Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
Vom Netzwerk:
hat sich ‘ne Mark von mir geliehen und danach hab ich meine Brieftasche in eine Schublade gelegt.«
    »Und das soll heißen?«, fragte Ulli mit einer bösen Vorahnung.
    »Können wir noch mal am Präsidium vorbeigehen? Ich möchte meine Börse ungern bis morgen da liegen lassen.«
    Ulli seufzte. Während er mit klagendem Blick einen Zwanziger aus seiner Hosentasche fummelte, erledigte Katharina die notwendigen Reinigungsarbeiten an Arne. Als sie endlich aufbrechen konnten, rammte ihr der Typ vom Nebentisch noch seine Stuhllehne gegen den Ellbogen. Bevor sie losfluchen konnte, entschuldigte sich der Kerl mit einem linkischen Lächeln und verschwand.
    »Wäre es nicht sinnvoller, den Wagen zu holen und zum Präsidium zu fahren?«, fragte Ulli, während sie langsam die Hans-Böckler-Straße hinuntergingen. »Sonst müssen wir gleich noch einmal quer durch die Stadt.«
    »Ach komm, so weit ist das auch nicht.« Katharina hakte sich bei ihm ein.
    Ulli hatte Arne auf seine Schultern gesetzt und hoffte inständig, dass sein Sohn seine Windeln nicht gerade jetzt einem Feuchtigkeitstest unterziehen würde. »Gleich kommt Fußball«, wagte er schwachen Protest.
    »Und morgen und übermorgen auch«, meinte Katharina. »Außerdem, Deutschland verliert doch sowieso.«
    Zander hatte eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, aber angesichts des mickrigen Gepöhles gegen Rumänien konnte es gut sein, dass Katharina mit ihrer Prophezeiung richtig lag.
    Vorbei an der Fassade von Bochums größtem Elektronikkaufhaus schlenderten sie in Richtung Südring und keuchten die beständig ansteigende Uhlandstraße hinauf. Katharina bereitete der Spaziergang keine Probleme. Zander hingegen tropfte bald der Schweiß von der Stirn. Während seines beinahe einjährigen Erziehungsurlaubes hatte er einiges an Ballast auf den Hüften angehäuft und mit Arne auf den Schultern kam er sich vor wie Jockei Fischers Leibwächter beim New-York-Marathon.
    »Guck mal, Arne, hier schläft sich die Mama den ganzen Tag über ordentlich aus, damit sie mit dir abends richtig herumtoben kann«, schnaufte Ulli, als das Präsidium in Sicht kam. Arne gähnte herzhaft und gab so zu verstehen, dass gegen ein kleines Nickerchen absolut nichts einzuwenden war.
    »Kommt ihr mit hoch?«, fragte Katharina.
    »Aber nur, wenn wir den Aufzug benutzen«, antwortete Ulli.
    Der Tempel der Uniformierten war beinahe ausgestorben, in den ewig schattigen Fluren begegnete ihnen nur eine Reinigungskraft. Umso verblüffter war die Blonde, als sie, schon vor ihren Büros angelangt, deutlich ein Summen hörte.
    »Hast du deinen Vibrator nicht abgeschaltet?«, flachste Zander, dem das Geräusch ebenfalls aufgefallen war.
    »Und mit so etwas wie dir leb ich schon seit Ewigkeiten zusammen«, stöhnte Katharina und schaltete ihre Ohren auf Empfang. Das Summen kam eindeutig aus Gassels und Heinzels Büro.
    Sie klopfte an die Tür und machte sie ohne zu zögern auf. Karl Heinz Gassel erstarrte augenblicklich zur Salzsäule, der Rasierapparat in seiner Hand lief allerdings unbeeindruckt weiter.
    »Was machst du denn noch hier?«, fragte Thalbach überrascht.
    Der Exdicke schnappte tonlos nach Luft. Anscheinend war ihm zu warm geworden, denn sein Hemd lag ordentlich gefaltet auf dem Tisch, über den Rand des blütenweißen Unterhemdes spross ein Urwald von eisgrauer Brustbehaarung. Auf Gassels linker Wange waren die Bartstoppeln bereits verschwunden.
    »Ich rasiere mich«, ächzte Gassel endlich. »Was dagegen?«
    Zander nahm Arne von seinen Schultern und folgte seiner Lebensabschnittsgefährtin in das Büro. Er zwinkerte Gassel aufmunternd zu. »Nur weiter so, Karl Heinz. Hast doch bestimmt noch ein Date, oder?«
    »Unsinn«, gab der Halbbekleidete zurück. »Es ist nur…«
    »Komm, wir verschwinden«, meinte Katharina, der die Situation plötzlich peinlich war. Vor knapp einem Jahr hatte ihr Kollege bei der Ermittlung in einer Mordsache eine junge Dame kennen gelernt. Zwei Wochen war das Schwergewicht wie auf Federn durch das Präsidium geschwebt, bevor er sich äußerlich wieder so ruhig und sachlich gegeben hatte wie gewohnt. Katharina war seitdem das Gefühl nicht los geworden, dass Gassel gegenüber seiner Frau des Öfteren Überstunden erfand.
    »Ist doch eigentlich auch egal«, seufzte Gassel und schaltete endlich den Rasierer aus. »Irgendwann kriegt es ja doch das ganze Präsidium mit.«
    »Was denn?«, platzte Ulli heraus.
    »Marianne hat mich vor die Tür gesetzt«, erklärte Gassel

Weitere Kostenlose Bücher