Ein Traummann zum verzweifeln
womöglich auch dämmerte. »Und jetzt lässt du mich ganz sanft herunter, damit ich dir deine Kehle nicht aufschlitzen muss.«
Während er tat, wie ihm geheißen worden war, bückte sich Plattnase nach der Pistole, die Nick ihm aus der Hand geschlagen hatte. Mit einem einzigen Hieb mit der Flasche schickte Nick ihn zu Boden und ins vorläufige Nirwana. Verdutzt bewunderte er den bewusstlosen Fiesling zu seinen Füßen und dann die Flasche in seiner Hand.
»Guter Jahrgang«, murmelte er.
Daisy grinste und hechtete weg von Stiernacken. Dann wirbelte sie zu Nick herum, und ihre Miene war wieder bedrohlich ernst, als sie mit dem Messer vor ihm herumfuchtelte.
Er riss kapitulierend die Hände hoch, und sie trat einen Schritt zurück, um sich vor diesen langen Armen in Sicherheit zu bringen. Aus dem Augenwinkel erhaschte sie einen Blick auf J. Fitzgerald, dessen Anwesenheit sie für einen Moment ganz vergessen hatte. Er hatte irgendetwas Schwarzes in der Hand und war unterwegs zur Tür. In der Annahme, es handele sich um eine Pistole, wollte sie sich schon nach ihrer Beretta bücken. Da hörte sie ihn plötzlich aufgeregt sagen: »Hallo, ist da die Polizei? Schicken Sie schnell jemanden vorbei. Ich habe Einbrecher im Haus, und ich glaube, sie sind bewaffnet.«
»Oh, Sch ... Nick!« Sie wandte sich zu ihm um, um ihn darüber zu informieren, dass sie sich schleunigst aus dem Staub machen müssten. Aber er hatte Douglass offensichtlich selbst gehört und war schon auf dem Sprung. Sie stockte kurz, um leicht verwirrt festzustellen, dass er immer noch die Flasche Wein in der Hand hielt. Doch dann schnappte sie sich die Glock vom Boden und rannte mit ihm zur Kellertür.
»Der alte Bock ist schlauer, als ich dachte«, sagte Daisy, als Nick sie über die Grundstücksmauer schob und ihr mit einem Satz nachsprang. »Wenn die Bullen uns kriegen, werden sie wahrscheinlich erst schießen und die Fragen hinterher stellen. Dadurch, dass er uns zuvorgekommen ist, kann er sich ziemlich sicher fühlen; sie werden dir nie abnehmen, dass du gegen deinen Willen hierher verschleppt worden bist.« Sie bremsten aus vollem Lauf vor dem Auto ab, und Daisy schlug wütend mit der Hand auf das Dach. »Mist! Es kotzt mich echt an, dass er damit durchkommen und einfach so davonkommen wird.« Sie konnte Nicks Gesicht nicht erkennen, weil sich gerade Wolken vor die silberne Sichel des Mondes schoben und ihn in einen konturenlosen Schatten verwandelten. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss.
»Er wird wahrscheinlich nie ins Gefängnis wandern«, pflichtete Nick ihr bei, als sie ins Auto stiegen. »Aber er wird es auch nicht dabei bewenden lassen.«
Sie zündete den Motor, trat aufs Gaspedal, und schon rasten sie den Küsten-Highway entlang. Trotzdem leistete sie es sich, die Augen kurz von der Straße zu nehmen, um ihm einen skeptischen Blick zuzuwerfen.
»Ich meine es ernst, Daise«, sagte er. »Er wird wahrscheinlich seine Typen zu mir nach Hause schicken, um uns abzufangen. Lass uns also beim ersten Motel, das du siehst, anhalten. Wir gönnen uns ein paar Stunden Schlaf, und dann tue ich das, was ich gleich zu Anfang hätte tun sollen.«
25
Samstag
D aisy wurde durch Nicks Stimme geweckt. Er stand am Telefon und verlangte gerade den Senator zu sprechen. Sie blinzelte und sah auf die Uhr auf dem Nachttischchen des Motelzimmers. Es war Viertel nach sechs Uhr. Sie gähnte, schob ihr Kissen gegen das Brett am Kopfende, setzte sich auf und lehnte sich zurück. Im Zimmer war es kühl, und deshalb wühlte sich ihre Hand aus den Betttüchern heraus, um nach der pinkfarbenen Wolljacke zu greifen, die sie erst wenige Stunden zuvor abgelegt hatte.
»Ja, ich glaube Ihnen ja, dass er sehr beschäftigt ist«, sagte Nick verständnisvoll. Er klang äußerst vernünftig, und sein Ton suggerierte eine Erziehung, wie man sie nur auf den besten, teuersten Schulen erhält. »Aber sagen Sie ihm doch bitte trotzdem, dass Nick Coltrane am Apparat ist und ihn unbedingt sprechen muss. Es ist ausgesprochen dringend. Würden Sie das bitte für mich tun?«
Er saß, nur mit seiner schwarzen Seidenboxershorts bekleidet, auf der Bettkante und kehrte ihr den Rücken zu. Den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, versuchte er, die andere, lädierte Schulter mit langsamen, kreisenden Bewegungen zu lockern.
Daisy verfolgte müßig das Spiel der Muskeln, die sich über das Schulterblatt zu der flachen Vertiefung seiner Wirbelsäule zogen. Gegen ihren Willen
Weitere Kostenlose Bücher