Ein toedlicher Verehrer
verprügelt, so trostlos fand er den Anblick. In nur wenigen Wochen hatte er sich dermaßen daran gewöhnt, Sarah um sich zu haben, dass er sich fast so mies fühlte wie nach der Trennung von Shannon, wenn Sarah einmal nicht bei ihm war.
Quatsch, es war viel schlimmer. Shannon hatte er keine Sekunde lang vermisst. Die Entdeckung, dass sie ihm Hörner aufgesetzt hatte, hatte - abgesehen von einem brennenden Zorn -sämtliche Gefühle für sie abgetötet. Sarah hingegen vermisste er; die Sehnsucht drückte ihn wie ein chronischer Schmerz. Solange er arbeitete, konnte er sie vergessen, aber das Wissen, dass sie nicht da sein würde, wenn er von der Arbeit heimkam, lauerte ständig in seinem Hinterkopf, wo es nur auf einen müßigen Moment wartete, um ihm einen Schwinger in die Magengrube zu verpassen.
Schließlich stieg er aus dem Pick-up, ging ins Haus, wo er die Lichter und den Fernseher einschaltete, und machte sich etwas zu trinken. So wie früher immer, aber es reichte ihm nicht mehr. Die Leere im Haus trieb ihn zur Raserei.
Sarah hatte die Samstagnacht mit ihm verbracht, und der Sex war so heiß gewesen, dass er geglaubt hatte, sein Kopf würde explodieren. Er konnte einfach nicht genug von ihr bekommen. Es war wirklich Angst einflößend. Sarah war auf offene und ehrliche Weise sinnlich, sie gab sich freimütig hin und genoss seinen Körper genauso ungehemmt wie er den ihren. Manchmal machte es ihm fast Angst, wie perfekt sie harmonierten, im Bett und auch sonst.
Er schöpfte Verdacht, wenn etwas perfekt schien, aber »perfekt« beschrieb am besten, wie Sarah und er zusammenpassten. Nicht einmal wenn sie stritten, schüchterte er sie ein - verflucht, er war nicht sicher, ob sie sich überhaupt einschüchtern ließ. Auch das war perfekt. Er brauchte sie nicht mit Samthand-schuhen anzufassen. Der Sex war heiß und wild: perfekt. Sie brachten sich gegenseitig zum Lachen: perfekt. Vielleicht lag es daran, dass sie aus einer alten Soldatenfamilie kam, aber sie schien ihn am Haken zu haben wie keine andere Frau vor ihr: perfekt.
Nur dass sie nicht hier war, war nicht perfekt.
Es hasste es, dass sie jetzt in diesem verdammten Bungalow wohnte. Es war ein rasender, nagender Hass, den er versuchte, so gut wie möglich zu verbergen. Er hatte vernünftig reagiert, was ihren Beruf anging; Scheiße, er war sogar einfühlsam gewesen. Als sie ihm erzählt hatte, dass sie einen Job angenommen habe und in Zukunft bei den Lankfords wohnen würde, hatte er nicht gebrüllt: »Du spinnst wohl! Nur über meine Leiche!« Was ihm eigentlich durch den Kopf geschossen war. Vernünftig zu sein, war eine Scheißquälerei.
Am allermeisten ärgerte ihn jedoch, dass er kein Recht hatte, mit ihr darüber zu streiten.
Sie waren ein Liebespaar, mehr nicht. Er hatte niemals mehr gesagt als: »Lass uns sehen, wohin das führt.« Er war keinerlei Bindung eingegangen, hatte nie eine Erklärung verlangt, obwohl er es als stillschweigende Übereinkunft ansah, dass keiner von beiden sich mit jemand anderem traf. Jetzt nagte diese Ungewissheit an ihm. Er hätte sich schon längst festlegen sollen, aber er wusste nicht, ob es klug war, das Thema jetzt noch anzuschneiden. Sie hatte einen Vertrag ausgehandelt und unterschrieben, und so wie er Sarah kannte, würde sie auf keinen Fall versuchen, die Bedingungen im Nachhinein zu ändern - nicht für jemanden, mit dem sie bloß unverbindlich zusammen war.
Auch das wurmte ihn. Er wollte nicht jemand sein, mit dem sie »bloß« zusammen war. Er wollte ihr Ein und Alles sein.
Sie war ein wunderbarer Hausgenosse, dennoch war ihm stets bewusst gewesen, dass sie einen ganzen Satz eherner Regeln befolgte. Auch das fand er verführerisch. Wenn sie etwas versprach, würde sie es auch halten oder zumindest nichts unversucht lassen, um ihr Wort zu halten. Wenn Sarah eine Verpflichtung einging, dann bedingungslos. Wenn sie einmal heiraten würde, brauchte sich ihr Ehemann nie zu sorgen, dass sie ihn betrügen könnte. Sie würde ihn vielleicht vor die Tür setzen oder sich scheiden lassen, aber sie würde ihn nicht betrügen - und nur ein Volltrottel würde sie betrügen wollen.
Die vergangenen zwei Wochen mit heißem, bindungslosem Sex waren phantastisch gewesen, aber es war idiotisch gewesen zu glauben, dass er sie allein damit halten konnte. Keine Sekunde lang hatte sie ihren Job bei der Roberts-Familie vergessen, kein einziges Vorstellungsgespräch hatte sie versäumt. Er war einfach davon ausgegangen, dass
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