Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
riesengroßes Schwein!«
    »Und Sie der vollkommenste Idiot unter der Sonne.«
    »Dann ist meine Reaktion ja verzeihbar!«
    Ehe Chagrin mit einem Seitenschritt ausweichen konnte, hatte Damms zugeschlagen. Es saß nicht viel Kraft in diesem Hieb, jedenfalls nicht so viel, daß Chagrin davon umfiel, aber er taumelte doch etwas zurück, schüttelte sich wie ein nasser Hund und knurrte gefährlich. Dann sprang er vor, um Damms einfach wegzuwischen. Seine Muskeln waren gespannt.
    Aber mitten im Satz hielt Chagrin an. Damms hatte ein langes Messer in der Hand und starrte ihn kaltblütig an.
    »Kommen Sie!« sagte er leise. »Kommen Sie, Sie Saukerl! Eine Frau halb totzuschlagen …«
    Fast gleichzeitig schrien auch Faerber und Ellen auf. Sie ließ den Gummianzug fallen, Faerber stieß die Sauerstoffflaschen zur Seite.
    »Peter!«
    Faerber war mit ein paar Sätzen bei ihm. Chagrin und Damms umkreisten sich wie zwei Ringer. Chagrin hatte die Finger gespreizt, sah Damms ins Auge und kümmerte sich nicht um das Messer. Einen Angriff sieht man zuerst in den Augen – das ist eine alte Weisheit von Boxern, Ringern und anderen Zweikämpfern. Bevor die Hand vorzuckt, hat das Auge diesen Stoß schon vollzogen.
    Auge in Auge mit dem Gegner, Auge in Auge mit dem Tod – das hat seinen Sinn und ist keine bloße Redensart. Zuerst töten die Gedanken, dann die Hand.
    »Bist du wahnsinnig geworden?« schrie Faerber. Er wollte Damms festhalten, aber der stieß ihn mit dem Ellenbogen weg. Es war eine Kraft in diesem Stoß, die Faerber seinem ruhigen, bis jetzt immer sehr besonnenen Freund nie zugetraut hätte.
    »Geh hinunter in meine Kajüte«, sagte Damms heiser vor Wut. »Sieh sie dir an. Er hat Pascale fast zum Krüppel geschlagen. Hilf ihr, Hans! Sie hat einen Arzt nötig. Das hier mache ich allein!«
    »Ist das wahr?« Faerber sah Chagrin an. »Sie haben Pascale …«
    »Ja, ich habe! Ich habe mir erlaubt, meine Meinung auszudrücken.«
    Chagrin sprang leichtfüßig zurück. Damms hatte schon zugestochen, aber er traf ins Leere. Chagrin duckte sich wie ein Raubtier.
    »Halten Sie Ihren Freund zurück, Hans! Das ist jetzt wichtiger. Pascale kommt wieder auf die schönen Füßchen, auch ohne Ihre Hilfe. Katzen sind zähe Tiere. Aber Ihr Freund wird unglücklich sein, wenn er über Bord zu den Haien geht. Und wenn er zwei Messer hat und am Hintern ein Schwert und zwischen den Beinen eine Kanone – er hat keine Chance. Machen Sie ihm das endlich klar!«
    »Geh unter Deck, Peter!« sagte Faerber und trat zwischen Chagrin und Damms.
    »Geh weg!« Damms atmete rasselnd. Seine Augen hinter den Brillengläsern waren unnatürlich weit. »Du weißt nicht, wie Pascale aussieht. Was dieses Tier aus ihr gemacht hat. Das kann man nicht mit schönen Worten wegwischen! Wir sind hier ganz allein, Hans. Fünf Menschen auf einer Nußschale, in einem von Haien verseuchten Meer zwischen einer Sandbank und einem undurchdringlichen Sumpfdschungel. Was hier passiert, geht nur uns fünf etwas an! Und es wird auch unter uns fünfen bleiben! Das ist das ganze Problem: Fünf sind zuviel auf diesem Schiff – es dürfen nur vier sein. Diesen Fehler will ich berichtigen. Geh weg, Hans!«
    Faerber wirbelte herum. »Chagrin!« rief er. »Seien Sie der Klügere, wenn mein Freund sich schon zum Verrückten entwickelt. Gehen Sie in Ihre Heckhütte.«
    »Das könnte Ihnen so passen!« Chagrin lachte heiser. »Soll ich Tag und Nacht wach bleiben und auf diesen Idioten warten, bis er endlich kommt, um mich umzubringen? Darin hat er wenigstens recht: Wir können nicht weg! Wir fünf sind hier aneinandergekettet auf Gedeih und Verderb. Keiner kann ausbrechen, weil jeder weiß, daß der andere einmal zurückkommt und sich die Millionen vom Meeresboden abholt. Wir werden erst wieder Menschen werden, wenn wir das Gold auf dem Tisch liegen haben. Passen Sie auf, Hans! Ihr Freund kann auch Sie in den Rücken stechen. Liebe und Wahnsinn sind Geschwister. Wenn er der Ansicht ist, daß hier einer zuviel ist, dann tragen wir das auch!«
    »Ich bürge dafür, daß Peter Sie nicht anrührt, Chagrin! Bitte, gehen Sie nach hinten.«
    »Dann legen Sie den Verrückten in Ketten!«
    »Es wird nicht nötig sein. Er ist ein intelligenter Mensch.«
    »Das sind die Schlimmsten, wenn sie durchdrehen! Aber bitte …«
    Chagrin hob die Schultern und ging langsam rückwärts von Damms und Faerber weg.
    »Wer mir nachkommt«, sagte er dabei, »riskiert mehr, als nötig ist. Aha! Die erste

Weitere Kostenlose Bücher