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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehorsamen Sklavin dort vorbeikam, Euch die Freiheit erkaufte und mit nach Sheppey nahm.»
    Fidelma sah Äbtissin Wulfrun an, die verwirrt zu Boden blickte. «Ich hatte keine Ahnung, daß Eafa die Tochter Wighards war», erklärte diese.
    «Natürlich nicht», erwiderte Fidelma. «Aber das wußte Eafa zu diesem Zeitpunkt ja selbst noch nicht. Eanred und Eafa hatten nur verschwommene Erinnerungen an ihre frühe Kindheit. Keiner von den beiden ahnte, daß Wighard ihr Vater war und einen Mörder gedungen hatte, der sie und ihre Mutter aus dem Weg schaffen sollte, um sein Fortkommen zu sichern.»
    «Und wie …?» wandte Marinus ein.
    Fidelma schnitt dem superista das Wort ab. «Wollt Ihr uns selbst sagen, wann und durch wen Ihr von Eurer dunklen Vergangenheit erfahren habt, Eafa?»
    Die junge Nonne streckte trotzig das Kinn und schwieg. Nach einer Weile fuhr Fidelma fort: «Abt Puttoc war ein sehr kluger und fähiger Mann, aber er hatte einen großen Fehler: Er frönte dem, was man in Rom die Sünde des Fleisches nennt. Und seine größte Sünde bestand darin, Frauen seine Aufmerksamkeiten aufzuzwingen.»
    Eafa rang mühsam um Beherrschung.
    «Er wußte, daß Eanred seinen Herrn ermordet hatte, um seine Schwester zu schützen. Er wußte, daß dieser Herr Fobba von Fobba’s Tun war. In einem Gespräch mit Wulfrun hatte er außerdem erfahren, daß auch Eafa in Fobba’s Tun aufgewachsen war, und er schloß daraus, daß Eafa und Eanred Geschwister waren.»
    «Aber wie ist er auf diesen Gedanken gekommen?» warf Bruder Sebbi ein.
    «Ganz einfach», sagte Fidelma. «Ronan Ragallach kannte den Namen des Bauern, der Wighards Kinder gekauft hatte. Er erzählte es Osimo, der erzählte es Cornelius, und Cornelius wiederum …»
    «… erzählte es Puttoc!» schloß Eadulf triumphierend.
    «Und Puttoc erzählte es Euch, nicht wahr, Eafa?» fragte Fidelma. «Soll ich Euch sagen, warum?»
    Das Mädchen wurde von wildem Zorn ergriffen. Wie eine Furie schrie sie Fidelma an: «Danke, das ist nicht nötig. Er hat versucht, mich zu verführen, und als ich ihn zurückwies, wurde das Schwein ausfallend und erzählte mir alles von … meinem Vater!» Die letzten Worte spuckte sie aus wie fauliges Gift.
    «Ihr wußtet also, daß Wighard Euer Vater war?» fragte Gelasius erstaunt.
    «Ich habe Wighard noch am gleichen Abend nach dem cena darauf angesprochen. Ich wartete, bis er allein im Garten spazierenging, warf ihm an den Kopf, was Puttoc mir gesagt hatte, und hoffte, er würde alles abstreiten …»
    «Ich habe Euch zusammen im Garten gesehen», meinte Bruder Sebbi. «Aber ich habe bloß Wighard erkannt.»
    «Und was hat er gesagt?» drängte Fidelma. «Hat er es geleugnet?»
    «Im ersten Augenblick war er fassungslos. Aber dann faßte er sich und bat mich, später am Abend zu ihm zu kommen. Er hat sich nicht näher dazu geäußert.»
    «Aber Ihr wußtet, daß Wighard Euer Vater war, und Ihr habt es Eanred erzählt. Es war nicht das erste Mal, daß Eanred jemanden für Euch erdrosselt hat. Und Eanred hat sein Wort gehalten, nicht wahr? Er ist in Wighards Schlafgemach eingedrungen und hat ihn getötet, ehe er ins Colosseum ging.»
    Selbstsicher wandte sie sich an Bischof Gelasius. «So wie er Fobba erdrosselt hat, erdrosselte Eanred jetzt seinen eigenen Vater, um Rache für das zu nehmen, was Wighard ihm, seiner Mutter und Eafa angetan hatte.»
    «Und anschließend nahm er Ronan Ragallach auf genau die gleiche Weise das Leben», griff Eadulf den Faden auf. «Puttoc hatte Eafa erzählt, daß Ronan Ragallach durch die Beichte des Mörders Kenntnis von der ganzen Sache hatte, dabei aber nicht erwähnt, daß er sein Wissen Osimo und Cornelius verdankte. Daher dachte Eafa, daß sonst niemand im Bilde war, und stiftete ihren Bruder an, auch Ronan und Puttoc zu töten!»
    Er schloß mit einem triumphierenden Lächeln. Eine ganz einfache Lösung also! Dann jedoch erkannte er die Schwachstelle: Eanred war nach dem Abendessen ins Colosseum gegangen und hatte anschließend mit Cornelius in dessen Villa geplaudert und Wein getrunken. Ine hatte Wighard später noch lebend gesehen. Eanred hätte deshalb gar nicht …
    Als er Fidelmas spöttischen Blick auffing, dämmerte ihm, daß es sich um eine Falle handelte.
    «Nein! Das ist nicht wahr!»
    Eafa hatte so laut geschrien, daß sich alle zu ihr umdrehten. Sie war von ihrem Stuhl aufgesprungen und zitterte am ganzen Leibe.
    «Mein Bruder Eanred war ein grundgütiger Mensch. Sein Gemüt war schlicht, und

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