Ein toedlicher Verehrer
Portionen Pommes frites. Dazwischen standen überall kleine Papierbecherchen mit Ketchup und Salzpäckchen. Ungläubig starrte Sarah auf die üppige Ladung. »Sie haben zwar gesagt, Sie wären hungrig, aber ich dachte, Sie hätten Hunger wie ein ganz normaler Mensch, nicht wie King Kong.«
Er setzte das Tablett auf dem Tisch ab und ließ sich gegen- | über von ihr nieder. »Ein Teil davon ist für Sie. Hoffentlich mögen Sie Zwiebeln, ich mag sie nämlich. Essen Sie.« Er stellte ihr einen Eistee, einen Burger und eine Portion Pommes frites hin.
»Was hat die Tatsache, dass Sie Zwiebeln mögen, damit zu tun, ob ich sie mag oder nicht«, murmelte sie, während sie gleichzeitig versuchte, ihren Magen zu entknoten. Sie musste unbedingt etwas essen, und normalerweise ging sie genauso gern zu Milo’s wie jeder andere. Sie war bloß nicht sicher, ob sie schlucken konnte und falls ja, ob das Essen auch unten bleiben würde.
»Falls ich mich nicht mehr beherrschen kann und dich küsse, möchte dich nicht mit Zwiebelatem anekeln.« Ohne aufzusehen begann er seine Pommes frites zu salzen.
Klick - kippte die Welt aus den Angeln. Sarahs Blicke irrten verwirrt im ganzen Restaurant umher, um festzustellen, ob sie vielleicht versehentlich in einem Paralleluniversum gelandet war. »Was haben Sie da gerade gesagt, Detective?«, fragte sie flüsternd. Bestimmt hatte sie sich verhört.
»Du hast mich schon verstanden.« Er sah auf und schnaubte. »Du solltest dein Gesicht sehen. Du tust gerade so, als wäre noch nie ein Mann scharf auf dich gewesen.«
Na gut, sie würde eine Magenrebellion riskieren. Sie musste sich irgendwie eine Atempause verschaffen, um diese unerwartete Wendung der Ereignisse zu verdauen. Mit spitzen Fingern zupfte sie ein Pommes frites heraus, tunkte es in Ketchup und biss ab. Die Schärfe und Würze schreckten ihre Geschmacksnerven aus dem Tiefschlaf. Sie kaute und schluckte ausgiebig, bis sie ganz gleichmütig antworten konnte: »Sagen wir mal so -bis jetzt haben mir nur wenige Männer so deutlich wie Sie zu verstehen gegeben, dass sie nicht scharf auf mich sind.«
»Wenn ich schon mal Schiss kriege, dann gleich richtig.« Er wickelte seinen ersten Burger aus, beschneite ihn mit Salz und biss ab.
Sie nahm Zuflucht zu einem weiteren Pommes frites. Nach dem dritten oder vierten kam sie zu dem Schluss, dass sie etwas Deftigeres brauchte, und wickelte ihren Burger aus. Das Wachspapier war überzogen mit dunkler Soße, die zwischen den Brötchenhälften herausgetropft war. Sie biss hinein - oh Gott, himmlisch -, und dachte dabei nach. Sein Sinneswandel kam zu abrupt; da steckte irgendwas dahinter. Na klar, das musste es sein.
»Sie glauben, ich hätte den Richter ermordet«, sagte sie. »Aber Sie haben keine Beweise, darum wollen Sie sich an mich ranmachen, weil Sie hoffen, dass ich mich irgendwann verplappere.«
»Netter Versuch.« Er sah sie an und blickte mit seinen eisblauen Polizistenaugen direkt in ihre Seele. »Pass auf, meine Ex würde dir schon nach fünf Sekunden erklären, was für ein Arschloch ich bin, und verdammt noch mal, vielleicht hätte sie sogar Recht damit. Sogar ich kann dir versichern, dass ich seit meiner Scheidung kein besonders angenehmer Zeitgenosse war. Es war eine Schlammschlacht, und über so was hinwegzukommen, braucht seine Zeit. Ich wollte einfach mit keiner Frau zusammen sein, außer zum -«
Er verstummte, und sie ergänzte: »Zum Bumsen.«
»So direkt wollte ich es eigentlich nicht ausdrücken, aber so war’s.«
Er war also geschieden, und es war keine freundschaftliche Trennung gewesen. Es war bei seelischen Wunden nicht anders als bei körperlichen; es dauerte, bis sie verheilt waren, und die Heilung war ein schmerzhafter Prozess. Folglich standen die Chancen bei ihm auch jetzt nicht gut, aber schließlich war sie hier nicht auf dem Heiratsmarkt. »Wie lang ist das her?«
»Zwei Jahre, seit ich sie dabei erwischt habe, wie sie mich betrogen hat, ein Jahr seit der Scheidung.«
»Autsch. Ziemlich unangenehm.« Wie blöd musste eine Frau eigentlich sein, um so einen Mann zu betrügen? Nicht dass ihr ein Urteil angestanden hätte, aber wäre ihr weiblicher Instinkt eine Katze, dann hätte ihn das Testosteron, das er ausstrahlte, schnurren lassen wie einen Elektrorasierer.
»Ja, das war’s. Aber mittlerweile bin ich drüber weg, vielleicht schon mehr, als mir klar war. Ich finde dich sexy, ich habe versucht, es zu ignorieren, aber ohne Erfolg. Ach übrigens,
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