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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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meine Chance schon gekommen. Diese Sprüche kenne ich nur zu gut. Verarscht habt ihr mich, nach Strich und Faden!«
    Kwiatkowski schlug die Akte auf seinem Schreibtisch mit Getöse zu. »Ihr jetziges Verhalten zeigt, wie richtig die Entscheidung war, Sie nicht zum Leiter des KK 11 zu machen. Es war das erste Mal, dass Sie sich auf eine Leitungsposition beworben haben. Wie kommen Sie auf den Gedanken, alles müsse gleich beim ersten Versuch funktionieren? Natürlich wäre Ihre Zeit noch gekommen, aber jetzt? Einen derart teamunfähigen Mann kann ich doch höchstens noch in die Asservatenkammer versetzen.«
    »Wir sollten das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren«, versuchte Wielert der Situation die Schärfe zu nehmen. »Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Anstatt uns gegenseitig zu zerfleischen, sollten wir lieber Ausschau nach einer Strickleiter halten.«
    »Haben Sie das in Ihrem letzten Rhetorikkurs gelernt?«, spottete Heinzel.
    »Jetzt hab ich die Schnauze aber voll«, brüllte Kwiatkowski. »Wenn es nach mir ginge, müssten Sie auf der Stelle Ihre Dienstmarke abgeben.«
    »Aber?«, grinste Heinzel unverschämt.
    »Leider hat Kriminaldirektor Bauer unmissverständlich klar gemacht, dass wir Ihren Fall erst entscheiden, wenn Herr Flenner aus dem Urlaub zurück ist. Aber glauben Sie mir, von mir haben Sie keinerlei Unterstützung zu erwarten. Dafür erhält Frau de Vries meine volle Unterstützung. Sollte gegen Sie ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, werde ich der Erste sein, der sich zu einer Aussage bereit erklärt.«
    »Ein Ermittlungsverfahren?«, wiederholte Heinzel überrascht. »Wie soll das denn begründet werden?«
    »Unterlassen der Diensthandlung, § 335 Strafgesetzbuch, Falschbeurkundung im Amt, § 348 Strafgesetzbuch«, repetierte Wielert aus dem Gedächtnis.
    »Sie spinnen«, sagte Heinzel brüsk. »Das kriegen Sie nicht durch.«
    »Wir werden sehen«, entgegnete Kwiatkowski. »Zusammen mit dem Disziplinarverfahren, das Sie erwartet, reicht das, um Ihrer beruflichen Karriere ein Ende zu bereiten. Und schuld daran sind ausschließlich Sie selbst.«
    Heinzel sprang so heftig auf, dass sein Stuhl nach hinten kippte. »Das lasse ich nicht mit mir machen«, wütete er. »Jahrelang hab ich meine Knochen hingehalten und gute Arbeit abgeliefert. Und jetzt braucht ihr ‘nen Sündenbock, um dieser Kuh von Staatsanwältin Honig um den Bart schmieren zu können. Nicht mit mir.«
    »Setzen Sie sich wieder hin«, befahl Kwiatkowski.
    »Ich lasse mich nicht verbrennen«, fauchte Heinzel. »Ohne mich seid ihr aufgeschmissen. Irgendwann werden Sie schon merken, was für eine Pfeife das KK 11 leitet, dafür werde ich schon sorgen.«
    Bevor einer der beiden Männer etwas erwidern konnte, hatte Heinzel den Raum verlassen.
    Wielert starrte verdattert auf die Tür, die der Wüterich mit einem gehörigen Lärm ins Schloss gedonnert hatte, und schüttelte ungläubig den Kopf. »Der ist völlig fertig.«
    »Noch nicht ganz«, schnaubte Kwiatkowski. »Aber das dauert nicht mehr lange, verlassen Sie sich darauf. Sobald Flenner wieder da ist, servier ich den ab.«
    »Geben Sie Heinzel noch eine Chance«, bat Wielert zur Überraschung seines Chefs. »Im Grunde ist er ein sehr fähiger Polizist. Klar, er hat überreagiert und Mist gebaut, aber es wäre tatsächlich ein Verlust für uns, wenn er gehen müsste.«
    »Sie sollten bei der Heilsarmee anfangen«, gab Kwiatkowski einige Dezibel ruhiger zurück. »Meine Güte, Wielert, der Mann hat Sie gerade offensichtlich bedroht.«
    »Ach, das war doch nicht so gemeint«, schwächte Wielert unbehaglich ab.
    »Das sehe ich aber ganz anders. Außerdem verstehe ich nicht, warum Sie nicht drei Kreuzzeichen schlagen, wenn sich Ihnen die Möglichkeit bietet, diesen Quertreiber loszuwerden. Wenn ich richtig informiert bin, macht Heinzel doch seit Ihrem Dienstantritt in Bochum Stimmung gegen Sie.«
    »Zugegeben, unser Verhältnis ist nicht das allerbeste. Sind Sie einverstanden, wenn ich ihn mir mal unter vier Augen vornehme?«
    Kwiatkowski kratzte sich nachdenklich die Nase und sah Wielert zweifelnd an. »Wollen Sie das wirklich? Dabei kommt doch nichts herum.«
    »Ich glaube, Kollege Heinzel wird sich irgendwann Gedanken über seine Zukunft machen«, erklärte Wielert langsam. »Bestimmt ist er im Laufe der nächsten Tage ein wenig zugänglicher.«
    »Also gut«, seufzte Kwiatkowski. »Aber übertreiben Sie es nicht. Wenn Heinzel Ihnen weiter quer kommt, ist er

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