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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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heil geblieben. Die inneren Verletzungen sind wesentlich schlimmer.«
    »Innere Verletzungen?«, fragte Schäfer nach.
    »Wir mussten die Milz entfernen«, erklärte Doktor Seidel mit geschlossenen Augen. »Und es gibt Verletzungen im Genitalbereich. Ich fürchte, Sie haben es mit einem Perversen zu tun.«
    »Scheiße«, entfuhr es Schäfer.
    »Das können Sie wohl sagen«, antwortete Seidel leise. »Wissen Sie, ich bin jetzt ein paar Jahre hier. Ich habe geglaubt, so langsam wirft mich nichts mehr aus den Pantoffeln. Aber wenn ich so etwas sehe…«
    »Wann haben Sie Ihren OP-Bericht fertig?«
    »Schätze, irgendwann im Laufe des Tages. Ich weiß, Sie brauchen eine Kopie. Lassen Sie mir Ihre Faxnummer da.«
    »Kann ich mit der Frau sprechen?«, erkundigte sich Schäfer ohne viel Hoffnung.
    »Im Augenblick nicht«, schüttelte Seidel den Kopf. »Frühestens heute Nachmittag oder am frühen Abend. Und mir wäre es am liebsten, wenn vor Ihnen ein Psychologe mit der Frau reden würde.«
    Schäfer nickte. »Aber je eher wir die Zeugenaussage haben, umso eher haben wir eine Chance, den Kerl dingfest zu machen.«
    »Glauben Sie, Sie kriegen den?«
    »Und ob«, erklärte Schäfer, ehrlich überzeugt. »Rufen Sie uns an, wenn wir die Frau vernehmen können?«
    Seidel zog das kleine Kärtchen mit Telefon- und Faxnummer, welches die Beamtin vor sich auf den Tisch gelegt hatte, zu sich heran und steckte es in die Brusttasche ihres Kittels. »Mach ich. Aber vermutlich dauert das ein paar Tage.«

14
     
     
     
    »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?« Kriminalrat Kwiatkowski strich über seine Glatze, die gefährlich rot glühte, und pfählte Heinzel mit Blicken. Auf dem Schreibtisch lag die Ermittlungsakte, wegen der de Vries das ganze Theater angezettelt hatte.
    Heinzel zwirbelte ein Schnäuzerende und hielt den Blicken des Dezernenten stand. »Ich kann mir das nicht erklären«, meinte er. »Muss ein Missverständnis sein.«
    »Missverständnis?«, donnerte Kwiatkowski. »Das einzige Missverständnis, das ich erkennen kann, ist die Tatsache, dass Sie immer noch bei der Kripo sind.«
    »Meine Güte, jeder macht mal Fehler«, wehrte sich Heinzel ein wenig schnippisch. »Ich hab mich bestimmt nur beim Datum vertan.«
    »Erzählen Sie nicht so einen Quatsch«, schnauzte Kwiatkowski. »Wäre das der einzige Fehler, der Ihnen in den letzten Jahren unterlaufen ist, würde ich mir Ihre Ausreden anhören. Aber das hier ist doch nur der Gipfel einer langen Entwicklung.«
    »Wer sagt das?«, fragte Heinzel kämpferisch.
    »In etwa jeder, der Sie kennt«, gab der Kriminalrat kalt zurück. »Ersparen Sie mir, alle namentlich zu nennen.«
    »Ich kann mir schon vorstellen, wer mir etwas anhängen will«, nickte Heinzel und blinzelte für einen Augenblick zur Seite.
    Wielert holte hörbar Luft. »Was soll das heißen?«
    »Das wissen Sie doch ganz genau«, regte sich Heinzel auf. »Seit Sie hier angefangen haben, warten Sie auf eine Gelegenheit, mich abservieren zu können.«
    »Schluss damit«, befahl Kwiatkowski. »Der Ast, auf dem Sie sitzen, ist eh schon so dünn wie Zeitungspapier. Sägen Sie nicht noch daran.«
    »Herr Kriminalrat, seien Sie doch mal objektiv. Kollege Wielert hat doch von Beginn an kein glückliches Händchen gehabt. Es ist doch natürlich, dass er da in Stress gerät und die Leute, die ihm gefährlich werden können, klein halten will.«
    »Leiden Sie unter Verfolgungswahn?«, fragte Wielert entgeistert.
    »Hab ich nicht Recht? Denken Sie doch nur mal an die Katastrophen, die Sie in den letzten Jahren zu verantworten hatten.«
    »Ihre Unverschämtheiten helfen Ihnen nicht«, meinte Kwiatkowski angewidert.
    »Ach ja? Als Westhoff nicht mehr in der Lage war, zwei und zwei zu addieren, da war ich gut genug, um den Laden zusammenzuhalten. Und was bekomme ich dafür? Einen Tritt in den Arsch.«
    »Mäßigen Sie sich«, warnte der Kriminalrat. »Hin und wieder fallen nun mal Personalentscheidungen, die bei einigen Betroffenen einen schalen Geschmack hinterlassen. Warum jedoch gerade Sie die Berufung von Herrn Wielert zu Ihrem Vorgesetzten als persönliche Niederlage ansehen, verstehe ich nicht. Ihre Personalakte war makellos, Ihr Ruf hervorragend. Und nun haben Sie es in nur zwei Jahren geschafft, dass mit Ihnen noch nicht mal mehr jemand Streife gehen möchte.«
    Heinzel massierte seine Fingerknöchel so heftig, dass sie knackten. »Aber klar doch, irgendwann wäre

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