Ein Toter hat kein Konto
berichtete, was er gehört hatte. Ein
Arbeiter hatte auf dem Weg zur Arbeit gegen sieben Uhr das Auto entdeckt und
die Flics alarmiert. Vor einer halben Stunde war die Kripo eingeschaltet
worden.
„Noch keine Spur. Hat nicht schlecht geregnet,
heute nacht. Man weiß noch nicht mal, woher das Auto gekommen ist.“
„Und Ali Ben Cheffour?“
„Der lag nach wie vor auf der Mülldeponie. Ein
Lastwagen aus Montrouge hatte ihn unter seiner Ladung begraben. Ein
Lumpensammler, der zweimal wöchentlich im Müll rumstochert, hat ihn gefunden
und die Polizei benachrichtigt. Die Flics waren ja sowieso schon wegen der Péricat-Geschichte
auf den Beinen.“
Wir legten eine Schweigeminute ein. Mein Kopf
schmerzte, als wäre er in einen Schraubstock geraten.
„Ein merkwürdiger Fall“, brummte ich
nachdenklich. „Zuerst finde ich Alis Leiche ganz in der Nähe von La
Feuilleraie ;dann kratzt der Sohn des Hausherrn von La
Feuilleraie ab; und schließlich muß der Hausarzt von La Feuilleraie dran glauben. Ich meinerseits bin nur knapp daran vorbeigekommen, die Löffel
abzugeben. Da muß doch ein Zusammenhang bestehen! Wenn die glutäugigen Gangster
des Antinéa nichts weiter als Rauschgift verschieben würden, würden sie
dann Ihrer Meinung nach zu solch extremen Mitteln greifen?“
„Da muß es noch was anderes geben.“
„Ganz bestimmt. Und zwar etwas, von dem die
Flics bereits Wind bekommen haben. Im Antinéa hab ich Andréjol
getroffen. Kennen Sie ihn?“
„Andréjol? Faroux hat den Namen erwähnt.“
„In welchem Zusammenhang?“
„Keine Ahnung. Hab nur den Namen gehört.“
„Der Flic ist verprügelt und mit Drogen
vollgestopft worden, genau wie Dumonteil und ich.“
„Und... Wo ist er jetzt?“
Ich hob die Schultern.
„Wir sollten wohl alle drei für immer
ausgeschaltet werden, nehme ich an. Als ich Andréjol zum letzten Mal sah, hat
er Granaten durch die Gegend geschmissen.“
„He? Was?“
„Ich bin mir nicht sicher, aber so schien es mir
jedenfalls. Er hat Handgranaten geworfen, und alles ist explodiert.“
Reboul sah mich lange aufmerksam an. Er konnte
einen besorgten Ausdruck in seinem Blick nicht verbergen.
„Ich verstehe Sie ja“, sagte ich. „Aber ich bin
wirklich nicht verrückt geworden... obwohl ich manchmal selbst das verdammte
Gefühl habe. Sogar von einem Besuch in Buchenwald hab ich geträumt...“
„Und ich hab immer geglaubt, Rauschgift würde
rosarote Träume erzeugen!“
„Haschisch nicht, oder ich bin dafür nicht
geeignet. Aber das mit dem toten Péricat hinterm Steuer, das war wohl kein
Traum, nicht wahr?“
„Was machen wir nun?“ fragte Reboul statt einer
Antwort.
„Sie bleiben am besten hier in der Gegend und
schnüffeln ein wenig herum. Anweisungen zu geben, das geht im Moment über meine
Kräfte. Mein Gott, bin ich kaputt! Auf den Beinen bin ich nur noch aus
Gewohnheit und weil das gerade Mode ist. Ich geh jetzt nach Hause und schlaf
mich aus... Übrigens: Wann ist der Arzt gestorben?“
„Weiß ich nicht.“
„Gestern abend hat er vor elf Uhr La
Feuilleraie verlassen, nachdem er seinem Patienten ein Schlafmittel gegeben
hatte. Wenn Faroux das herausfindet, rennt er sofort zu Flauvigny und löchert
ihn mit seinen Fragen, auf die Gefahr hin, daß der Alte auch noch dabei
draufgeht! Na, mir soil’s recht sein. Einer mehr oder weniger...“
„Seien Sie mal nicht so pessimistisch, Chef!“
Wir gaben uns die Hand, und ich sprang in einen
Bus, der gerade vorbeifuhr. Fünf Minuten später setzte er mich vor der Gare de
Robinson ab. Auf dem Vorplatz wartete ein Taxifahrer auf Arbeit. Ich gab ihm
welche unter der Bedingung, daß er kräftig auf die Tube drückte, da ich’s eilig
hätte. Der Fahrer hatte bereits das Fahrgeld des Gastes, den er hergebracht
hatte, in der Tasche und raste los. Er machte soviel Wind, daß er die dunklen
Wolken am Himmel verscheuchte. Hinter Châtillon schien die Sonne. Dennoch sah
ich in dem ganzen Mischmasch nicht klar.
15
Kraut,
Rüben und faule Tricks
Zu Hause erwartete mich eine Überraschung: Das
Türschloß widerstand den Bemühungen meines Schlüssels. Ich sah ihn mir genauer
an. Es war nicht meiner. Glücklicherweise lag ein zweiter Satz Schlüssel bei
meiner Concierge. Ich holte ihn mir und gelangte ohne weitere Zwischenfälle in
mein Badezimmer. Nach einer Dusche hätte ich mich liebend gerne für mindestens
zwölf Stunden ins Bett gelegt, doch da mußte noch dringend etwas erledigt
werden. Ich rasierte
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