen Spaß gemacht, Sie auszutricksen. Er hat immer gesagt, das sei das Einzige, womit er Sie wirklich drankriegen würde.«
»Er hat erzählt, dass Sie seine Schokoriegel konfisziert haben.« Auf Shaws Gesicht breitete sich ein richtiges Lächeln aus, das für einen kurzen Moment die Trauer und Anspannung vertrieb. »Wenn er bei uns zu Besuch war, hat er die Dinger kiloweise verschlungen, weil er genau wusste, dass er daheim keine mehr bekommen würde.«
»Und seine Twinkies. Immer wenn ich zu Besuch war, habe ich ihm ein paar Twinkies zugesteckt«, gestand Blair.
Sarah stöhnte auf und blickte reihum in die verlegen lächelnden Gesichter. »Kein Wunder, dass ich solche Mühe hatte, seinen Cholesterinspiegel zu senken!«
Barbara tätschelte ihr das Knie. »Er hat Sie geliebt, weil Sie immer für ihn da waren. Wir lieben Sie, weil Sie immer für ihn da waren. Als er erzählte, dass er Sie ins Testament aufnehmen wollte, waren alle sofort dafür.«
Mit einem Räuspern machte Cahill auf sich aufmerksam. »Danke für die Information«, sagte er und stand auf. »Ich weiß, dass dies für Sie alle sehr, sehr schwer ist, und ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Sie haben mein tiefstes Beileid, und wir tun, was wir können, um den Täter zu finden. Ich werde die Namen in den Computer eingeben, und mit etwas Glück werden wir einen dieser Typen in der Gegend ausfindig machen.«
Wie die Lemminge erhoben sich nun auch alle anderen, und unter hektischem Händeschütteln sowie vereinzelten Dankesbezeugungen arbeitete Cahill sich langsam, aber unbeirrbar zur Tür vor. Irgendwie hatte er Sarah am Ellbogen zu fassen bekommen und zog sie mit. »Ich bringe Sie zu Ihrem Wagen«, versprach er.
Sie seufzte in sich hinein. Wahrscheinlich wollte er ihr draußen noch mehr Fragen stellen. Dass sie im Testament berücksichtigt war, machte sie in seinen Augen bestimmt noch verdächtiger. Aber schließlich tat er nur seine Pflicht, darum griff sie hastig nach ihrer Tasche und Sonnenbrille und verabschiedete sich eilig mit der dringenden Mahnung anzurufen, falls irgendwer etwas brauchen sollte. Im nächsten Augenblick hatte er die Tür hinter ihr zugezogen.
Im Lift stand bereits ein
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