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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Sparbuch und zwei, drei schlecht lesbare Auszahlbelege seiner Bank.
    «Mensch, sieh dir das mal an!»
    Koch sah die Sachen durch.
    Nach zehn Minuten waren sie um einiges klüger. Mannhardt rief Owis Filiale an und erwischte noch die Reinemachefrau, die ihm die Privatnummer des Leiters heraussuchte. Nachdem der informiert war, versprach er, mit seinem Kassierer und dem zuständigen Sachbearbeiter zu telefonieren und dann zurückzurufen.
    Schweigend warteten sie. Mannhardt rauchte, was er sonst nie tat, drei Zigaretten hintereinander.
    Gegen 19 Uhr kam der Anruf des Bankmenschen, und alles war klar: Owi hatte nicht nur – unter Zinsverlust – seine Sparbücher aufgelöst, sondern auch sein Wertpapierdepot.
    «Das müssen an die 60000 Mark gewesen sein», sagte Koch nach einer kurzen Addition.
    Mannhardt nickte, wofür hätte Owi auch Geld ausgeben sollen? «Sehen wir mal, ob wir das Geld irgendwo finden.»
    Sie suchten vier Stunden lang in Haus und Garten – vergeblich. Und da ein Dutzend Telefongespräche nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür ergaben, daß Ossianowski das Geld irgendeiner Privatperson oder Organisation, dem Roten Kreuz etwa, geschenkt hatte, blieb nur Mannhardts dunkle Ahnung:
    «Er wird sich einen gekauft haben, der Kuhring, Zumpe, Brockmüller und die Lux unter Druck setzt…»
    «Für 60000 Mark kriegt man schon einen guten Killer», murmelte Koch.
    «Aber der spurt doch nicht, wenn er sein Geld hat und der Auftraggeber ist tot!»
    «Kaum. Aber weiß er’s? Morgen steht’s in der Zeitung, ja. Aber vielleicht hat er ihn nie gesehen. Kennt den Namen Ossianowski nicht…»
    Sie starrten sich an.

6
     
     
     
    Brockmüller krallte die Finger in das Laken und schrie: «Mein Bein, mein Bein!»
    Er war eben über die granitgrauen Platten gegangen, die – in den Rasen gebettet – von der Straße zum Haus hinaufführten und dabei auf etwas getreten, das wie ein Teebeutel aussah: eine winzige Mine. Sie hatte ihm das rechte Bein weggerissen.
    Ohne auf Annelie zu achten, die sich steil aufgerichtet hatte, fuhr seine Hand von den Schenkeln an nach unten, bis die Finger die Zehen ertasten konnten. Dann erst begriff er, daß auch dies nur ein Traum gewesen war, und bemerkte, daß ihm Annelie über die Stirn strich.
    «Diese Gravels!» stieß er hervor. «Immer wieder.»
    Annelie hatte ihm gestern abend – war es nur gedankenlos oder war es Absicht? – eine Illustrierte lesen lassen, in der von diesen Kleinstminen die Rede war, die beim amerikanischen Militär unter der Bezeichnung XM-41 E liefen und in Vietnam verwendet wurden. Sie sollten etwa zwanzig Quadratzentimeter groß und durch ihre Tarnfarben kaum am Boden auszumachen sein. Behalten hatte er auch ihr vermutliches Aussehen: wie ein Teebeutel.
    Das war der Stoff, aus dem die Träume waren, wenn man als Todeskandidat zu gelten hatte.
    Jemand hämmerte gegen die Schlafzimmertür. «Ist was?»
    Erneute Schrecksekunde, ehe er begriff, daß dies kein gefährlicher Eindringling war, sondern Kriminalmeister Olscha, der auf Mannhardts Geheiß gestern abend zu ihnen gekommen war und drüben im Wohnzimmer seine Zeit abgesessen hatte.
    «Nur ein blöder Traum!» rief Brockmüller.
    «Okay.»
    «Ist sowieso gleich Zeit zum Aufstehen», sagte Annelie.
    Brockmüller dachte an die anderen drei, die wie er bedroht waren. Owi war durchaus in der Lage, wie Olscha gestern angedeutet hatte, Sprengstoff nach Art der Gravels zuzubereiten. Er hatte viel experimentiert und wohl, so Mannhardt, in den fünfziger Jahren auch mal erwogen, über den zweiten Bildungsweg das Abitur zu machen und Chemie zu studieren. Aber dann war da ja jetzt auch noch die neue Möglichkeit, daß er einen Killer geheuert haben könnte. Daher die Leibwache. Die anderen drei hatten auch eine… Was für ein Aufwand!
    Eigentlich…
    Eigentlich war das ziemlich unvorstellbar: ein geheuerter Killer. Das gab’s doch nicht. Das gab’s doch nur im Krimi. Im Chicago der dreißiger Jahre, schön. Aber hier? Na ja – in politischen Emigrantenkreisen vielleicht, oder bei Waffenhändlern, im Einzelfall.
    Aber die ganze Geschichte war im Grunde unvorstellbar…
    Wie mochten die anderen drei die Nacht überstanden haben?
    Ob Kuhring, der Mann mit der Potenz eines preisgekrönten Zuchtbullen, auch gestern abend mit einem seiner Riesenweiber ins Bett gestiegen war? Ging so was unter den Augen der Kripo? Oder hatte er sich wieder sinnlos besoffen, um den ganzen Scheiß zu vergessen?
    Komisch, auch Annelie

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