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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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verderben, dachte sie amüsiert und zwang sich ebenfalls zum Essen.
    Wie von selbst kehrten ihre Gedanken zum Richter zurück; wie auch nicht, wenn sein grausames Schicksal der Grund dafür war, dass Cahill die Lankfords überprüfen wollte? Morgen war der Mord vier Wochen her; jeder Mittwoch war für sie ein Trauertag. Sie wusste nicht, ob sie je wieder einen Mittwoch erleben würde, ohne von den Erinnerungen daran gepeinigt zu werden.
    »Es gibt nichts Neues über den Mord an Richter Roberts, oder?«, fragte sie, obwohl sie glaubte, dass er das von sich aus erzählt hätte. Andererseits vielleicht auch nicht; er ließ sich nur selten und widerwillig über seine Arbeit aus.
    »Nein. Aber wir geben nicht auf. Es muss ein Motiv geben, und früher oder später werden wir es finden. Irgendwann wird jemand reden und irgendwas ausplaudern, und wir werden es erfahren. Oder jemand wird sauer, ruft uns an und erzählt uns alles. Wir ermitteln immer noch, wir zeigen sein Bild herum und versuchen, ein paar Erinnerungen rauszuschütteln. Irgendwas wird dabei schon rumkommen. Früher oder später wird irgendwas dabei rumkommen.«

19
    Er traute seinen Ohren nicht, als er davon erfuhr, und natürlich musste er es erfahren; Mountain Brook war ein Kaff, hier kannte jeder jeden; irgendwann kam alles ans Licht. Sie hatte eine Stelle bei diesen neureichen Lankfords angetreten, in diesem grässlichen Haus, das nur zu deutlich bewies, wie neureich sie waren. Er erhielt einen netten kleinen Brief, in dem sie ihm höflich mitteilte, dass sie sich für ein anderes Angebot entschieden habe.
    Er hielt den Brief in der Hand und starrte auf ihre korrekte, entschiedene Unterschrift. Unzählige Male hatte er ihn schon durchgelesen, seit er ihn erhalten hatte, doch die Worte blieben stets dieselben. Beinahe meinte er, sie auf dem Papier zu riechen, ihren leichten, frischen Duft, der ihm einen fast schmerzhaften Stich versetzte, weil ihr Platz doch eigentlich hier war.
    Ihr Platz war bei ihm. Mit jedem Tag schmerzte ihre Abwesenheit mehr, so als würde ihm etwas Entscheidendes in seinem Leben fehlen. Es war unerträglich.
    Er rieb mit dem Papier über sein Gesicht und suchte Trost in dem Wissen, dass sie dieses Papier berührt hatte, dass sie es ihm geschickt hatte.
    Wie konnte sie ihm das antun? Wusste sie denn nicht -? Aber natürlich nicht. Sie konnte es nicht wissen, ermahnte er sich selbst. Er durfte ihr nicht gram sein, denn schließlich hatte sie ihn noch gar nicht kennen gelernt. Erst von diesem Augenblick an würde sie begreifen, wie perfekt sie zusammenpassten. Wahrscheinlich taten ihr diese schrecklichen Lankfords nur Leid und sie versuchte, ihrem protzigen Lebensstil einen Hauch von Klasse zu verleihen. Ein vergeblicher Versuch, doch seine Sarah war von wahrhaft tapferer Wesensart. Sie würde nicht von ihrem Bemühen ablassen, bis ihr Herz unter der Vergeblichkeit ihres Tuns zerbrach.
    Er kannte die Lankfords persönlich, Geschäft war schließlich Geschäft. Trotzdem war er nie bei ihnen zu Hause gewesen; vielleicht war es an der Zeit für einen Besuch. Eine Einladung zu erhalten, wäre kein Kunststück; sie luden mit vaudevilleskem Gusto Gäste in ihr Heim ein, so als hätten sie keine Ahnung von den Freuden der Einsamkeit und Stille...
    Was für eine wunderbare Idee, die Lankfords zu besuchen; er würde Sarah persönlich kennen lernen, immerhin würde sie zweifelsfrei alles beaufsichtigen. Vielleicht würde sie ihm sogar vorgestellt. Normalerweise wurden die Gäste nicht mit dem Dienstpersonal bekannt gemacht, aber Merilyn Lankford wäre ein derart tölpelhafter Fauxpas durchaus zuzutrauen. Nicht dass Sarah eine gewöhnliche Bedienstete war; sie war eine Königin, auf ihre eigene Weise, doch lag ihr Reich stets im Verborgenen. Sie hatte es verdient, über seine Welt zu herrschen statt über dieses Monument der Geschmacklosigkeit.
    Um Sarahs willen und um seiner selbst willen musste er sie erretten. Er musste zur Tat schreiten, je eher desto besser. Doch durfte er dabei nicht sorglos vorgehen. Planung und Überlegung waren gefragt, gepaart mit nicht unbeträchtlicher Raffinesse. Er sah der Herausforderung freudig entgegen.
    Menschen waren Gewohnheitstiere; sie webten ihr Lebensmuster aus vielen kleinen, fest vorgegebenen Fäden und hielten sich dann an diese Fäden, weil das bequemer war, als ständig das Muster zu wechseln. Die Psychologen erklärten dieses Phänomen damit, dass die meisten Menschen das Bekannte, so schrecklich es

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