Ein Traummann auf Mallorca
lukrativen Stelle interessiert sei. Mehr Details würde sie bei einem Gespräch mit der Firmeninhaberin persönlich erfahren. Natürlich hatte Charlene sofort zugesagt, zu dem Treffen zu erscheinen. Schließlich war eine gut dotierte Anstellung genau das, was sie im Augenblick am dringendsten benötigte.
„Job, Job, was ist schon ein Job?“ Maria Velásquez machte eine wegwerfende Geste und schüttelte den Kopf. „Hier geht es um viel mehr als einen einfachen Job, Miss Beckett. Was ich Ihnen biete, ist eine feste Anstellung. Und zwar zu Konditionen, die all Ihre Sorgen in Luft auflösen werden.“ Sie hob die Hand und schnippte mit den Fingern. „Por la jeta.“
„Sorgen?“ Irritiert sah Charlene sie an. „Woher wissen Sie … Ich meine …“
„Nun, das ist ganz einfach.“ Maria hob die Espressotasse, die die Bedienung soeben serviert hatte, hielt sie mit abgespreiztem kleinem Finger, nippte und stellte sie wieder ab. „Sehen Sie, Miss Beckett, ich möchte ehrlich zu Ihnen sein: Ich habe Erkundigungen über Sie eingeholt.“ Sie lächelte besänftigend, als Charlene eine abwehrende Körperhaltung einnahm. „Bitte erschrecken Sie nicht. Sie müssen wissen, dass ich mit einem ehemaligen Mitarbeiter der Werft Ihres Vaters sehr gut bekannt bin. Durch einen Zufall kam mir Ihre Geschichte zu Ohren, und ich fing an, mich für Sie zu interessieren. Für die Frau, die ihr Leben in England, ohne mit der Wimper zu zucken, aufgegeben hat, weil ihr Vater ihre Hilfe benötigt. Das hat mir imponiert.“
Imponiert? Charlene hätte am liebsten bitter aufgelacht. Señora Velásquez konnte ja nicht ahnen, wie es in Wahrheit um das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Vater bestellt war. Es stimmte, sie war, ohne zu zögern, nach Mallorca zurückgekommen, als sie erfahren hatte, dass ihr Vater alles verlieren würde, wenn sie ihm nicht half. Zwar bedeutete das, dass sie nun eine ganze Weile auf der Insel bleiben musste, aber was machte das schon? Schließlich hatte sie in den Jahren in London nichts erreicht …
Trotzdem – ihr Verhalten zeugte keineswegs von einem unerschütterlichen, harmonischen Vater-Tochter-Verhältnis, wie die ältere Spanierin offenbar annahm. Es hatte schlicht und einfach mit Charlenes ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein zu tun.
Und damit, dass sie tief im Innern schon lange Zweifel hegte, ob sie ihrem Vater vielleicht doch das eine oder andere Mal unrecht getan hatte.
Sie schüttelte den Kopf. Das alles irritierte sie. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand Erkundigungen über sie einzog. Sicher, irgendwie konnte sie Maria Velásquez’ Beweggründe nachvollziehen, schließlich wollte jeder Arbeitgeber gern etwas über einen zukünftigen Angestellten wissen, aber dennoch … so ganz gefiel Charlene die Entwicklung dieses Treffens nicht.
„Nun“, riss die ältere Spanierin sie aus ihren Gedanken, „ich hoffe, Sie sind trotzdem daran interessiert zu erfahren, was ich Ihnen zu bieten habe?“
Charlene zögerte kurz. Im Grunde war es vollkommen egal, was die Frau über sie wusste oder nicht – jedenfalls angesichts der Tatsache, dass das Lebenswerk ihres Vaters vor dem Aus stand und dass sie alles dafür tun musste, das Unheil doch noch abzuwenden. Viel zu lange hatte sie sich vorgemacht, dass sie die einzige Person war, der das Recht zustand, sich zu beklagen. Dabei hatte Graham Beckett sich die Rolle des alleinerziehenden Vaters auch nicht ausgesucht, und man musste ihm zugutehalten, dass er sich all die Jahre über bemüht hatte, es seiner Tochter finanziell an nichts mangeln zu lassen. Nun war es an ihr, sich dafür zu revanchieren. Und genau deshalb brauchte sie als Erstes diesen gut bezahlten Job, von dem die ganze Zeit die Rede war.
Entschlossen straffte Charlene die Schultern und sah Maria Velásquez fest an. „Natürlich“, antwortete sie. „Ich bin ganz Ohr.“
Die Spanierin lächelte zufrieden. „Das ist schön. Erfreulicherweise bedarf es auch nicht einmal großer Worte, denn alles ist ganz einfach: Ich biete Ihnen neben einem festen monatlichen Gehalt eine einmalige Zahlung, die hoch genug ist, die Behandlungskosten Ihres Vaters zu decken. Außerdem erhält Ihr Vater, wenn wir beide uns einig werden, einen Einkaufsrabatt in Höhe von vierzig Prozent – das ist mehr, als wir unseren eigenen Mitarbeitern zugestehen.“
„Sie bieten – was?“ Charlene kniff die Augen zusammen und musterte die ältere Frau eine Weile lang sprachlos. Mit einem guten Gehalt hatte sie
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