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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wie Schmiedehämmer. Ein faulig-modriger Geruch stieg aus den Sümpfen, wo aus Fäulnis grandioses, üppig blühendes Leben wurde. Eine Hochzeit von Tod und Geburt …
    »Noch fünf Stunden, Señor.« Torques streichelte sein Maultier zwischen den Ohren. »Ist er nicht ein einmaliger Bursche? Wackelt auf den Beinen, sieht kaum noch etwas, aber er bringt uns nach Xcalak!«
    Manuel wandte den Kopf nach hinten. Faerber hatte vor Erschöpfung die Augen geschlossen und seinen Kopf gegen Torques' Schulter gelegt. »Wieviel bekomme ich, sagten Sie?«
    »Eine Million Pesos …«, antwortete Faerber mechanisch.
    »Ich trete Ihnen eine Million mal in den Hintern, wenn das nicht wahr ist!« sagte Torques drohend.
    »Das dürfen Sie …«
    »Und Pepito, mein Maultier, wird Sie anspucken und anscheißen.«
    »Auch das darf er!« Faerber lächelte schwach. »Sie werden Pepito einen goldenen Stall bauen können …«
    Mit kreischenden Schreien trieb Torques den guten Alten zu einer schnelleren Gangart an …
    Chagrin war nach dem Sturm noch einmal getaucht, obgleich er eigentlich wußte, daß es Wahnsinn war. Ellen ließ den Korb hinunter, Pascale saß am Funkgerät, aber schon nach zehn Minuten kam von unten das Signal zum Hochziehen.
    Chagrin stieg aus dem Schutzkäfig, warf das Atemgerät auf Deck und setzte sich mit finsterer Miene auf eine Kabelrolle. Ellen ahnte, was unten geschehen war.
    »Dieser Miststurm!« schrie Chagrin plötzlich. Es brach aus ihm heraus wie ein wilder Schrei. »Alles zusammengebrochen – das Mitteldeck, der Einstieg, das Heck. Nur noch Sand, Sand, verfluchter Sand! Die Zephyrus ist so total zusammengebrochen, daß im Meeresboden eine neue Senke entstanden ist!« Chagrin hieb mit beiden Fäusten auf die Deckplanken. Er war außer sich. »Es ist nichts mehr zu holen. Wir kommen nie mehr an die anderen Kisten und Säcke heran. Hunderte von Millionen liegen noch da unten! Für alle Zeiten unantastbar.«
    »Und Peter Damms hat endlich sein Grab gefunden«, sagte Ellen leise. »Endlich hat er Ruhe …«
    Pascale drehte sich abrupt um und rannte unter Deck. Erstaunt blickte Chagrin ihr nach.
    »Hat sie gedacht, wir holen ihn wieder her?« fragte er.
    »Nein, Chagrin, Sie mögen hundert Frauen gehabt haben – von der Seele einer Frau verstehen Sie einen Dreck. Jetzt erst ist Peter für Pascale endgültig tot.«
    »Aber er war doch …«, stotterte Chagrin ratlos. Ellen nickte.
    »Natürlich war Peter tot, aber jetzt erst hat Pascale ihn verloren. Das ist etwas ganz anderes.«
    Chagrin erhob sich und zuckte mit den Schultern. »Sie haben recht, Ellen. Von Frauen verstehe ich wenig, wenn sie mit solchen Spinnereien kommen. Da ist mir ein Hai lieber – bei ihm weiß ich genau, was er denkt und was er will!« Er blickte hinüber zu den Booten, die den Sturm anscheinend gut überstanden hatten, denn sie waren näher herangekommen und zogen den Ring um die Nuestra Señora enger.
    »Holen Sie alle Waffen 'rauf, Ellen. Und die ganze Munition. Und gewöhnen Sie sich daran, auf Menschen schießen zu müssen. Unsere Wachhunde werden ungeduldig.« Er reckte sich. Aus dem Kabinengang tauchte Pascale wieder auf. In der Männerkleidung sah sie wie ein hübscher, braungebrannter junger Bursche aus. »Richten wir uns auf die Verteidigung ein. Wenn Hans bis zur Küste gekommen ist, könnte die Hilfe in zwei Tagen hier sein. So lange müssen wir uns halten, Ellen!«
    Ellen sah Chagrin mit großen Augen an. Seit sie wußte, daß Faerber als Verlierer der Auslosung Meer, Haie, Sturm und Entfernung überwinden wollte, um Hilfe zu holen, lag dieser unbeschreibliche Ausdruck von Leere und untergründiger Hoffnung in ihrem Blick, den selbst Chagrin nicht lange aushalten konnte. Er mußte jedesmal wegsehen.
    »Haben Sie noch Hoffnung, daß Hans es geschafft hat?« fragte sie. Ihre Stimme schwankte.
    »Wenn ich keine Hoffnung mehr hätte, würde ich die weiße Fahne hissen! So aber schieße ich zuerst, wenn die Piratenbrüder auftauchen. Ellen, ich glaube fest daran, daß Hans die Küste erreicht hat.«
    »Nach diesem Sturm?«
    »Der Sturm ist weniger gefährlich als die Haie! Und in Küstennähe gibt es die Barrakudaschwärme …«
    »Sie haben das alles gewußt, Sie Schuft, und ihn trotzdem schwimmen lassen?« schrie Ellen und ballte die Fäuste. »Geben Sie es zu: Ihre Wette war Betrug! Sie hatten nicht einen Rubin und einen Smaragd in den Händen, sondern zwei Smaragde! Hans hatte gar keine Chance, zu gewinnen! Sie haben ihn

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