Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Faerber und Chagrin einen Bergungsplan. Um an das Wrack der Zephyrus heranzukommen, mußte die etwa eineinhalb Meter dicke Sandschicht durchstoßen werden – dann würde man an Deck des Schiffes stehen. Nach 432 Jahren würden wieder Menschen die geteerten Planken betreten. Sie würden so morsch sein, daß man sie ohne Schwierigkeiten durchbrechen konnte. Was man dann sehen würde – Faerber und Chagrin vermieden es, jetzt schon darüber zu sprechen.
    »Einen kleinen Sandsauger«, sagte Chagrin. »Ein Saugerlein nur … und in ein paar Stunden säßen wir auf den Goldkisten. Aber mit der Hand eine Sanddecke von mehr als einem Meter in zwanzig Meter Meerestiefe wegschaufeln, das ist eine Sauarbeit.«
    »Rechnen Sie sich mal den Stundenlohn aus, den wir dafür bekommen, Chagrin«, sagte Faerber sarkastisch. »So viel verdienen Getty, Onassis, Gulbenkian und Ford zusammen nicht in einem Monat! Und wenn wir den Sand körnchenweise wegtragen und hier ein halbes Jahr graben – wir sind die bestbezahlten Arbeiter aller Zeiten.«
    »Wenn die Millionen wirklich in dem Schiff liegen«, sagte Chagrin sauer. Faerber starrte ihn ungläubig an.
    »Die Zeichnung, die ich habe …«
    »Sie kann soviel wert sein wie Klosettpapier! Wer sagt Ihnen, daß die Zephyrus so viel Geld an Bord hatte?«
    »Die Berichte in den Archiven. Da gibt es detaillierte Angaben. Die Spanier waren erstaunliche Bürokraten: Sie haben alle Gewinne und Verluste genau verbucht. Eine Wonne für heutige Finanzprüfer.«
    »Und wenn schon andere vor uns unten waren?«
    »Ausgeschlossen.«
    »Sind Sie so sicher?«
    »Davon hätte man gehört.«
    »Wird man von uns was hören?«
    Das war ein unleugbares, gutes Argument. Faerber blickte aufs Meer. Er dachte an die Berichte über die Gräber der Pharaonen, die man nach zweitausend Jahren entdeckte und die leer waren bis auf wertlose Krüge und Eßschalen. Konnte sich so etwas auch auf dem Meeresgrund wiederholen?
    »Morgen fangen wir an, Chagrin!« sagte er. »Peter bleibt an Bord. Wenn er uns doch nachkommt, prügle ich ihn aus dem Wasser, verlassen Sie sich drauf!«
    Am Morgen des fünften Tages nach dem Kampf mit dem Kraken glitten Faerber und Chagrin wieder ins Wasser. Vorher hatte man alles durchgeprobt, um neue Pannen auszuschalten. Der Sprechverkehr klappte, die Flaschen waren voll Sauerstoff, der große Drahtkorb wurde heruntergelassen, dann einige Seile mit den großen Werkzeugsäcken. Peter Damms korrigierte noch einmal die Lage des Schiffes; er ließ die Nuestra Señora direkt über der Felsenschlucht ankern. Faerber verhakte den Stahlanker in einer zerklüfteten Korallenkolonie.
    »Alles in Ordnung«, rief er nach oben. Dort saß Damms am Funkgerät. Ellen stand an den drei Transportwinden, ebenfalls durch ein Sprechgerät mit dem Meeresgrund verbunden.
    Pascale kochte diesmal. Sie schälte Kartoffeln, öffnete eine große Dose Bohnen und zerkleinerte einen Batzen Suppenfleisch, nachdem er in der starken Sonne schnell aufgetaut war. Sie hatten zwei tiefgefrorene Rinderviertel mitgenommen. Sie hingen in einem kleinen Kühlraum, den ein Benzinaggregat speiste.
    Nachdem sie das Essen vorbereitet hatte, trug Pascale die Kartoffelschalen und einige Fettstücke des Fleisches zur Reling und kippte alles ins Meer. Dann stieg sie hinunter in die kleine Kombüse, setzte die Suppe auf den Propangasherd und blickte wartend durch das ovale Fenster aufs Meer. Jetzt müssen sie gleich kommen, dachte sie. Wenn es stimmt, was Chagrin immer erzählt. Wenn die Biester riechen können, werden sie das blutige Fleisch wittern.
    Oben hörte sie die kleine Winde knirschen. Vom Meeresboden wurde etwas heraufgezogen. Peter Damms sprach laut in das Mikrofon, aber sie verstand die Worte nicht.
    Mit dem Transportsack kam auch Faerber nach oben. Er tauchte auf und stieg über die Leiter an Bord. Chagrin war unten geblieben.
    »Wir haben in zwanzig Zentimeter Sandtiefe einen Helm gefunden!« rief Faerber schon im Wasser. »Peter, du Jahrhundertwühler, jetzt bist du dran! Welches Zeitalter? Liegen wir wirklich über der Zephyrus?«
    Die Winde kreischte, der Korb kam an die Oberfläche. Ein verbeultes, verrostetes, bewachsenes, unförmiges Ding klatschte auf Deck.
    »16. Jahrhundert!« rief Damms, als blase er in eine Trompete. »Das sehe ich schon jetzt! Das Zeitalter stimmt! Wo ist der Kopf zu dem Helm?«
    Es sollte ein Witz sein, aber Faerber wurde plötzlich sehr ernst und setzte sich auf eine Kiste. Er nahm den Helm in beide

Weitere Kostenlose Bücher