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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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das hagere, bleiche Gesicht. «Seid Ihr auch der Meinung, daß es sich um ein und denselben Namen handelt, Äbtissin von Sheppey?» fragte sie in scheinbar harmlosem Ton.
    «Woher soll ich das wissen?» knurrte die Frau. Sie wirkte verhärmt. All ihr Stolz und Hochmut waren dahin.
    «Ja, woher?» gab Fidelma zurück. «Ihr seid doch im Königreich Ostsachsen aufgewachsen.»
    Alle Augen wandten sich jetzt neugierig der Äbtissin zu.
    «Ja. Ich bin … ich war …»
    Plötzlich erkannte Eadulf, was Fidelma mit ihren Anspielungen auf die Saturnalien bezwecken wollte. Er musterte Wulfrun aufmerksam. Wulfrun … eine frühere Sklavin? Wulfrun … die verlorene Schwester Eanreds?
    «Wollt Ihr damit sagen, daß Wulfrun …?» begann er.
    «Wie ich bereits erwähnte, hatte Wighard zwei Kinder», erklärte Fidelma. «Einen Sohn und eine Tochter.»
    «Aber ich bin nicht …» rief Wulfrun und streckte wütend beide Hände nach Fidelma aus. Dabei fiel ihr Schal herunter und gab den Blick auf eine verräterische Narbe frei – die Spuren des eisernen Rings, den sie einst um den Hals getragen hatte.
    Ohne sie weiter zu beobachten, wandte Fidelma sich Schwester Eafa zu.
    «Auch Ihr seid als Sklavin auf einem Bauernhof aufgewachsen, nicht wahr, Eafa?»
    Das Mädchen blinzelte, ohne jedoch eine Antwort zu geben.
    «Ich werde nicht darauf bestehen, daß Ihr Eure Kopfbedeckung abnehmt. Wir wissen, was dort zu sehen ist. Wie Wulfrun tragt ihr die Spuren eines Eisenrings am Hals, habe ich recht?»
    Die hellbraunen Augen des Mädchens funkelten vor Zorn. «Wenn Ihr es längst wißt, warum fragt Ihr dann? Ja, ich bin als Sklavin auf einem Bauernhof in Ostsachsen aufgewachsen.»
    «Und auf diesem Bauernhof hat Äbtissin Wulfrun Euch dann gefunden, Euch die Freiheit erkauft und Euch als Dienerin mit in ihr Kloster genommen.»
    Die Nonne zuckte gleichgültig die Achseln.
    «Würdet Ihr uns den Namen des Bauern und seines Hofs aufschreiben?» fragte Fidelma. «Oder sollen wir Äbtissin Wulfrun danach fragen?»
    Schwester Eafa biß sich auf die Lippe, dann sagte sie ruhig: «Es … war Fobbas Bauernhof in Fobba’s Tun.»
    Fidelma lächelte zufrieden. «Marinus, würdet Ihr uns jetzt bitte die Namen auf den beiden Tontafeln vorlesen?»
    Der superista nahm die beiden Tafeln zur Hand und las mit fester Stimme: «Fobba in Fobba’s Tun.»
    «Daß sie auf Fobbas Bauernhof aufgewachsen ist, läßt nicht unbedingt auf ihre Herkunft schließen», warf Wulfrun ein, offenbar in dem Versuch, etwas von ihrem verlorenen Respekt wiederzugewinnen.
    «In diesem Fall schon. Denn Eafa hat uns während ihrer Befragung selbst erzählt, daß sie ursprünglich aus Kent stammt und als Kind nach Ostsachsen verschleppt worden ist. Sie ist Eanreds Schwester und Wighards Tochter.»
    Das Mädchen hob den Kopf und sah Fidelma wütend an. «Es ist kein Verbrechen, Eanreds Schwester gewesen zu sein.»
    Fidelma lächelte traurig. «Nein, das ist es nicht. Und wenn die Ähnlichkeit Eurer hellbraunen Augen nicht ausgereicht hätte, wäre mir die Gewißheit, daß Ihr Bruder und Schwester seid, spätestens bei Eurem vertraulichen Gespräch in der Kapelle der heiligen Helena gekommen. Die Art, wie Ihr Euch umarmt habt …»
    «Eafa war die Frau in der Kapelle?» rief Furius Licinius erstaunt. «Aber Ihr habt uns verschwiegen, daß Ihr sie erkannt habt.»
    «Ihr wart es doch, Eafa, oder?» fragte Fidelma.
    Wieder zuckte Eafa die Achseln. Ihr Gesichtsausdruck verriet, daß Fidelma die Wahrheit sagte.
    «Ich hatte es vermutet, aber ich war mir nicht ganz sicher», seufzte Fidelma. «Wenn sich Bruder und Schwester küssen, ist das etwas anderes als ein Kuß zwischen Liebenden. Eanred wollte Euch beschützen. Er war stets auf Eure Sicherheit bedacht. Als Eure Mutter ermordet wurde und Ihr beide als Sklaven in ein fremdes Land kamt, hat er die Rolle Eures Beschützers angenommen. Ihr standet Euch sehr nahe, und als Ihr beide von Kindern zu Erwachsenen wurdet und Fobba Euch Gewalt antat, war er sofort bereit, Euch zu rächen. Nur Puttocs Eingreifen rettete ihn vor dem Galgen, und er wurde nach Stanggrund gebracht. Bis zu Eurer Ankunft in Rom saht ihr ihn nicht mehr wieder.»
    «Das ist wahr. Ich will es nicht verbergen», gestand das Mädchen mit stiller Würde. «Aber ich verstehe immer noch nicht, was daran ein Verbrechen sein soll?»
    «Ihr habt weiter für Fobbas Erben gearbeitet, bis das Schicksal es wollte, daß Äbtissin Wulfrun auf der Suche nach einer ebenso tüchtigen wie

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