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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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gräßlich! Und da soll’s doch tatsächlich Leute geben, die sich
ruinieren, um so was durchzumachen! Das war schlimmer als Prügel... Péricat kam
auch drin vor, in meinen Drogenphantasien. Und zwar als Leiche. Ob das was zu
bedeuten hat?“
    „Kann schon sein“, sagte Reboul und wiegte
seinen Kopf hin und her.
    Er gab mir einen nagelneuen Zweitausender, den
ich sofort an der Kasse wechseln ließ. Mit dem Kleingeld kaufte ich mir eine
Pfeife und etwas, womit ich sie stopfen konnte. Der Wirt stand jetzt neben
seiner Frau und las Zeitung. Er faltete das Käseblatt zusammen.
    „Scheißwetter“, knurrte er nach einem Blick nach
draußen. „Sieht nicht so aus, als würd’s besser... In Bourg-la-Reine soll’s ‘n
Unfall gegeben haben“, fuhr er mit seinen Kurzmeldungen fort. „Einer ist mit
seinem Wagen gegen einen Baum gerast.“
    „Hab schon davon gehört“, erwiderte ich.
    Ich zog ein paarmal an meiner neuen Pfeife, was
ich trotz meines Brummschädels genoß.
    „Eine prima Pfeife ist das“, pries der Wirt
seine Ware an.
    „Sieht so aus.“
    „Soll sich um einen Mord handeln“, bemerkte die
Kellnerin, die unsere Getränke zu Reboul an den Tisch brachte.
    Der Wirt klopfte auf die Zeitung.
    „Ist ja klar! Wenn soviele Gangster frei
rumlaufen...“
    „Riton-der-Spinner vielleicht“, seufzte seine
Frau hinter Glas. „Unruhige Zeiten sind das!“
    „Komische Zeiten“, stimmte ich ihr zu.
    Ich ging an unseren Tisch zurück und spülte mir
den Mund mit einem Schluck Kaffee aus. Die Brühe enthielt genug Zichorie und
Gerste, um dem Wirt einen ruhigeren Lebensabend zu garantieren als mir,
unruhige Zeiten hin und her. Na ja, jedenfalls desinfizierte das Zeug.
    „Die Geschichte steht ganz im Zeichen der
Pfeife“, sagte ich zu Reboul und ließ ihn meine neueste Errungenschaft
bewundern. „Ich verliere andauernd welche, und andere legen sie für immer aus
der Hand.“
    „Hoffen wir, daß es bald nicht umgekehrt
zugeht“, sagte mein Mitarbeiter.
    „Viel hat heute nacht nicht gefehlt! Diese
Araber haben mich völlig ausgeraubt, nur meine Schlüssel haben sie mir
gelassen. Möchte wissen, warum.“
    „Die haben sie wohl vergessen.“
    „Wahrscheinlich. Sogar die Etiketts haben sie
aus meiner Jacke rausgerissen, um jede Identifizierung zu erschweren. Ahnen Sie
was?“
    „Großer Gott! Dann war das also nicht nur ‘ne
normale Abreibung, die Sie sich abgeholt haben?“
    „Das können Sie mir glauben. Die Kerle wollten
mich fertigmachen, das ist sonnenklar!“
    „Und wie sind Sie ihnen entwischt?“
    „Keine Ahnung. Ich war bekifft. Ich weiß nicht,
ob ich Halluzinationen oder böse Träume hatte. Unmöglich, zwischen Realität und
Täuschung zu unterscheiden. Ich bin aus dem Quartier Latin davongeflogen und im
Schlafzimmer der Kleinen gelandet, in deren Kabrio Sie mich eben gesehen
haben.“
    „Also wirklich, Chef! Verraten Sie mir, um
welche Droge es sich gehandelt hat. Ich möchte auch neben so einem Käfer
aufwachen! Das ist ja wie im Kino, wenn ich Sie recht verstehe.“
    „Péricat tot am Steuer seines Wagens, das kam
mir auch wie im Kino vor. Gehörte ihm der Revolver, den man bei ihm gefunden
hat?“
    „Weiß ich nicht.“
    „Und ich weiß nur, daß die Gummi-Arabiker mir
meinen geklaut haben. Möglich, daß sie ihn benutzt haben, um Péricat
umzubringen... und mich noch tiefer reinzureiten, als ich sowieso schon
drinstecke. Die Kerle sind zu allem fähig. Und außer konfusen Erinnerungen habe
ich praktisch keine Ahnung, was gestern nacht passiert ist.“
    „Ich hab mir das Ding angesehen. Beruhigen Sie
sich, es gehört nicht Ihnen. Es sei denn, Sie hätten einen Schalldämpfer
draufgesteckt und...“
    „Ach, sie haben einen Schalldämpfer benutzt?“
    „Ja, ein ungewöhnlich dickes Modell. Faroux
schien sich sehr dafür zu interessieren.“
    „Ach, Faroux! Es wird immer komplizierter. Was
hat er denn dazu gesagt, daß Sie zufällig in der Gegend waren?“
    „Ist es verboten, Freunde in einem Vorort zu
haben? Ich hab Faroux erzählt, ich hätte einen Kumpel besuchen wollen, und als
ich was von einem Unfall läuten gehört hätte, wär ich zum Ort des Geschehens
gekommen. Berufliche Neugier, sozusagen.“
    „Und das hat er geschluckt?“
    „Schmerzlos. Hat mich nur gebeten, schleunigst
zu verschwinden. Was ich dann auch getan habe. Übrigens wußten in Sceaux genug
Leute Bescheid, so daß ich auch ohne seine Hilfe Informationen sammeln konnte.“
    „Und die wären?“
    Reboul

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