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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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dafür, daß wir zu ihm raufgehen, ihn ausquetschen und uns, wenn er den Mund nicht aufmacht, alles ansehen, was er an Büchern da hat. Der Kerl, der ist bestimmt nicht ganz astrein.»
    Mannhardt schwankte ein Weilchen, dann entschied er sich. «Nee, kommt nicht in Frage. Wenn wir uns geirrt haben, sind wir blamiert bis in alle Ewigkeit.»
    «Ich weiß nicht…»
    «Ich aber!»
    Es knisterte ein bißchen zwischen ihnen, und Mannhardt zog es vor, lieber mit zielgerichteter Phantasie die vorbeigehenden Frauen und Mädchen zu mustern, als mit seinem sehr verehrten Kollegen Olscha weiterzudiskutieren… Was da so alles rumlief! Und er hockte tatenlos in Olschas stickiger Blechbüchse. Zehn Minuten, fünfzehn Minuten, zwanzig Minuten, fünfundzwanzig Minuten, dreißig Minuten, fünfunddreißig Minuten. Überall aßen sie Abendbrot; Fernsehschirme flimmerten.
    Olscha begann leise zu singen: «Oh, wie wohl ist mir am Abend, mir am Abend – wenn die Abendglocken läuten: bimm, bamm, bimm, bamm. Ist das nicht herrlich – dieser Sonnenuntergang…»
    «Tut mir leid, ich muß dringend pinkeln!»
    «Mir ist es schon wieder vergangen.»
    «Bis neun bleiben wir noch hier, dann kommt Koch uns ablösen.»
    Olscha stellte den Polizeifunk ein, aber das Gequake machte sie noch mürrischer. Informationen gab’s auch keine neuen mehr.
    Da stand Brockmüller plötzlich in der Haustür, sah sich kurz nach links um und ging dann mit schnellen Schritten auf die Königsstraße zu.
    «Da ist er!» rief Olscha.
    Mannhardt, obwohl ebenfalls elektrisiert, zischte: «Mensch, ich würde noch das Megafon nehmen!»
    Sie standen aber so günstig, daß Brockmüller sie, zumal die Dämmerung ziemlich schnell hereingebrochen war, auf keinen Fall entdecken konnte.
    «Der macht bloß seinen Abendspaziergang», sagte Mannhardt.
    «Ohne seine Frau?»
    Unwahrscheinlich, zugegeben. Mannhardt mußte Olscha zustimmen. Mit Lilo hatte er jeden Abend seine Runden gedreht, als Michael und Elke unterwegs waren – undenkbar, daß er allein gegangen wäre. Aber vielleicht holte Brockmüller nur Zigaretten?
    Nee, tat er nicht. Er steuerte auch nicht auf die Kneipe zu, die unten im Bahnhofsgebäude untergebracht war. Er ging unter der S-Bahnbrücke hindurch und stieg die steile Treppe zum Wald hinauf.
    «Also doch der Abendspaziergang», sagte Mannhardt.
    «Anhalten und hinterher», sagte Mannhardt, und Olscha bremste auch schon.
    Minuten später begannen sie, etwas außer Atem, ihre sonderbare Wanderung durch den Forst von Düppel: Stahnsdorfer Damm überquert, Revierförsterei Dreilinden linkerhand liegengelassen, den Kurfürstenweg erreicht, Marsch in Richtung Steinstücken fortgesetzt. Zack, zack! Immer am Mann geblieben. Laue Sommernacht, ein paar Männer mit Hunden unterwegs, Liebespaare – vor und nach. Hinter ihnen wisperten sie. Schwule wohl, was?
    Brockmüller immer in Sichtweite. Offensichtlich lief er nicht ziellos durch die Gegend, sondern wußte genau, wohin er wollte.
    Ein Kreuzweg, Jagen 27, Jagen 28. Brockmüller hielt Kurs auf den dunkel aufragenden Bahndamm vor ihnen.
    «Die Strecke nach Stahnsdorf», sagte Olscha. «Längst stillgelegt, seit 52 wohl. Da wachsen jetzt zwei Meter hohe Birken zwischen den Schienen.»
    Gab’s was, was dieser Olscha nicht wußte?
    Brockmüller blieb stehen; sie schlüpften in eine kleine Schonung. Mannhardt benutzte die Gelegenheit und pinkelte endlich.
    Brockmüller hatte unterdessen den Bahndamm erklettert; jetzt bewegte er sich auf die Brücke zu, die den sandigen Wanderweg überspannte. Seine Silhouette vor dem schmutzigroten Abendhimmel erinnerte an Western-Filme (Eastman-Color). Fehlte bloß das Pferd… Was einem so alles einfiel.
    «Was will der denn da oben?» fragte Olscha, der Hilfssheriff.
    «Sich vor ‘n Zug werfen…» brummte Mannhardt. «Bloß schade, daß vor 1990 keiner kommt.»
    «Pst!»
    «Hier!» Mannhardt tippte gegen die Stirn. «Bei Ihnen piept’s wohl.» Machte der halbe Hahn ihm Vorschriften!
    Brockmüller legte Rast ein; war ja auch ein schöner Aussichtspunkt. Mal so ‘n bißchen mit sich ins reine kommen und den ganzen trouble vergessen.
    War wohl alles Quatsch, was sie da zusammenkombinierten. Dieser Olscha mit seinen Fingerabdrücken. Idiotisch!
    «Sehen Sie mal…!»
    Brockmüller wühlte plötzlich im Schotter herum.
    Also doch!
    Über ihnen ein Käuzchen.
    In der Kuhle nebenan lachte ein Mädchen.
    Ein Flugzeug zog nach Westen. Lautlos grün und rot.
    Sekundenlang war es still bis

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