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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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mich, zog vorzeigbare Kleidung an, aß eine Kleinigkeit und
trank einen Schluck. Dabei untersuchte ich die Schlüssel, die auf
geheimnisvolle Weise in meinen Besitz gelangt waren. Sie hatten nichts
Besonderes an sich. Rolands Wohnungsschlüssel fand ich an derselben Stelle, an
den ich ihn hingelegt hatte, bevor ich zu meiner abenteuerlichen Expedition
aufgebrochen war: auf meinem Schreibtisch, neben der Arbeitsbescheinigung der Tréfileries
de la Seine. Dieses Dokument erinnerte mich an die verschiedenen Ausweise,
die mir abhanden gekommen waren. Für alle Fälle bewaffnete ich mich mit einem
Wählerausweis, der noch keine Urne gesehen hatte, und einem Duplikat meiner
Lizenz als Privatdetektiv. Dazu nahm ich ein wenig Geld von dem Schatz mit, den
ich sicherheitshalber versteckt hatte. So ausgestattet, verließ ich das Haus.
    Zuerst ging ich aufs Polizeirevier meines
Viertels, um eine Verlustanzeige aufzugeben. Nachdem ich mich dann per Telefon
versichert hatte, daß Hélène im Büro saß, fuhr ich im Taxi zu ihr.
    „Wir machen eine Tour zur Rue Tournefort“, sagte
ich zu ihr. „Roland muß sich so langsam vernachlässigt Vorkommen. Wird höchste
Zeit, daß wir ihn offiziell entdecken!“
    „Und dafür brauchen Sie mich?“ fragte meine
Sekretärin, ohne ihren Widerwillen zu verbergen.
    „Ich reise lieber in Begleitung“, gab ich
zurück. „Seit gestern sind viele Dinge passiert, die meine ursprünglichen Pläne
durchkreuzt haben und...“
    „Was für Dinge?“ wollte Hélène wissen.
    „Später“, vertröstete ich sie. „Waren Sie heute
morgen im Gewerkschaftshaus?“
    „Bin gerade zurückgekommen. Ihr Freund Boyer
kennt Mercadier sehr gut. Die beiden haben zusammen bei Flauvigny gearbeitet,
allerdings in entgegengesetzten Funktionen. Boyer organisierte die
Gewerkschaftsarbeit, und Mercadier desorganisierte sie, indem er Spitzel
einschleuste, die die Gewerkschafter denunzierten. Außerdem rekrutierte
Mercadier Streikbrecher.“
    „Ist das alles?“
    „Ja, das ist alles. Und Sie?“
    „Meine Arbeit wollte man ebenfalls
desorganisieren...“ Ich berichtete ihr von den Ereignissen meiner Nacht. Besser
gesagt, von dem, was in meiner Erinnerung übriggeblieben war.
    „Und zum Mundausspülen hat Reboul mich über den
gewaltsamen Tod von Flauvignys Hausarzt unterrichtet.“
    „In der Umgebung des Alten wird viel gestorben,
finden Sie nicht?“ bemerkte Hélène.
    „Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob da ein
Zusammenhang besteht. Jedenfalls wird der letzte Tote meine Arbeit nicht grade
erleichtern. Die Diskretion, die ich Flauvigny zugesichert habe, hält dem Druck
der Ereignisse immer weniger stand. Wenn das so weitergeht, werde ich meinen
Kopf für rund vierzig Scheine hingehalten haben. Sobald die Polizei auf der
Bildfläche erscheint, wird der Alte mich zum Teufel jagen und womöglich noch
sein Geld zurückverlangen.“
    „Daran wollen wir lieber gar nicht erst denken“,
seufzte Hélène. „Bisher hatte ich noch keine Herzattacken, doch das kann sich
sehr schnell ändern...“
    Ein Taxi brachte uns zur Place Contrescarpe.
Nichts deutete in der wie gewöhnlich friedlich daliegenden Rue Tournefort
darauf hin, daß man inzwischen irgend etwas entdeckt hätte. Tatsächlich lag
Roland immer noch in seiner Mansardenwohnung. Nur etwas starrer vielleicht. Ich
inspizierte seine Wohnung, aber es fiel mir nichts Außergewöhnliches auf. Ich
öffnete den Gashahn, damit die Flics, die ich gleich benachrichtigen würde,
ihre Nasen gebrauchen könnten. Dann schlug ich Alarm, als wäre es das erste
Mal, daß ich einen Toten gesehen hätte. Während Hélène die Treppe hinunterlief,
klopfte ich an alle Türen der Nachbarschaft.
    „O Gott, o Gott!“ jammerte ich, als sich der
erste Nachbar blicken ließ. „Nebenan... Ein Unfall... Gas... Sind Sie zufällig
Arzt?“
    „Ein Unfall?“
    Die Augen des schnellen Nachbarn leuchteten.
Unfälle schienen ihm wohl Spaß zu machen, wenn er nicht grade selbst das Opfer
war.
    „Ja... Gas“, wiederholte ich stammelnd.
    „Kann man reingehen?“
    „Sind Sie Arzt?“
    „Unten wohnt einer.“
    Nach diesem Tip ließ er mich stehen und stürzte
in Rolands Wohnung. Ich freute mich über seine Neugier und ging nach unten, um
den Doktor zu rufen. Der Aufzug fuhr an mir vorbei nach oben. Seine Fahrgäste
waren die Concierge und ein anderes dickes Weib, die nachsehen wollten, was
passiert war, um sich mit Gesprächsstoff für die kommende Woche zu versorgen.
Mir sollte es recht

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