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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Sinn hatte, der Lux derlei abgewöhnen zu wollen: Diese ganzen Anarchisten sollte man ins Meer werfen… Jedes Kind muß erst mal Gehorsam lernen… Frauen haben nichts in der Politik zu suchen…
    Er zwang sich mühsam, ruhig zu bleiben. In dieser Situation durften sie sich nicht auch noch untereinander zerstreiten.
    So sagte er nur vorsichtig: «So darf man’s nicht sehen – jeder Mensch hat das gleiche Recht zu leben, und Owi ist nur so geworden, weil die Menschen, weil wir ihn dazu gemacht haben.»
    «Sie sind auch so ‘n linker Spinner, was!? Sie nehmen den Kerl auch noch in Schutz! Ich würd ja lachen, wenn Sie der erste sind, den’s erwischt.»
    Brockmüller reagierte bewußt gelassen. «Aber, Fräulein Lux! Wir sitzen doch alle im selben Boot.»
    «Na ja…» Sie beruhigte sich nur langsam.
    Als sie einen Teil der Avus schon hinter sich hatten und gerade die Ausfahrt Hüttenweg passierten, begann es in Strömen zu regnen. Das war nun gar nicht schön, weil Brockmüller mit dem kleinen Wagen noch immer nicht so recht klar kam. Man mußte viel schalten, und das Getriebe war nicht synchronisiert. Fortwährend überholten ihn schnellere Wagen und schleuderten ihren Dreck gegen seine Windschutzscheibe. Da die Scheibenwischer uralte Blätter hatten, sah er nicht mehr viel. Verdammte Scheiße! Viel lieber hätte er in der S-Bahn gesessen, die ein paar Meter rechts von ihm Richtung Westkreuz fuhr. Aber das Tempo drosseln wollte er auch nicht – wenn da wirklich irgendwo ein Killer lauerte… Ein bewegliches Ziel ist um so leichter zu treffen, je langsamer es sich bewegt.
    Quatsch. Es gibt keinen Killer.
    Dann kam alles ganz anders.
    Ein weinroter Peugeot war neben ihm auf der Überholspur und machte plötzlich einen Satz nach rechts.
    Der Killer!
    Brockmüller riß den kleinen Wagen zur Seite, um dem anderen nicht in die Flanke zu fahren. Dabei verlor er – war es nun der Schreck oder Regen, waren es seine zerrütteten Nerven oder war es der ungewohnte Wagen – die Gewalt über das Fahrzeug.
    Er registrierte nur noch, wie die weiße Leitplanke herangeflogen kam.

7
     
     
     
    Nichts liegt mir ferner, sehr verehrter Herr Kommissar, als Ihre bekanntermaßen wertvolle Zeit über Gebühr in Anspruch zu nehmen, obschon sie ja für eben diese Inanspruchnahme nicht gerade gering besoldet werden. Ihnen wird unschwer verborgen bleiben, daß ich diese und die nachfolgenden Sätze um einiges später zu Papier gebracht habe als diejenigen, welche Ihnen bereits vor Augen gekommen sind, denn meine Handschrift wirkt nun um vieles kräftiger als ehedem.
    Möglicherweise werden Sie inzwischen auch die Bekanntschaft der Herren Kuhring, Zumpe und Brockmüller gemacht und auch das Fräulein Lux persönlich kennengelernt haben. Ohne Sie mit diesem meinem Urteil der Naivität oder gar der Komplizenschaft zeihen zu wollen, darf ich annehmen, daß Sie von meinen vier Kollegen ein durchweg positives Bild gewonnen haben, erscheinen sie doch dem unbefangenen Beobachter allezeit höflich und taktvoll.
    Ich allerdings behaupte: man hätte sie alle ohne Widerstand ihrerseits in Auschwitz gebrauchen können, die Gaskammern zu beschicken. Aus diesem Holz sind sie geschnitzt.
    Wohl, und darin befinden wir uns sicher im Konsens, wäre diese Seite ihres Wesens nie zum Vorschein gekommen oder jedenfalls verblaßt, wenn nicht ausgerechnet ich, Otto-Wilhelm Ossianowski, ihnen als Gefährte zugeordnet worden wäre. Lassen Sie mich aus dem Spiegel vom 26. Juni 1972 einen Satz des Gerichtsreporters Gerhard Mauz zitieren, um zu verdeutlichen, was ich Ihnen sagen will: «Es schaudert einen, wenn man – immer wieder – Menschen begegnet, die, ein jeder für sich, schuldlos geblieben oder nur läßlich schuldig geworden wären; die jedoch einander begegnen und dadurch einen Ablauf auslösen, der die Unaufhaltsamkeit eines physikalischen Prozesses hat.»
    Wir sind uns nun, welch Spiel der Kräfte, in dieser billig erworbenen Villa in der Mansfelder Straße begegnet – und nichts ist in der Lage, den Prozeß, der vor Ihren Augen abläuft, noch aufzuhalten.
    Überfliege ich meine erst gemachten Notizen, so vermisse ich die zweckdienlichen Hinweise darauf, warum wohl meine vier Kollegen heutigen Tages derart verbittert sind, daß sie ihr seelisches Gleichgewicht nur wiedergewinnen konnten, indem sie mich zu Tode neckten.
    Beginnen darf ich, Ihre gütige Erlaubnis vorausgesetzt, mit dem Kollegen Karl-Heinz Kuhring, dessen Name in seinem ersten Teil schon

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