Ein toedlicher Verehrer
richtig. Sie wollte unabhängig bleiben, ganz gleich, wie oft und wie lang sie bei ihm zu Hause war.
Nachdem Sarah sich mit Merilyn über ihr Gehalt, ihre Aufgaben, die zusätzlichen Leistungen und freien Tage geeinigt hatte, strahlte Merilyn sie mit einem gleißenden Cheerleaderlächeln an. »Und wann können Sie anfangen?«
Sarah entschied sich ganz spontan. »In zwei Tagen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich schon morgen meine Sachen in den Bungalow bringen. Dann müsste ich mich noch einmal mit Ihnen und Mr. Lankford zusammensetzen, um den Tagesablauf und Ihre Wünsche zu besprechen, und ich hätte gern einen Plan des Hauses, falls das möglich wäre.«
»Es ist ein einziges Labyrinth, nicht wahr? Ich gebe Ihnen einfach den Grundriss; wir haben mindestens zehn, fünfzehn Kopien übrig«, meinte Merilyn fröhlich. »Wir haben das Haus zwar gebaut, aber sogar ich komme manchmal durcheinander und muss aus dem Fenster schauen, damit ich weiß, wo ich bin. Sie wissen schon, wenn heute Dienstag ist, dann muss dies das Wohnzimmer sein, so in der Art. Nur dass es in den Filmen immer Belgien hieß, nicht Wohnzimmer, aber Sie verstehen mich bestimmt.«
»Es ist bestimmt lustig«, meinte Sarah lächelnd.
»Lustiger, als Sie sich vorstellen können. Das Haus zu bauen war ein einziges Abenteuer; wir haben den Architekten in den Wahnsinn getrieben, weil uns praktisch jeden Tag etwas Neues eingefallen ist, aber wir haben ihm einen anständigen Bonus gezahlt, er kann sich also nicht beschweren. Dies ist wahrscheinlich das einzige Haus, das wir je bauen werden, es sei denn, es brennt ab oder so, was Gott verhüten möge, darum haben wir uns keinerlei Grenzen gesetzt. In den ersten Nächten, die wir hier verbracht haben, haben wir Verstecken gespielt wie die kleinen Kinder. Ich kann es kaum erwarten, dass wir endlich Enkel bekommen, damit ich mit denen Verstecken spielen kann, es gibt hier einfach unendlich viele erstklassige Verstecke.« Plötzlich klatschte sie sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Was rede ich da? Ich bin viel zu jung, um Großmutter zu werden! Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist; seit einem Jahr kommen mir ständig solche Bemerkungen über die Lippen. Glauben Sie, ich brauche mehr Ostrogen?«
Sarah lachte. »Oder ein paar Enkel.«
»Bethany, meine Älteste, ist erst vierundzwanzig, und das kommt mir so jung vor, viel zu jung, um eine Familie zu gründen, ich hoffe, sie wird noch ein paar Jahre warten. Andererseits war ich erst zwanzig, als ich sie bekommen habe, und ich habe mich damals bestimmt nicht für zu jung gehalten.«
»Das tun wir nie«, murmelte Sarah.
Sie einigten sich auf einen ganz einfachen Vertrag; dann händigte Merilyn ihr einen Satz Schlüssel für das Flaus und den Bungalow aus, verriet ihr den Zahlencode für das Tor und die Alarmanlage und überreichte ihr eine Kopie der Blaupausen, die sich als riesige, gut zwei Kilo schwere Rolle von mindestens dreißig Seiten entpuppte. Leicht benommen durch das Tempo, mit der Merilyn die Dinge erledigte, fuhr Sarah nach Hause und rief Barbara an, um ihr mitzuteilen, dass sie, soweit nichts Unvorhergesehenes dazwischen gekommen war, fertig mit Ausräumen und Packen sei und morgen ausziehen würde, um das Haus für die neuen Besitzer frei zu machen.
»Wohin ziehen Sie?«, fragte Barbara. »Ich möchte Sie nicht aus den Augen verlieren, Sarah. Sie waren fast drei Jahre lang ein Teil unserer Familie, und es wäre mir unerträglich, nicht zu wissen, wo Sie sind und wie ich mit Ihnen Verbindung aufnehmen kann.«
»Ich trete eine Stelle bei Sonny und Merilyn Lankford an der Brookwood Avenue an.«
»Ach«, sagte Barbara. »Neues Geld.« Die Lage, die Lage; sie verriet einfach alles.
»Ganz neues Geld, und sie geben es mit vollen Händen aus.«
»Gott segne sie. Haben Sie die Telefonnummer zur Hand?«
»Ich habe dort einen eigenen Anschluss, ich werde Ihnen dessen Nummer geben.« Sie hatte sich die Ziffern bereits eingeprägt und ratterte sie jetzt herunter. »Und Sie haben immer noch meine Handy-Nummer, oder?«
»In meinem Adressbuch. Ich werde gleich bei der Bank anrufen und Ihnen noch morgen das Gehalt für diesen Monat überweisen lassen. Passen Sie auf sich auf!«
»Sie auch.«
Nachdem Sarah aufgelegt hatte, ließ sie sich einen Moment Zeit, um den Blick ein letztes Mal durch die beiden gemütlichen Zimmer schweifen zu lassen, die ihr Zuhause gewesen waren. Dann schüttelte sie die melancholische Nostalgie ab und begann
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