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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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der Leitenden Angestellten.
    Mannhardt nahm sich das nächste Buch vom Regal, Marek Hlaskos Alle hatten sich abgewandt. Einen winzigen Augenblick lang hoffte er wieder, denn wenn ein Titel auf Ossianowskis Situation zutraf, dann dieser. Aber auch diesmal nur eine neue Enttäuschung, denn die Zeile 8 ergab nur M – E – H – N, was um so ärgerlicher war, als er sich bei den ersten drei Buchstaben schon an Meh ringdamm gedacht hatte. Die Zeile 9 hatte überdies nur 15 Buchstaben, bei Owi mußten es aber mindestens 54 sein.
    Zweimal schlucken, dreimal fluchen und weiter.
    Lion Feuchtwanger, Jud Süß. Gab’s da Parallelen? Er wußte es nicht so genau. Die Seite 76 aufgeschlagen, die Zeile 8 gesucht, kurz verglichen: Wieder nichts! H – Z – L – N.
    Mannhardt hatte Mühe, gegen den immer übermächtiger werdenden Impuls anzukämpfen, alles hinzuschmeißen und zu brüllen: Macht doch euern Scheißdreck allein!
    Gerade hatte er sich wieder gefangen, da rief Dr. Weber an.
    «Immer noch nichts?»
    «Nein, Herr Doktor, tut mir leid… Aber wir…»
    «… tun, was wir können; ich glaub’s Ihnen ja… Und im vorliegenden Fall kann ich Ihnen nicht einmal vorwerfen, daß Sie zu wenig können – eigentlich schade. Na ja. Dann fahren Sie mal fort im löblichen Tun. Tschüs denn!»
    «Auf Wiederhören, Herr Doktor.»
    Erst ein Weilchen später, als er wieder normalen Blutdruck hatte, griff er nach dem nächsten Buch – Nummer 58:
    Fehlanzeige.
    Nummer 59. Fehlanzeige.
    Nummer 60. Fehlanzeige.
    Nummer 61. Fehlanzeige.
    Er kam sich vor wie ein Mann in der Fabrikhalle an einer hydraulischen Presse.
    Erst als er Emile Zolas Germinal in die Hände bekam, hielt er wieder inne. Da gab die Seite 76 zwar auch nichts her (M – I – F – U – N – O – N), aber er hatte das Dings schon lange mal lesen wollen. Unter einem sternenlosen, nachtschwarzen Himmel wanderte ein junger Mann einsam in der Richtung von Marchiennes nach Montsou auf der Landstraße dahin, welche …
    Das Telefon. Olscha.
    «Was ist denn los?» knurrte Mannhardt ungnädig.
    «Brockmüller und Zumpe haben auch nichts gefunden.»
    «Scheiße, verfluchte!»
    «Aber was anderes…» Olscha raschelte mit Papier. «Die haben doch noch mal Kuhrings Wohnung durchsucht, nach Spuren, ob Owi da auch was vorbereitet hatte, um…»
    «Ja, das weiß ich doch!»
    «Und… Lassen Sie mich doch mal ausreden!»
    «Bitte!» Blödmann! Seit der in der Gewerkschaft war und sich bei den GdP-Fritzen angebiedert hatte, war er ganz schön aufmüpfig geworden. Der hatte es gerade nötig, der Armleuchter! Nach der Panne mit Kuhring.
    Olscha blieb unbeirrt. «Unter anderem sind sie darauf gestoßen, daß es bei Kuhring in der Wohnung eine wunderschöne Möglichkeit gab, den Herrn Abteilungsdirektor mit Hilfe eines kleinen Unfalls ins Jenseits zu befördern…» Und umständlich berichtete er von dem Handgriff über der Badewanne, den beiden Bolzen, die durch die Wand hindurch ins Schlafzimmer gingen und von der defekten Verlängerungsschnur. «Man hätte nur die blanken Drähte auf die beiden Schrauben zu legen brauchen und…»
    «Hätte!» Mannhardt schrie fast. Sie mußten die entscheidende Passage in einem von Owis Büchern finden, es ging um Sekunden, und dieser Kretin da hielt ihn mit diesem nebensächlichen Quatsch auf. «Wo ist denn nun die Pointe bei der Sache?»
    «Die Pointe ist die… Ich war doch bei der Feier bei Kuhring dabei, dieser Protestfeier, und erinnere mich noch genau, daß Kuhring den Brockmüller ins Schlafzimmer geschickt hat, um irgendwelchen Schnaps zu holen…»
    «Ja – und?» Es war zum Kotzen!
    «An Kuhrings Wecker sind eine Menge Fingerabdrücke von Brockmüller gefunden worden…»
    Mannhardt war plötzlich hellwach, begriff sofort, was da… Das wäre genial gewesen. Aber das Motiv, das Motiv?
    «Und noch was…» Olschas Stimme überschlug sich fast. «Vorhin in der Mansfelder Straße, im Büro, da kam mir Brockmüller mächtig verstört vor… Ich hab so den Eindruck, der hat die Seite 76 gefunden und weiß, wo Owis Aufzeichnungen stecken.»
    Mannhardt sah auf einmal Land.
    «Wo steckt denn Brockmüller jetzt?»
    «Mir hat er gesagt, er fährt nach Hause, um da in seinen eigenen Büchern nachzusehen.»
    «Hm…» Mannhardt schwankte. War das vorstellbar? War das nicht einfach zu phantastisch? Machte er sich lächerlich, wenn er etwas unternahm, oder gab’s da Lorbeer zu ernten? Schon wollte er Olscha sagen, daß das alles Hirngespinste seien,

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