Ein Toter hat kein Konto
zur Zufriedenheit
aller zu Ende führe, hatte Joëlle eingewilligt, sich dem Detektiv gegenüber...
willig zu zeigen. Was Dumonteil wollte, war ein niederschmetternder Bericht
über Roland, für den Mercadier in Naturalien bezahlt werden sollte... mit
Joëlles Körper...
„Hier ein bißchen Haut, dort ein bißchen Haut,
so was würzt angenehm die Unterhaltung. Denn angenehm war’s doch bestimmt,
oder? Aber eins sage ich Ihnen: In Zukunft können Sie sich die Mühe schenken,
mich verführen zu wollen!“
„Ich bin ein Biest“, hauchte Joëlle. „Wie meine
Mutter.“
„Du bist eine reizende, aber leider dumme Gans,
mein Schatz“, sagte ich. „Das muß mit den Hormonen Zusammenhängen.“
Sie lächelte mich an, weil sie’s im Blut hatte.
Sie mußte lächeln, ihren Charme spielen lassen. Mir persönlich gefällt so was
übrigens. Sie lächelte mich an, aber ihre Haselnußaugen blieben kalt. Ich stand
auf.
„Und kein Wort davon zu den Flics, hören Sie?
Noch einen Rat: Gehen Sie nicht ins Wasser! Sie haben einen schönen Körper und
ein hübsches Gesicht. Wasser schwemmt auf, macht häßlich. Das wäre doch zu
schade…“
„Ich werde nicht ins Wasser gehen“, sagte sie.
In der Tür drehte ich mich noch einmal um und
sah zu ihr hin. Sie lächelte.
„Ich werde nicht ins Wasser gehen“, wiederholte
sie. „Ich versprech’s Ihnen.“
Ich hob die Schultern. Es gibt soviele Arten,
sich umzubringen...
21
...und
die Fortsetzung
Nach dem Mittagessen kündigte ich mich
telefonisch in La Feuilleraie an und fuhr nach Sceaux. Gérard Flauvigny
war offensichtlich fix und fertig. Sein Herz war zwar robuster, als man
angenommen hatte; aber es würde nicht ewig mitspielen, und ich fragte mich, ob
ich es nicht zu sehr strapazierte. Doch ich hatte die Absicht, noch etwas
länger auf Kosten des alten Halsabschneiders zu leben.
Als Vorspeise servierte ich ihm ein Märchen, das
den Selbstmordversuch seiner Tochter erklären sollte. Zum ersten Mal versuchte
er nicht, um den heißen Brei herumzureden.
„Joëlle ist nicht meine Tochter“, sagte er. „Mir
ist es völlig egal, was mit ihr passiert.“
„Sagen Sie das nicht zu laut“, riet ich ihm.
„Sonst pfeifen das die Spatzen von den Dächern, und man könnte Sie des Mordes
an Péricat verdächtigen.“
Der Alte beugte sich zu mir herüber und fragte
herausfordernd:
„Sagen Sie mal, Burma, was suchen Sie
eigentlich?“
„Nichts. Ich habe Neuigkeiten, die ich Ihnen
nicht vorenthalten will. Zunächst und erstens: Ihr Sohn Roland hatte keinen
Unfall, sondern ist umgebracht worden“, schleuderte ich ihm brutal ins Gesicht.
Ein Schatten verdüsterte seine blauen Augen.
„So was Ähnliches habe ich vermutet“, murmelte
er. „Ihre geheimnisvollen Andeutungen
„Ich habe die Unfallthese vertreten, um Sie zu
schonen und einen Skandal zu vermeiden.“
„Und jetzt“, lachte er bitter, „wollen Sie mich
nicht mehr schonen?“
„Sie können den Schlag besser als jeder andere
verwinden. Man kann offen mit Ihnen reden.“
„Also los, nur zu! Der Teufel soll mich holen,
wenn ich wüßte, warum ich Ihnen zuhöre!“
„Péricat hat geglaubt, Joëlle wäre irgendwie für
Rolands Tod verantwortlich“, fuhr ich ungerührt fort. „Er hat sie vor ihrem
Liebhaber beschuldigt, einem gewissen Paul Dumonteil, auf den wir gleich noch
zu sprechen kommen. Es gab ein Handgemenge, und Dumonteil hat den Arzt
erschossen. Er legte nämlich keinen großen Wert darauf, daß jemand in seinem
Dreck herumwühlte: Er hat Ihren Sohn umgebracht...“ Je länger ich redete, desto
kleiner wurde der hochmütige Greis in seinem Sessel.
„Rein zufällig habe ich oben, in der Schublade
Ihres Schreibtischs, einen Revolver entdeckt. Ich vermute, daß Sie diese Waffe
— ein ganz besonderes Modell — Roland abgenommen haben. Er hatte sie sich im Antinéa besorgt. Ich wüßte gerne, ob der Revolver immer noch in der Schublade liegt.“
„Nein“, stieß Flauvigny hervor, wobei er mich
mit Blicken tötete.
„Dann hat Péricat seinerseits Ihnen die Waffe
weggenommen“, vermutete ich weiter, „nachdem er Ihnen ein starkes Schlafmittel
verabreicht hatte. Offensichtlich hatte er etwas falsch verstanden. Ich hatte
ihm gesagt, daß Sie das Gesetz in Ihre eigenen Hände nehmen wollten. Und mit
der Waffe aus dem Antinéa ist Péricat getötet worden.“
„Sie scheinen verdammt viel zu wissen, Burma“,
sagte der Alte mit einem seltsamen Unterton.
„Ich bin Detektiv“,
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