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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Pärchen, weshalb er schwieg, während sie zur Lobby hinunterfuhren. Sie traten ins Freie, wo ihr der kaltfeuchte Wind ins Gesicht schlug und sie bibbern ließ. Die Luft kam ihr kälter vor als vorhin, und das Nieseln hatte sich zu einem leichten, trüben Regen verstärkt. Sie schlang die Arme um den Leib und sagte: »Ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Da bin ich auch ziemlich sicher«, sagte er milde.
    Verdutzt sah sie zu ihm auf. »Was sollen dann die misstrauischen Fragen?«
    »Die muss ich stellen. Man wird Sie überprüfen, man wird Sie genau im Auge behalten, und man wird Sie vernehmen.«
    »Also immer schön artig bleiben und nicht bei Rot über die Ampel fahren.«
    »Genau.« Er schlüpfte aus seiner Jacke und hielt sie ihr über den Kopf. »Kommen Sie.«
    Schlotternd eilte sie neben ihm her über den Parkplatz, halb unter seine Jacke gekauert wie ein Küken unter den Flügel seiner Mutter. Sobald sie in ihren TrailBlazer stieg, würde sie die Sitzheizung einschalten.
    »Welche Zimmernummer haben Sie?«, fragte er. »Ich lasse Ihnen eine Jacke bringen. Falls Sie jetzt zurück in Ihr Hotel möchten, meine ich.«
    Sie gab ihm die Zimmernummer und ergänzte trocken: »Hoffentlich schaffe ich es noch so weit, ohne einzuschlafen.«
    Seine Hand schloss sich abrupt um ihren Ellbogen und zwang sie stehen zu bleiben. »Ich fahre Sie.«
    »Und dann sitze ich im Hotel fest. Vielen Dank, aber ich werde es schon schaffen. Ich fühle mich wie gemangelt und ich habe einen Mordsschädel, aber der Kaffee wird mich noch eine Weile auf den Beinen halten.«
    »Sie müssen was essen.«
    »Ich habe was gegessen.« Seine Fürsorge irritierte sie. »Sie haben mich dabei beobachtet.«
    »Vier Bissen. Ich habe mitgezählt.«
    »Und ich hatte schon Mühe, die runterzukriegen. Drängen Sie mich nicht, Cahill.«
    Er hatte sich vor ihr aufgebaut, sodass er zwischen ihr und dem Wagen stand und mit seinen breiten Schultern den Wind abschirmte. Der Regen durchnässte seinen Rücken, aber das schien ihm egal zu sein; schweigend und mit undurchdringlicher Miene sah er auf sie herab. »Was ist denn?« Irritiert trat sie einen Schritt zurück.
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts. Sie sind stehend k.o. Schlafen Sie sich aus.«
    »Toller Plan.« Er gab den Weg frei, und Sarah drückte die Fernsteuerung für die Zentralverriegelung, weil sie es kaum erwarten konnte, aus dem Wind und Regen zu kommen.
    »Sarah«, sagte er, als sie den Schlüssel ins Zündschloss schob. Er hielt sein Jackett immer noch in der Hand, statt es wieder anzuziehen.
    »Ja?«
    »Ich brauche es wahrscheinlich nicht extra zu erwähnen, aber Sie dürfen die Stadt nicht verlassen.«
    Cahill folgte ihr bis zum Mountain Brook Inn, nur um sicherzugehen, dass sie dort ankam, ohne sich selbst oder andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Als sie links auf den Hotelparkplatz bog, tippte er zum Abschied kurz auf die Hupe, und sie hob winkend eine Hand, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Sie hielt sich tapfer, doch der verwirrte, trostlose Ausdruck in ihren Augen weckte seine Beschützerinstinkte. Nicht seine
    Polizisteninstinkte, sondern Mann-Frau-Instinkte, die er im Moment brauchen konnte wie ein Loch im Kopf.
    Zum einen hatte er die Wahrheit gesagt, als er ihr erklärt hatte, er sei ziemlich sicher, dass sie den alten Richter nicht umgebracht hatte. Ziemlich sicher hieß jedoch keineswegs ganz sicher. Sie hatte nicht einmal gefragt, wie viel Geld sie erben würde, was ganz bestimmt nicht normal war. Vielleicht hatte sie sich vor der Familie zurückhalten wollen, aber eigentlich hätte sie fragen müssen, als er mit ihr allein gewesen war... es sei denn, sie kannte die Summe bereits. Und wenn sie gewusst hatte, dass sie hundert Riesen erben würde, hatte sie durchaus ein Motiv, den alten Knaben aus dem Weg zu räumen; es waren weiß Gott schon Menschen für weniger Geld ermordet worden.
    Andererseits musste er ihr zugute halten, dass ihre Trauer und ihr Entsetzen echt wirkten. Ihre Augen waren rot und verquollen vom Weinen; wenn sie sich nicht irgendetwas in die Augen gesprüht hatte, damit es so aussah, als hätte sie geweint. Entweder war sie eine skrupellose Mörderin und eine begnadete Schauspielerin dazu, oder sie trauerte wirklich um den Toten.
    Sein Bauch sagte ihm, dass ihre Trauer aufrichtig war. Aber da sein Bauch gleichzeitig danach lechzte, sie ins Bett zu zerren, musste er den Faktor Lust berücksichtigen, und der hatte schon einmal sein Urteilsvermögen getrübt.

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