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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Schreibtischsessel.
    „Wischen Sie sich das Blut ab, sonst versauen
Sie noch die Schreibunterlage“, sagte ich.
    Sie warf mir einen gehässigen Blick zu. Riton
lachte, nahm wieder in meinem schönsten Sessel Platz und bediente sich mit Martini.
    „In Ordnung“, sagte ich. „Werd sehen, was sich
bei den Flics machen läßt. Aber kannst du nicht vielleicht schon mal andeuten,
worum’s geht? Um mein Interesse zu wecken, sozusagen, verstehst du?“
    „Hör zu, Burma“, erwiderte er und beugte sich
vor. „Findest du’s in Ordnung, daß man mir sämtliche Schweinereien anhängt?“
    „Das findet niemand in Ordnung. Aber wenn das
alles ist, was du anzubieten hast...“
    „Einen Coup vorzubereiten, das ist kein
Kinderspiel“, sagte er lächelnd. „Man muß Waffen besorgen und alles... Bei
einigen Überfällen tappen die Flics noch immer völlig im Dunkeln. Nimm nur den
Einbruch in der Rue de la Paix! Juwelen, die kein Hehler haben will, so selten
sind die. Aber die Jungs haben die Klunker nicht geklaut, um sie im Mondschein
zu bestaunen. Könnte doch sein, daß irgend jemand ‘n bißchen Wirbel machen
wollte, hm?“
    „Und warum?“
    „Manche sind nie zufrieden. Bekloppte eben.“
    „Und du kennst die bekloppten Wirbelmacher?“
    „Ich weiß ‘ne ganze Menge! Du meinst vielleicht,
ich würde bluffen“, fauchte er, als er meine skeptische Miene sah. „Warum bin
ich denn deiner Meinung nach hergekommen?“
    „Weil du Vertrauen zu mir hast, wahrscheinlich.
Nicht jeder stellt sich freiwillig zwischen Riton-den-Spinner und die Flics.“
    „Natürlich, aber wenn ich nicht in der Zeitung
gelesen hätte, daß Belkacem dich überfallen hat, dann hätte ich dir das
Geschäft nicht vorgeschlagen. Hab mir gesagt, wenn der Araber sich für dich
interessiert hat, dann deswegen, weil du was mit Moktar zu tun hast. Und wenn
du was mit Moktar zu tun hast, verstehst du besser als jeder andere, was mein
Vorschlag für einen Sinn hat.“
    „Ich weiß alles über Moktar“, sagte ich, wobei
ich zu verbergen suchte, daß mein Interesse bei der Erwähnung des Big Boss
sprunghaft angestiegen war. „Er schleust unterernährte Algerier ins Land und
handelt mit Waffen. Das brauchst du den Flics nicht zu erzählen. Sie werden’s
aus meinem Munde erfahren.“
    „Du bist ein ganz Schlauer, Burma. Das hast du
also schon rausgekriegt... Was sonst noch? Nichts mehr? Hör mal, Burma, ich bin
mindestens genauso schlau wie du. Ich knacke nämlich auch Geheimnisse.
Eigentlich bin ich zum Detektiv geboren. Du meinst immer noch, ich würde
bluffen, was? Na schön! Hier...“ Er holte eine Ausgabe des Crépuscule aus der Tasche und reichte sie mir. „Lies mal den angestrichenen Artikel.“
    Ich las. Es war der Bericht über Rolands Tod,
dreizeilig. Ich las ihn dreimal, mit gesenktem Kopf, damit der Gangster nicht
merkte, wie aufgeregt ich war.
    „Ja und?“ fragte ich möglichst beiläufig.
    „Der Junge ist nicht durch einen Unfall
gestorben“, verkündete Riton stolz. „Einer seiner Freunde — wenn man so was
,Freund’ nennen kann! — hat ihn besucht, hat sich nackt ausgezogen, seine
Klamotten ans Fenster gehängt, damit sie nicht nach Gas rochen, und hat sich ‘ne
Gasmaske über den Kopf gezogen. Als ich in der Zeitung gelesen hab, daß der
Junge an einer Gasvergiftung gestorben ist, hat’s bei mir gefunkt. Der Nackte
hat den Gashahn aufgedreht, die Maske übergestülpt und gewartet, bis sein
Kumpel krepiert ist.“
    „Der perfekte Mord!“ rief ich begeistert. „Und
warum erzählst du mir das?“
    „Um dir zu beweisen, daß ich nicht bluffe. Wenn
ich sag, ich weiß ‘ne Menge, dann weiß ich ‘ne Menge.“
    „Wenn du ‘ne Menge weißt, dann weißt du bestimmt
auch, wer diesen... Flauvigny umgebracht hat, oder?“
    Riton grinste. Eine seltsame Grimasse,
triumphierend... und noch etwas anderes, was schwer zu definieren war.
    „Ja, Kumpel, das weiß ich. Ich hab ihn gesehen.“
    „Ich meine nicht nur sein Äußeres, sondern auch
und vor allem seinen Namen.“
    „Seinen Namen kenne ich auch. Und auch sein
Motiv kenne ich.“
    „Im Ernst? Dumonteil, was? Paul Dumonteil!“
    „Nie gehört, den Namen“, brummte Riton.
    In seinen schwarzen Augen blitzte es nervös auf.
Ich beschrieb Dumonteil.
    „Verdammte Scheiße!“ schnauzte Riton. „Das ist
genau der Kerl, den ich am Fenster gesehen habe! Also... dann... dann
interessierst du dich für diesen Flauvigny?“
    „Genauso wie du.“
    Wir sprangen gleichzeitig

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