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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gallertartige Masse. Der Krake zuckte zusammen, die Fangarme verkrampften sich wie bei einem Menschen, der die Hände gegen eine Wunde drückt, dann wogten sie wieder nach allen Seiten, griffen nach den Feinden.
    Gleichzeitig quoll eine schwärzliche, konzentrierte Brühe aus dem Kraken und verteilte sich schnell wie ein dichter Schleier im Wasser.
    Das Monstrum nebelte sich und seine Gegner ein.
    Chagrin schoß wieder. Er benutzte die Kohlensäuredruck-Pistole und hoffte, daß es Faerber gelang, an Ellen heranzukommen. Sehen konnte er ihn nicht mehr – die Tinte des Kraken färbte das Wasser nachtschwarz. Auch als er seinen Scheinwerfer anstellte, stieß der Lichtstrahl gegen eine dunkle Wand, undurchdringlicher als jeder Nebel oben auf dem Land. Allein auf dem Felsen hockend, den Plastiksprengstoff, Zünddraht und Zündgeber in den Händen, blieb Peter Damms zurück und versuchte noch einmal, Kontakt zum Boot zu bekommen.
    In diesem Augenblick wuchs er über sich hinaus. Er hätte es vorher nie für möglich gehalten, und er hätte jeden einen Spinner genannt, der ihm Taten zugetraut hätte, die außerhalb des wissenschaftlichen Bereiches lagen. Jetzt, umwallt von schwarzen Nebeln, allein gelassen mit einem Ungeheuer, daß ihn zwar nicht fressen, aber erwürgen konnte, handelte Peter Damms: Er drückte die sprengbereite Ladung an seine Brust, stieß sich vom Felsen ab und schoß ohne Nachdenken in den Mittelpunkt des Chaos.
    Faerber hatte indessen den Kraken unterlaufen. Da das Riesentier seine Feinde von oben erwartete, tauchte Faerber unter ihm, dicht über dem Meeresboden, durch und stieß auf der anderen Seite ins Freie. Er sah Ellen hilflos im Wasser taumeln. Sie schlug mit den Händen um sich, und ihr Gesicht war starr vor Entsetzen, verzerrt in Todesangst.
    Jetzt ging es um Sekunden. Faerber erkannte sofort ihre Luftnot, riß Ellen an einem Arm zu sich, saugte seine Lungen voller Sauerstoff, zog ihr das Mundstück ab, drückte sein Mundstück zwischen ihre Zähne und ließ sie kräftig Luft holen.
    Ein paar volle, köstliche Atemzüge. Leben! Leben! Er ließ sie Sauerstoff trinken, solange er es ohne Luft aushalten konnte. Dann wechselten sie wieder die Mundstücke, Faerber umfaßte Ellen und trieb mit ihr, unter kräftigen Flossenschlägen, nach oben.
    Während sie die Oberfläche des Meeres erreichten, während Ellen das Mundstück ausspuckte und, an Faerber hängend, rasselnd atmete und dabei wie ein Kind weinte, kämpften zwanzig Meter tiefer Chagrin und Damms mit dem Kraken.
    Chagrin hatte seine Pistole leergeschossen. Er hatte keine Patronen mehr, und es war eingetreten, was er prophezeit hatte:
    Die Kugeln schlugen in den riesigen Leib wie in eine Puddingmasse, ohne irgendeine Wirkung zu zeigen.
    Es ist eine Sage, wenn man aus früheren Zeiten hört, daß Riesenkraken ganze Schiffe auf den Grund des Meeres zogen, daß Schwertwale Schiffsrümpfe durchbohrten oder – wie Moby Dick, der weiße Wal – ein Schiff mit Schwanzschlägen zertrümmerten.
    Doch in dieser Stunde, da Chagrin hilflos an den Felsen lehnte und vor ihm das achtarmige Ungeheuer, hoch wie ein Haus, aufwuchs und nach ihm griff, mit Hunderten von fürchterlichen Saugnäpfen, aus dem wirbelnden, schwarzen Wasser herausgleitend, war er bereit, alles zu glauben, was man von Polypen erzählte.
    Dann war plötzlich alles vorbei. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah Chagrin, wie der Riesenkrake zerplatzte. Es gab kein anderes Wort dafür – der massige Körper spritzte auseinander, die Fangarme lösten sich, das ganze Gebilde aus der Urzeit der Schöpfung löste sich auf in schwammige Stücke, die ziellos umhertrieben. Nur die Fangarme zuckten noch nach, als gehörten sie noch zu einem Körper.
    Dann erst erreichte die Druckwelle der Explosion Chagrin. Er wurde gegen den Felsen geschleudert, riß die Arme vor sein Gesicht und wunderte sich Sekunden später, daß er noch lebte.
    Über ihm trieb Peter Damms langsam nach oben, umgeben von den zersprengten Teilen des Kraken.
    Chagrin stieß sich ab, packte Damms unter dem Kinn und zog ihn mit sich nach oben.
    Das erste, was er sah, war Pascale. Sie winkte mit beiden Armen und half dann Faerber, die fast ohnmächtige Ellen an Bord zu ziehen.
    Am Abend untersuchte Faerber das Funkgerät. Ein Transistor war zerbrochen, ein Draht aus der Lötstelle gesprungen.
    »Kann vorkommen«, sagte Chagrin, als Faerber ihm das zeigte. »Gestern der Sturm. Es ist irgendwo angeschlagen.« Er wischte sich über

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