Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
zwei Mädchen und für etwa 200 Millionen Gold und Edelsteine. Mein Gott, begreifen Sie es doch: Wir haben ein spanisches Schatzschiff entdeckt und konnten einen Teil des Goldes bergen. Es ist unmöglich, daß mein Freund« – er nannte Chagrin jetzt wirklich seinen Freund – »und die Mädchen sich auf die Dauer gegen die Piraten wehren können! Ich bitte Sie …«
    Der Kapitänleutnant starrte Faerber mit offenem Mund an. Dann – nachdem ihm klar geworden war, daß hier kein Verrückter saß und man bei 200 Millionen an Bord gut eine Million für ein Maultier bieten konnte – sprang er hoch, riß die Tür auf und brüllte in den Flur:
    »Alarm! Alle Boote klar zum Auslaufen! Stufe eins!«
    Im Haus klingelten schrille Alarmglocken. Am Hafen antwortete ihnen Sirenengeheul. Der Obermaat stürzte ins Zimmer, offensichtlich außer Fassung, denn Stufe eins bedeutete kriegsmäßiges Auslaufen.
    »Wer greift an?« schrie er.
    »Amerigo Santilla …«
    Das Wort genügte. Auch wenn es ein Irrtum war und man damit dem kleinen Gauner Pedro Dalingues, der ein einziges Mal auf eigene Rechnung arbeiten wollte, zu viel Ehre antat. Zwanzig Minuten später legten die beiden weißen Schnellboote ab und rauschten mit hoher Bugwelle aus dem abgesperrten Militärhafen von Xcalak. Die Planen waren von den Kanonen genommen, die Bedienungsmannschaften trugen Stahlhelme. Auch hinter den beiden Vierlingsmaschinengewehren saßen die Schützen.
    Kapitänleutnant Enrico Caballos stand unterdessen in einem regen Sprechfunkverkehr mit dem Flottenstützpunkt Chetumal und dem kommandierenden Admiral von Yukatan, Miguel de Barra. Von dort wurde die große Neuigkeit nach Mexico City gefunkt, wo sich sofort das Finanzministerium – wie konnte es anders sein? – mit der Sache befaßte und ungewöhnlich munter wurde.
    Einsam, vergessen, von dem militärischen Schauspiel überrollt, blieben Manuel Torques und sein alter Maulesel Pepito am Quai zurück. Manuel setzte sich auf einen Stein, drehte sich aus Tabakkrümeln mit Zeitungspapier eine dicke Zigarette und blickte traurig den davonrauschenden Schnellbooten nach.
    »Wo ist unsere Million?« sagte er und streichelte Pepito über die dicken, zitternden Nüstern. Das alte Maultier schnaufte und legte die Ohren zurück. »Ja, so ist es! Recht hast du.« Manuel wischte sich über die Augen. »Immer wir Armen! Sie haben uns betrogen, Pepito. Das wird sich nie ändern …«
    Zu diesem Zeitpunkt ahnte der Fischer Manuel Torques noch nicht, daß er wirklich ein Peso-Millionär werden würde …
    Das Wettrennen zwischen den Piratenbooten und der Nuestra Señora dauerte nicht lange. Wie zu erwarten war, wurde es von Pedro gewonnen.
    Eine knappe Stunde torkelte das Schiff durch die See, der alte Motor fraß den Sprit, als sei er ein Faß ohne Boden, die ›volle Kraft‹ wirkte geradezu zerstörerisch auf Kolben und Gestänge. Nach einer halben Stunde rappelte und rasselte es an allen Enden im Maschinenraum, und Chagrin rief sarkastisch zu Ellen und Pascale, die in ihren Männerkleidern in Deckung lagen und die Boote beobachteten, die sie verfolgten: »Betet, daß wir nicht auseinanderfliegen! Wir sitzen auf einer wahren Höllenmaschine!«
    Nach einer Stunde war der Tank endgültig leer. Der Motor schluckte noch einmal auf, so, wie ein Säufer zufrieden rülpst, bevor er vom Stuhl fällt, begann dann zu stottern und stellte seine Arbeit ein.
    Chagrin band das Ruder fest, stellte den Gashebel auf Null und verließ das Ruderhaus. Er drückte das Schnellfeuergewehr unter den Arm und ging hinüber zu Ellen, die hinter einer großen Taurolle lag.
    In breiter Front knatterten Pedros kleine Motorboote heran. Zehn schnelle Wespen, die jetzt über ihr Opfer herfallen wollten.
    Chagrin warf sich neben Ellen auf die Deckplanken.
    »Wofür entscheiden Sie sich?« fragte er sarkastisch. »Eine Kugel in das schöne Köpfchen, beten oder abwarten?«
    »Sagen wir: abwarten. Beten und uns erschießen können wir immer noch.«
    Pedros Boote schwärmten aus und kreisten die Nuestra Señora wieder ein.
    »Wie lange können wir uns halten?«
    »Das kommt darauf an, ob der Erzgauner da vorn mutig ist und einige seiner Kameraden opfern will – oder ob er uns weiter aushungern will. Entscheidet er sich für das letztere, dann beten Sie, daß Hans durchgekommen ist und uns hier 'rausholt. Ich nehme an, von uns allen können Sie als einzige richtig beten.«
    »Wenn Sie meinen, es hilft?« Ellen sah Chagrin von der Seite an. Sein

Weitere Kostenlose Bücher