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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Infusionsflaschen leersaufen vor Durst. Sie werden das Holz anknabbern vor Hunger. Sie müssen ihre menschlichen Bedürfnisse in irgendeiner Ecke der engen Kajüte verrichten und werden bei dem Gestank wahnsinnig werden. Und nach acht Tagen werden sie im Chor schreien, denn dann verwest Peter Damms, und sie hocken Seite an Seite mit einer zerfließenden Leiche. Sie sind Mediziner, Faerber, muß ich Ihnen sagen, wie ein Toter nach drei Tagen bei dieser Temperatur aussieht? Wie nach fünf? Und Sie können nicht helfen, Sie kommen mit Ihrer dämlichen Harpune nicht an mich heran, denn um mich zu treffen, müssen Sie ein volles, großes Ziel haben – mir genügt ein Zipfel von Ihnen. Überlegen Sie es sich gut, Faerber. Wenn wir uns gegenseitig belagern, geht es allein auf Kosten der Frauen.«
    »Und wie stellen Sie sich das Tauchen vor?« fragte Faerber mit schwerer Zunge. Chagrin war so nicht zu besiegen, er hatte die bessere Position.
    »Wenn Sie zustimmen, ist das kein Problem. Sie werden mit Pascale die Winden und das Funkgerät bedienen. Ich tauche.«
    »Sind Sie blöd, Chagrin?«
    »Hört sich so an, was?« Er lachte schallend. Seine Überlegenheit war ekelerregend. »Natürlich werde ich nicht allein tauchen, ich nehme auf jedem Gang Ellen mit ins Meer.«
    »Sie Saukerl!« sagte Faerber aus tiefer Brust. »Das wird nie geschehen.«
    »Ellen ist eine gute Schwimmerin und Taucherin, sie hat's bewiesen. Sie hat Mut und Kraft. Mein Angebot: Sie mit Pascale oben, ich mit Ellen unten im Wrack – oder hier auf dem Schiff vollzieht sich ein gnadenloser Vernichtungskrieg!«
    Chagrin lehnte sich an die Wand. Er sah Faerber mit der schußbereiten Harpune hinter den Sauerstoffflaschen liegen. »Ich weiß, was Sie denken, Faerber! Ohne mich kann er das Gold nicht heraufholen. Die Haie … er braucht den Schutzkäfig … er braucht einen, der die Winden bedient. Alles richtig! Deshalb ist Unterwerfung das Klügste!«
    »Und wenn ich ablehne?«
    »Faerber, warum wollen Sie Ihre wundervolle Ellen opfern? Bekommen Sie es wirklich fertig, Ihren Dickkopf höher einzusetzen als diese schöne Frau? Für einen Franzosen ist das ein unerträglicher Gedanke.«
    »Und Pascale?« schrie Faerber. Chagrins Zynismus war nicht mehr zu ertragen.
    »Pascale ist keine Frau. Sie ist ein kleines, böses, geiles, unnützes Tier, das man wie eine junge Katze in einen Sack stecken und ertränken sollte. Was wollen Sie also, Faerber?!«
    »Ich lasse Ellen nicht mit Ihnen tauchen!« schrie Faerber. Er sah ganz kurz Chagrins braunes Gesicht und schoß sofort. Der Harpunenpfeil krachte in die Ruderhauswand und blieb dort federnd stecken.
    »Also Krieg!« sagte Chagrin. Sein Lachen war hart. Die Zeit der Verhandlungen war abgelaufen. »Ich habe Zeit. Sie müssen an mir vorbei, Faerber. Es gibt keinen anderen Weg. Und nun kommen Sie …«
    Draußen, auf dem Meer, ein kleiner Punkt nur gegen den Landstrich der Küste, hockte der Mischling Jesus Maria, und sprach wieder in sein Walky-Talky.
    »Pedro«, sagte er. »Sie haben etwas aus dem Meer geholt. Nichts Großes, aber sie haben sich benommen wie beim Karneval.«
    Und Pedro Dalingues antwortete: »Es ist soweit, Freunde. Heute nacht sehen wir uns an, was sie gefischt haben …«
    Wer konnte ahnen, daß in dieser Nacht nicht alle auf der Nuestra Señora schliefen …
    Eine Stunde lagen sie sich gegenüber, in der glühenden Sonne, vom Dunst des in der Hitze dampfenden Meeres eingehüllt. Hans Faerber blieb in Deckung hinter den Materialstapeln, Chagrin hockte an der Treppe zu den Kabinen. Jeder wartete auf eine Gelegenheit, und keiner von ihnen wußte, wie es weitergehen sollte, wenn einer von ihnen getötet wurde.
    Nach einer Stunde hämmerten unten in Faerbers Kabine Fäuste gegen Tür und Wände. Ellen schrie etwas, was Faerber nicht verstehen konnte, aber Chagrin gab es sofort weiter.
    »Hören Sie Hans!« rief er. »Ellen weiß nicht mehr weiter. Der Kreislauf Ihres Freundes bricht zusammen. Sie müssen injizieren. Ellen würde das übernehmen, aber sie hat noch nie eine intravenöse Injektion gemacht. Wenn wir uns nicht einigen, geht Peter dabei drauf. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Akzeptieren sie meinen Vorschlag!«
    »Ich lasse Ellen nicht mit Ihnen allein unter Wasser!« schrie Faerber zurück.
    »Mein Gott, ich werde sie unter Wasser nicht vergewaltigen, obgleich das eine neue Variante wäre!« Chagrin lachte laut, aber es klang etwas gequält. Ellen trommelte mit den Fäusten wieder

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