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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Meldung.« Ellen kam die Treppe herauf. Sie sah verstört und doch merkwürdig tatkräftig aus. »Wie geht es der roten Hexe?«
    »Du mußt kommen, Hans«, sagte Ellen langsam. »Sie sieht furchtbar aus.«
    Damms stieß einen dumpfen, geradezu unmenschlichen Schrei aus, stürzte nach vorn, Chagrin wich schnell zurück, und rannte die Treppe hinunter. Unten hörte man seine zerbrechende Stimme: »Pascale! Pascale! Mein Liebling …«
    »Wir werden das Unternehmen abbrechen, Hans!« sagte Ellen hart. »Dieses verdammte Gold da unten bringt uns alle um!«
    »Die Idee ist gut«, sagte Chagrin. »Aber undurchführbar. Ich für meinen Teil werde nur an Land gehen, um mir ein eigenes Boot zu chartern und dann zurückzukommen.«
    »Nehmen Sie das Gold, Chagrin. Ich verzichte darauf!« sagte Ellen laut. »Ich kann ohne es leben.«
    »Brav, mein Mädchen!« Chagrin zeigte auf Faerber. »Dann fragen Sie ihn mal danach!«
    Faerber zögerte. Er sah Ellen kurz an und wandte sich dann ab zur Treppe. »Es ist unmöglich«, sagte er leise. »Wir müssen zusammenbleiben.«
    »Aber nicht aus Liebe!« schrie Chagrin. Er lachte schallend, wandte sich ab und lief nach hinten zu seinem Bambusverschlag. Erst als die Tür zufiel, erstarb auch sein widerliches Lachen.
    Faerber senkte den Kopf. Er fühlte Ellens Blick in seinem Nacken und schämte sich.
    Er wußte selbst, daß er sich verändert hatte. Es hatte begonnen, als Chagrin auftauchte und rief: »Ich habe das Wrack entdeckt!«
    Von dieser Stunde an dachte er nur noch in goldenen Zahlen.
    Wer kann das nicht verstehen? 4,5 Milliarden Mark! Die meisten wissen nicht einmal, wieviel Nullen das sind: 4.500.000.000!
    Viertausendfünfhundert Millionen! In zwei Händen.
    Wer würde sich da nicht verändern?
    »Begreifst du das wirklich nicht?« fragte Faerber und zog Ellen an sich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Dann bist du kein Mensch, Ellen!«
    »Ich liebe dich, Hans«, sagte sie leise. »Das ist mir mehr wert als aller Reichtum der Welt …«
    Pascale sah auf den ersten Blick wirklich furchtbar aus, aber als Faerber ihr blutüberströmtes Gesicht gewaschen, die Kopfplatzwunde geklammert und gegen Infektionen mit Penicillin eingepudert und ihre anderen Hautrisse mit Merfen bepinselt hatte, sah sie wieder wie ein Mensch aus. Allerdings wie ein Mensch, dessen Kopf über ein Reibeisen geschabt worden war. Damms hielt Pascales Hände fest, küßte ihre Augen, sagte eine Menge dummes und verliebtes Zeug und benahm sich wirklich wie ein Verrückter. Faerber mußte ihn mit sanfter Gewalt aus der Kabine drängen, damit Ellen und Pascale allein blieben. Er hatte Pascale eine starke Schmerztablette gegeben, sie mußte bald wirken.
    »Und wenn du noch so verliebt daherstammelst«, sagte Faerber oben im Ruderhaus, »es bleibt die Tatsache: Sie hat Küchenabfälle über Bord geworfen und damit die Haie angelockt.«
    »Unkenntnis!« sagte Damms. »Gedankenlosigkeit. Willst du Pascale daraus einen Strick drehen?«
    »Ja! Bei aller Verblendung, bei allem Aufruhr deiner Hormone – es muß gesagt werden: Es war keine Unkenntnis. Pascale zieht seit vier Jahren mit Chagrin über die Meere. Sie ist als Pflegetochter Chagrins – wenn das überhaupt stimmt! – in Taucherkreisen aufgewachsen. Sie kennt nichts anderes als den Beruf des Tauchens. Und sie sollte nicht genau wissen, daß man in Haigewässern keine Abfälle über Bord werfen darf?«
    Damms starrte durch das Fenster über das Meer. Die Haie umkreisten noch immer das Schiff. Nach Chagrins Meinung würde das in den nächsten Tagen so bleiben.
    »Du kannst sagen, was du willst«, knurrte Damms. »Ich glaube es nicht. Nie!« Er schielte zur Seite. »Fang nicht an und hänge Pascale auch noch das Unglück mit Ellen an den Hals!«
    »Jetzt bin ich fast sicher, daß sie bewußt die Sauerstoffflaschen verwechselt hat.«
    »Danke!« Damms' Stimme war kalt, wie eingefroren. »Das genügt. Wir sind keine Freunde mehr, Hans! Es ist vorbei!«
    »Das habe ich erwartet.« Faerber ging hinaus auf Deck. »Dieses Weibsstück hat dich total verhext!«
    »Wenn schon! Ich bin zum erstenmal in meinem Leben glücklich.«
    »Und wann fängst du an, ihr zu helfen, uns systematisch umzubringen?«
    »Vielleicht morgen schon! Ich werde jeden töten, der Pascale etwas zuleide tut! Ist das klar?«
    Sie sahen sich an, und sie wußten beide, daß damit eine zwanzigjährige Freundschaft zu Ende war.
    Chagrin hatte sich in seiner Deckhütte verbarrikadiert. Er hatte alle

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