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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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ein.
    »Und was lieferst du, Peter?«, war die Sportseite dran. »Einen neuen alten Artikel über deinen heiß geliebten VfL?«
    »Arsch«, beschied ihn Hagedorn. »Ich hab den Bericht über die Hools fertig.«
    »Das will doch keiner lesen«, sagte Karwatzki. »Außerdem ist bei der EM doch bisher alles ruhig geblieben.«
    »Da läuft aber noch etwas«, erklärte Hagedorn. »Meine Quellen sprechen von einer lange vorbereiteten Aktion, die spätestens zum Viertelfinale starten soll.«
    »Wenn das Blatt herauskommt, ist das schon längst vorbei«, erwiderte Karwatzki. »Aber meinetwegen, hinken wir der Realität mal wieder ein Stück hinterher. Schluss für heute.«
    Aufatmend schossen die Schreiberlinge aus ihren Sitzen und kramten ihre Unterlagen zusammen. Es ging schon stramm auf neunzehn Uhr zu, wenigstens konnten sie den herrlichen Frühsommertag noch etwas genießen.
    »Besten Dank noch mal«, nuschelte Westheim Janine zu. »Eine andere Story hätte ich dem Boss nicht bieten können.«
    »Keine Ursache«, lächelte Janine zurück. »Immerhin machen wir das Ding zusammen. Also kommt auch mein Name über den Artikel.«
    Westheim zog einen Moment die Brauen hoch, nickte dann aber zustimmend.
    Janine schulterte ihre Tasche, aus der sie ihren Autoschlüssel hervorgekramt hatte, und enterte den schmalen Flur. Prisma war zwar genau so ein Käseblatt, wie sie bei ihrer Bewerbung befürchtet hatte, aber das Gehalt war einigermaßen okay, sie konnte Erfahrung sammeln und bisher hatte noch keiner ihrer Kollegen versucht, sie anzugrabschen oder flachzulegen. Wie sie von einigen ihrer Studienfreundinnen gehört hatte, schien sie wenigstens in dieser Hinsicht auf der Seite der Gewinner zu sein.
    Die Redaktionsräume lagen auf dem Südring in einem der Betonklötze, mit denen in den Sechzigerjahren so ziemlich jede Stadt im Ruhrgebiet verschandelt worden war. Janines Twingo stand in einer Nebenstraße Richtung Stadtpark.
    Sie war erst seit sechs Wochen in Bochum. Studiert hatte sie in Münster, Publizistik, Soziologie und Politologie. Als Landei aus einem kleinen Kaff in Rheinland-Pfalz kommend war ihr schon die Beamtenmetropole am Aasee bedrohlich erschienen, aber Bochum war noch einen Zacken angsteinflößender.
    Mit ihrer Wohnung hatte sie allerdings unverschämtes Glück gehabt. Sie lebte an der Stadtgrenze zu Herne, in einer Gegend, wie man sie in einer Großstadt niemals erwartet hätte. Von ihrer geräumigen Dreizimmerwohnung aus genoss sie jeden Morgen den Blick auf einen kleinen Wald und knapp 5.000 Quadratmeter Garten. Ihre Vermieter waren zwei alte Leute, die sie bisher nur bei der Unterzeichnung des Mietvertrages und bei Begleichung der ersten Miete gesehen hatte. Das nächste Wohnhaus war mindestens hundert Meter weit weg und über den kleinen Feldweg, der zu ihrem Zuhause führte, holperten höchstens zwanzig Wagen am Tag. Trotzdem konnte sie locker zu Fuß in die Nachbarstadt laufen oder sich im nahe gelegenen Gysenberg ein schattiges Plätzchen zum Ausspannen suchen.
    Auf den Straßen war fast nichts los, ohne Probleme steuerte Janine nach Norden, bis sie schließlich das Straßenschild Im Brennholt entdeckte. Janine setzte den rechten Blinker und bog in die schmale Gasse ein. Vorsichtig dirigierte sie ihren Kleinwagen um die Schlaglöcher herum. Die Straße war erbärmlich eng, wenn ein anderes Fahrzeug entgegenkam, musste ein Wagen zwangsläufig zurücksetzen, bis zu einer der beiden Ausweichbuchten. Je nachdem, wo man aufeinander traf, konnte das ein ziemlich langes Stück Weg sein.
    Gut gelaunt summte Janine den Schlager, der aus ihrem Autoradio trällerte, mit. Das Beste an NRW war noch WDR 4, so einen tollen Sender hatten sie in der Pfalz nicht. Scheinbar war das Lied neu, die Stimme der Sängerin kam ihr zwar bekannt vor, aber den Song hatte sie bisher noch nicht gehört.
    Zu Hause würde sie erst mal unter die Dusche springen, sich dann eine Kleinigkeit zu essen machen und noch ein wenig in den Garten setzen. Die Luft war herrlich warm; bevor die kühle Brise vom Wald in den Garten herüberziehen würde, konnte sie sich bestimmt noch ein, zwei Stunden Sonne gönnen.
    Hinter der letzten Linkskurve musste sie in die Bremsen steigen. Ein VW-Bulli stand auf der Fahrbahn, die Warnblinklichter angeschaltet. Von dem Fahrer war nichts zu sehen.
    »Mist«, murmelte Janine und drehte das Radio leiser. Sie hatte den Wagen noch nie hier gesehen, nur sehr selten verirrten sich Fremde in diese Ecke. Entweder hatte

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