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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mexikanischen Gauner über die Bordwand. Die drei Boote schlugen leise gegen die Nuestra Señora.
    Chagrin zögerte nicht lange, er rief nicht, er fragte nicht, er hielt sich nie mit unnützen Dingen auf. Mit einem Ruck hatte er seine Pistole in der Hand, zielte auf die beiden Köpfe, die im Mondschein deutlich wie Schießscheiben vor ihm lagen, und drückte zweimal schnell hintereinander ab. Die Köpfe taumelten zurück, lautlos, denn den Gaunern blieb keine Zeit mehr für einen Aufschrei. Dann hörte Chagrin das Aufschlagen auf Holz, und dann erst antworteten den Schüssen mehrere wilde Schreie und Flüche.
    »Nur herauf!« brüllte Chagrin auf spanisch. »Ich schieße schneller, als ihr klettern könnt!«
    Aus der Kabine stürzte Faerber und warf sich neben Chagrin auf die oberste Treppenstufe.
    »Was ist denn los?« fragte er atemlos.
    »Wir werden geentert!« Chagrin wartete auf einen neuen Kopf an der Bordwand. »Da will uns jemand einkassieren.«
    »Wer denn?«
    »Wenn ich das wüßte! Verdammt, man muß uns schon eine ganze Weile beobachtet haben. Sie wissen doch, daß es hier noch Piraten gibt …«
    »Ich habe davon gelesen …«
    »Jetzt haben Sie sie in Natur! Hans, ein Kompromiß. Jetzt sind wir beide im Dreck. Waffenstillstand zwischen uns. Augenblick …« Er schoß noch einmal dicht über die Bordkante, als Warnung. »So, jetzt wissen sie, was los ist. Zwei Kopfschüsse haben sie schon weg.«
    »Sie haben zwei Menschen erschossen, Chagrin?« fragte Faerber tonlos.
    »Aber ja! Wer hier nachts heimlich an Bord klettert, will mit uns bestimmt nicht übers Wetter reden. Hans, ich gebe Ihnen ein Gewehr heraus, wenn Sie es nicht gegen mich verwenden. Ihr Ehrenwort.«
    »Mein Ehrenwort, Chagrin.«
    Chagrin griff in die Tasche und holte einen Schlüssel heraus.
    »Hier. In der Blechkiste unter meinem Bett. Rennen Sie nach hinten zu den Mädchen, schnell. Ich passe hier auf und gebe Ihnen Feuerschutz.«
    Faerber rannte los. Er erreichte ohne Schwierigkeiten den Heckaufbau und traf dort Ellen und Pascale, die lange Messer in der Hand hielten. Sie standen links und rechts neben der Tür und zogen Faerber mit einem Ruck in den Bambusverschlag.
    »Es sind drei Boote und eine Menge Männer«, sagte Ellen. »Ich glaube, Chagrin hat zwei getroffen.«
    »Kopfschuß. Sie sind tot.« Faerber holte die Blechkiste unter dem Bett hervor, öffnete sie und verteilte an Ellen und Pascale Pistolen und Gewehre. Er selbst nahm sich das neue Schnellfeuergewehr, das sie noch in Mexico City gekauft hatten.
    »Keine Dummheiten, Pascale«, sagte er. »Jetzt müssen wir alle wieder eine einzige Familie sein. René meint, da draußen wollen uns Piraten kapern! Was das bedeutet, wißt ihr genau …«
    Er rannte hinaus, warf sich hinter dem Ruderhaus in Deckung und wartete.
    Aber es geschah nichts mehr. Man hörte nur, wie drei Motoren aufheulten, dann sahen sie im bleichen Mondlicht die drei Boote durch das aufschäumende Meer davonrasen.
    Chagrin schoß ihnen zweimal nach, und wenn er auch nicht mehr traf, so war die Kampfansage deutlich genug für Pedro Dalingues. Er hatte zwei Tote hinter sich liegen und wußte nun, daß es zweierlei gab zwischen der Küste von Yukatan und der Chinchorro-Bank: einen großen Schatz, dessen Wert noch unbekannt war, und die Rache für zwei erschossene Freunde.
    Von jetzt an gab es keine Gnade mehr …
    Die Nacht war verdorben. Niemand schlief mehr, sogar Peter Damms lag wach und ließ sich von dem Überfall berichten. Chagrin entdeckte im Morgenrot vier Boote, die um die Nuestra Señora herum anscheinend Wache hielten. Dann kamen von der Küste noch einmal sechs Boote heran und bildeten zusammen mit den vier bereits vorhandenen einen Kreis um das Schiff. Er war so weit entfernt, daß man ihn nicht erreichen konnte, auch mit den weitreichenden Gewehren nicht, aber es hatte auch keinen Sinn, jetzt den Motor anzuwerfen und zu versuchen, durchzubrechen.
    »Ich garantiere, die sind bis an die Zähne bewaffnet«, sagte Chagrin. »Die haben sogar Maschinengewehre bei sich. Und wenn sie nicht wieder angreifen, dann nur, weil sie eigene Verluste vermeiden wollen. Sie haben Zeit, sie warten …«
    »Wir auch!« Faerber musterte die Boote durch sein Fernglas. Mindestens fünfzig Mann waren jetzt da draußen und bewachten das Schiff! Pedro Dalingues hatte alles, was er an geldgierigen Fischern auftreiben konnte, mobilisiert und ihnen so viele Pesos versprochen, wie sie in einem halben Jahr nicht mit ihren Netzen

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