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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Augen und legte den Kopf nach hinten an die Wand. »Mein Gott, haben wir ein Glück gehabt! Wie geht es Peter?«
    »Er schläft. Pascale ist bei ihm. Sie hat Ellen abgelöst. Er hat keine inneren Verletzungen, ich befürchtete zunächst einen Lungenriß. Aber er hat einen gewaltigen Schock abbekommen.« Faerber begann, das Funkgerät zu reparieren. Eine Lötstelle ausbessern, einen Transistor auswechseln, kein Problem.
    Das hatte auch Pascale gedacht, als sie die Schäden verursachte. Das Prinzip der kleinen Ursachen mit den großen Wirkungen – es war immer noch das beste. Ein altes, gutes Hausmittel.
    »Wie hat er das bloß gemacht?« fragte Faerber.
    »Er muß direkt in den Kraken hineingeschwommen sein, hat die Sprengladung dem Biest in den Saugtrichter gelegt und dann gezündet. Anders ist das gar nicht möglich.« Chagrin schüttelte den Kopf. »Ein Wahnsinn! Aber er hat es geschafft. Der Weg ist frei …«
    Er gähnte, klopfte Faerber auf den Rücken und ging hinunter zu den Eignerkabinen. Ellen lag erschöpft auf ihrem Bett und schlief. In der Nebenkabine saß Pascale an Peter Damms' Bett und hielt die Hand des Schlafenden. Obgleich Faerber ihm ein Beruhigungsmittel gegeben hatte, zuckte sein hagerer Körper immer wieder, als durchjagten ihn noch Explosionen.
    »Die gütige Krankenfee«, sagte Chagrin gedämpft. »Findest du das nicht ziemlich blödsinnig?«
    »Er schläft endlich«, sagte Pascale zärtlich. Es war ein Klang in ihrer Stimme, der Chagrin aufhorchen ließ. »Sag mal – bist du verrückt?« fragte er laut.
    »Mach, daß du 'rauskommst!«
    »Er kann allein schlafen, ohne deine Handmassage. Übertreib deine Rolle nicht.«
    »Es ist keine Rolle, René.« Sie sah ihn aus traurigen grünen Augen an, und plötzlich wußte Chagrin, daß sich alles um ihn geändert hatte, daß er allein auf der Welt war – allein mit 4,5 Milliarden unter sich, allein mit vier Gegnern, denen er diesen Reichtum abjagen mußte.
    »Du Miststück!« sagte er schwer atmend. »Verliebt sich in einen knöchernen Wurm!« Er setzte sich auf die Bettkante, weil er es einfach nicht begreifen konnte. Er weigerte sich, es als Tatsache hinzunehmen. »Das ist doch alles nicht wahr, Pascale. Chérie, du willst mich bloß in die Form kneten, die dir paßt. Ein denkbar ungünstiger Augenblick … ich bin hundemüde! Komm, ich brauche dich, Pascale …«
    »Selbst ist der Mann!« sagte sie gemein.
    Er starrte sie an, stand auf, gab ihr beim Weggehen eine schallende Ohrfeige und warf die Tür hinter sich zu.
    Oben an Deck reparierte Faerber noch immer das Funkgerät. Er lötete gerade.
    »Ihr Freund ist ein Masochist«, sagte Chagrin im Vorbeigehen und tippte gegen die Stirn. »Oder der geborene Vollidiot: Einen Kraken sprengt er auseinander, und einen riesigen Blutegel setzt er sich an den Hals. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht, René.«
    Faerber blickte ihm nach. Er verstand den Sinn seiner Rede nicht. Aber heute waren sie alle mehr oder weniger verrückt, da kam es auf Worte nicht an.
    Gegen 23 Uhr erlosch auf der Nuestra Señora das letzte Licht. Selbst die Positionslichter brannten nicht. Wozu auch? Wer sollte hier, an der gefürchteten Chinchorro-Bank, das Boot rammen? Hier gab es nichts als Einsamkeit …
    Kurz nach Mitternacht trieb ein ebenfalls unbeleuchtetes Boot, viel kleiner als die Nuestra Señora, backbord an, und eine Hakenstange klickte in die Holzleiter, die ins Wasser führte.
    Die beiden Männer in den dunklen Ponchos, die das letzte Stück gerudert waren, warteten noch einen Augenblick, griffen dann unter die Sitze, holten Gewehre hervor und stiegen langsam an Deck.
    Auf geflochtenen Sandalen schlichen sie lautlos herum, musterten alle Geräte, fotografierten mit Blitzlicht die auf Deck liegenden Ausrüstungen und widmeten sich besonders dem kastilischen Kanonenrohr, das noch immer auf dem Tisch unter dem Sonnensegel lag.
    Sie fotografierten es von allen Seiten, waren dann so dreist, sogar zu den Kabinen hinabzusteigen und sich dort umzusehen.
    Sie fanden zwei tief schlafende Paare, und in dem Aufbau am Heck lag ein einzelner Mann und schnarchte laut.
    Die beiden Männer sahen sich an und schlichen auf ihren geflochtenen Sandalen zurück zur Leiter.
    Amerigo Santilla würde sich wundern, wenn er die Fotos sah.
    Lautlos, wie sie gekommen waren, verschwanden die beiden Männer mit ihrem Boot wieder in der Nacht. Noch wußte es keiner: Ein gefährlicherer Krake als der in die Luft gesprengte hatte seine Fangarme um die

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