Ein Traum in roter Seide
innere Stimme, die ihr sagte, dass sie ihn vielleicht absichtlich reizte. Wenn er jetzt die kurze Beziehung beendete, blieben ihr spätere Entscheidungen, Unglück und jedes größere 77
Dilemma erspart.
„Du kommst mit, und wenn ich das verdammte Kleid selbst kaufe", erklärte Tyler mürrisch.
„Nein, das wirst du nicht tun. Vielleicht denkst du, du könntest mit deinem Geld alles kaufen, Tyler. Aber ich bin nicht käuf lich."
„Das ist mir völlig klar", fuhr er sie an. „Ich versuche auch gar nicht, dich zu kaufen, sondern nur, dich dazu zu bewegen, am Freitagabend mitzukommen. Verdammt, es fällt mir schwer genug, bis dahin zu warten, dich wieder zu sehen. Du glaubst doch nicht ernsthaft, ich könnte es ertragen, dich erst am Samstag zu sehen, oder?"
Sein Geständnis raubte ihr den Atem. Doch plötzlich wurde ihr bewusst, dass er nur von Sex redete. Wahrscheinlich passierte es ihm nicht oft, dass er ganze fünf Tage ohne Sex auskommen musste. Aber immerhin, er wollte sie unbedingt wieder sehen. Und deshalb konnte sie sich eine kleine Bosheit nicht verbeißen.
„Du könntest ja heute Abend zu mir kommen", schlug sie vor, und ließ die Stimme warm und sexy klingen.
„Ja, aber ich könnte nicht lange bleiben. Ich habe dir doch ge sagt, dass ich die ganze Woche viel zu tun habe. Jetzt überleg nicht mehr lange, sondern versprich mir, dass du Freitagabend kommst."
Ihr Lachen klang vielversprechend. „Ich denke, das ist durchaus möglich."
„Michelle, ich bin schockiert!" In Tylers Stimme schwang ein Lachen.
„Nein, das bist du nicht. Ich kann dich gar nicht schockieren."
Michelle lächelte etwas wehmütig. „Du hast einen sehr schlechten Einfluss auf mich, Tyler Garrison. Und du bist viel zu sehr daran gewöhnt, von Frauen zu bekommen, was du haben willst."
„Heißt das, du wirst mich am Freitagabend zur Dinnerpartv begleiten?"
„Ja. Um wie viel Uhr findet das Ganze statt?"
„Ich hole dich um sieben ab."
„Und was soll ich anziehen?"
„So wenig wie möglich."
10. KAPITEL
„Macht es dir auch wirklich nichts aus, mir das Kleid zu leihen?"
fragte Michelle und betrachtete sich in Lucilles hohem Spiegel von allen Seiten.
Michelle hatte ihrer Freundin von Tylers Anruf erzählt und sie um Rat gefragt wegen eines Outfits für die Dinnerparty bei den Garrisons.
Ohne zu zögern, hatte Lucille Michelle mit ins Schlafzimmer genommen und erklärt, sie habe genau das Richtige für so ein großartiges Ereignis im Kleiderschrank hängen.
Das Kleid aus bordeauxroter Seide wirkte stilvoll und auf subtile Art glamourös. Vorn war es nicht zu tief ausgeschnitten, dafür war aber der V-förmige Rückenausschnitt ziemlich gewagt und reichte bis zur Taille. Das Ganze wurde von dünnen Trägern zusammengehalten.
„Wenn ich nun einen Flecken darauf mache?" fragte Michelle besorgt.
„Man kann es reinigen lassen", antwortete Lucille. Sie saß auf dem Bett und sah Michelle zu. „Ich ziehe es sowieso nicht mehr an. Ich habe es voriges Jahr in einer Designer-Boutique im Win terschlussverkauf entdeckt. Der Preis war um die Hälfte herabgesetzt, deshalb konnte ich nicht widerstehen. Ich musste es ein fach haben.
Doch nachdem ich es einmal getragen habe und den ganzen Abend damit beschäftigt war, alle möglichen Männer abzuwehren, habe ich mich entschlossen, es erst wieder anzuziehen, wenn ich mindestens fünf Kilo abgenommen habe. Und das schaffe ich sowieso nicht, dafür esse ich Kuchen viel zu gern. Du kannst es haben, wenn du möchtest."
„O nein, du sollst es mir nicht schenken. Es war bestim mt wahnsinnig teuer." Die weiche Seide schmiegte sich wie eine zweite Haut an Michelles Körper. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Lucille, die eine etwas üppigere Figur hatte, darin Aufsehen erregt hatte. Wegen des tiefen Rückenausschnitts musste man da s Kleid ohne BH tragen.
„Ich möchte es dir bezahlen", erklärte Michelle.
„Nein, das kommt nicht infrage. Es ist ein Geschenk."
Michelle war ganz gerührt. „Bist du sicher?"
Lucille lächelte sie strahlend an. „Natürlich! Ich wirke darin wie ein Flittchen. Aber du siehst ganz bezaubernd darin aus. Nimm es, und verblüff damit Tylers Mutter und Schwester. Sie werden es nicht wagen, über dich die Nase zu rümpfen, wenn du in einem Orsini-Modell erscheinst."
„Auch noch ein Orsini-Modell! Du liebe Zeit, ist es das wirklich?"
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„Ja. Das Etikett ist noch dran, du kannst dich vergewissern. Zieh dazu die schwarzen Sandaletten an, die du
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