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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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inne, nahm noch einen Schluck Wasser und fuhr fort: «Der Stein kam dadurch zum Rollen, daß Cornelius sich an Osimo wandte und ihm um Hilfe bei der Rettung der wertvollen Bücher bat. Osimo schlug vor, Ronan in die Sache einzuweihen. Er sagte, Ronan habe sicherlich keine Skrupel, Wighard um seinen Schatz zu bringen. Als Cornelius ihn nach dem Grund fragte, konnte Osimo das Geheimnis seines Freundes nicht länger für sich behalten und erzählte Cornelius, warum Ronan Ragallach auf Wighard alles andere als gut zu sprechen war.»
    «Und Cornelius fühlte sich verpflichtet, Puttoc davon zu berichten», warf Eadulf erklärend ein. «Cornelius hielt es für ein Sakrileg, daß ein Mann mit einer solchen Vergangenheit ein hohes Kirchenamt bekleiden sollte, und drängte Puttoc, beim Heiligen Vater Beschwerde einzulegen. Wozu es bei Puttoc allerdings keiner allzu großen Ermutigung bedurfte. Puttoc hatte es nämlich selbst auf den Bischofsthron von Canterbury abgesehen.»
    Sie wandte sich an Bischof Gelasius. «Ihr selbst, Gelasius, habt uns erzählt, daß Puttoc Euch von Wighards Familie berichtet hat.»
    Gelasius nickte. «Abt Puttoc sagte mir, Wighard sei verheiratet gewesen und habe zwei Kinder gehabt. Er tat so, als stünde dies Wighards Bischofsweihe entgegen. Als ich Wighard darauf ansprach, versicherte er mir jedoch, seine Familie sei vor vielen Jahren bei einem Überfall der Pikten ums Leben gekommen.»
    «Darauf hätte Puttoc die Sache allerdings nicht beruhen lassen. Er hätte nach und nach mehr von der Geschichte preisgegeben», sagte Eadulf.
    «Aber die Ereignisse kamen ihm zuvor», erklärte Fidelma. «Wir haben es mit einem jener Zufälle zu tun, die im Leben öfter geschehen, als wir uns dies eingestehen möchten.»
    Ihre Augen ruhten auf Sebbi. Als ihm dämmerte, worauf sie anspielte, begann er zu kichern. Seine plötzliche Heiterkeit zog die erstaunten Blicke der anderen auf sich.
    «Ihr wollt doch nicht etwa sagen, daß Puttoc Wighards Sohn vor dem Erhängen gerettet hat?» gluckste er.
    Fidelma sah ihn mit ernster Miene an. «Der Mörder, der Wighards Kinder in die Sklaverei verkauft hatte, kehrte nach Kent zurück. Die Kinder wuchsen als Sklaven auf einem Bauernhof in Ostsachsen auf. In seiner Beichte nannte der Mörder auch den Namen des Mannes, dem dieser Bauernhof gehörte. Diesen Namen werde ich jetzt aufschreiben und superista Marinus’ sicherem Gewahrsam übergeben.»
    Sie hatte Eadulf gebeten, Tontafeln und Stifte mitzubringen. Er reichte ihr eine Tafel, sie schrieb etwas darauf und reichte sie Marinus mit der Bitte, das Geschriebene noch nicht zu lesen. Dann wandte sie sich an Sebbi.
    «Bruder Sebbi, da Ihr selbst dabeigewesen seid, möchte ich Euch bitten, die anderen darüber aufzuklären, unter welchen Umständen Puttoc seinen Diener Eanred aus der Sklaverei freikaufte. Eanred hatte nämlich seinen Herrn erdrosselt und sollte dafür gehängt werden.»
    Bruder Sebbi gab die Geschehnisse auf ähnliche Weise wieder, wie er sie auch Fidelma und Eadulf erzählt hatte.
    «Eanred war also seit seinem vierten Lebensjahr gemeinsam mit seiner Schwester auf einem Bauernhof aufgewachsen. Als Eanreds Schwester zur Frau wurde und ihr Herr sie vergewaltigte, tötete ihn Eanred. Nur Puttocs Eingreifen rettete ihn vor der unausweichlichen Strafe nach sächsischem Gesetz. Eadulf wird Euch jetzt eine Tontafel reichen, Bruder Sebbi. Ich möchte, daß Ihr den Namen des ermordeten Bauern aufschreibt und die Tafel anschließend Marinus gebt.»
    Sebbi nickte und tat, worum er gebeten wurde.
    «Hat dieses alberne Spielchen irgendwann ein Ende?» fragte Marinus, als er die zweite Tontafel entgegennahm.
    «Wir werden in Kürze zu klaren Schlüssen kommen», versicherte ihm Fidelma.
    «Wenn ich Euch richtig verstehe, wird einer dieser Schlüsse lauten, daß Eanred der Sohn Wighards war», sagte Gelasius. «Dann wird er wohl sicherlich auch Wighards Mörder gewesen sein.»
    Seine voreiligen Worte waren Fidelma gar nicht recht. «Ja, die Namen auf den Tontafeln werden zeigen, daß es sich bei dem Bauern, der Wighards Kinder kaufte, und dem Bauern, den Eanred erdrosselte, um ein und denselben Mann handelte. Eanred war also tatsächlich Wighards Sohn. Das bedeutet jedoch nicht, daß er auch seinen Vater ermordet hat.»
    «Dann verstehe ich nicht …» Gelasius hob ratlos die Hände.
    «Geduld, Bischof», beruhigte ihn Fidelma. «Wir haben es fast geschafft.»
    Sie wandte sich an Äbtissin Wulfrun und sah ihr unverwandt in

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