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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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rauchte eine leichte Filterzigarette und wartete. Als er den Vectra mit Katharina am Steuer entdeckte, trat er seine Kippe aus, vergrub die Hände in den Jackentaschen und schlenderte den Kollegen entgegen.
    »Na, hast du mal wieder alle abgehängt?«, grüßte er wenig förmlich.
    Katharina konnte sich ein freudiges Lächeln nicht verkneifen. Normalerweise war sie eher ein zurückhaltender Typ, aber Lohkamp war ihr auf Anhieb sympathisch gewesen. Und sie mochte ihn nicht nur, weil er sich in der dunkelsten Stunde ihrer bisherigen Berufslaufbahn vor knapp einem Jahr als ziemlich hilfsbereit und korrekt gezeigt hatte.
    »Tach, Horst. Wo drückt der Schuh?«
    Der Fünfundfünfzigjährige winkte mit traurigen Augen ab. »Vor zwei Stunden erhielten wir den Anruf, dass hinter einem dieser Modelle aus der Reihe ›Schöner wohnen‹ eine Leiche gefunden wurde. Muss schon einige Tage hier gelegen haben, ist kein netter Anblick.«
    »Und warum trommelst du dann sofort um Hilfe?«, hakte die Blonde nach. »Die Routine hättet ihr doch auch alleine machen können.«
    »Eigentlich schon«, seufzte Lohkamp. »Aber es ist besser, wenn ihr von Anfang an dabei seid.«
    »Warum?«
    »Kommt mit zum Fundort, dann werdet ihr es verstehen.«
    »Der Rest von uns müsste auch gleich eintrudeln«, gab Hofmann Laut und presste Lohkamp die Hand. »Wenn Katharina so weitermacht, löst sie in einem Jahr Schumacher in seinem Ferrari ab.«
    Katharina gönnte sich ein Lungenbrötchen. Als das Feuerzeug wieder in ihrer Tasche verschwand, bog der zweite Bochumer Wagen um die Ecke.
    »Fährst du mit deinem Privatauto genauso?«, ächzte Gassel, während er sich aus dem Fond pellte. »Grüße Sie, Herr Kollege.«
    Lohkamp hob die Hand. Als ihm einer seiner Leute aus der Ferne etwas zurief, setzte er sich in Bewegung. »Hier geht es lang.«
    Im Gänsemarsch trabten die fünf an dem Streifenwagen vorbei und kletterten eine kleine Böschung hinunter, die zu einem Trampelpfad führte. Zum Glück gab es hier nur wenige Gaffer. Der Tote lag zu abgelegen.
    »Ein Jogger hat die Leiche gefunden«, erklärte Lohkamp, während er ein wenig Baumharz von den Handflächen entfernte. »Der Mann läuft jeden Morgen, jeden dritten Tag denselben Weg. Am Freitagmorgen lag der Leichnam demnach noch nicht hier. Könnte in Bezug auf die Todeszeit nicht unwichtig sein.«
    »Sieht der denn schon so schlimm aus?«, fragte Gassel vom Ende der Schlange.
    »Geht. Aber immerhin war es ziemlich heiß, das fördert den Verwesungsprozess. So, da wären wir.«
    »Was habt ihr denn bisher?«, erkundigte sich Wielert.
    »Auf den ersten Blick könnte es sich um einen Selbstmörder handeln. Alles spricht für einen Schuss in den Kopf, direkt neben der Leiche liegt eine Pistole.«
    »Und für einen Selbstmörder machen Sie so ein Halali?«, wunderte sich Wielert.
    »Ich war mir nicht sicher«, erklärte Lohkamp leise. »Es scheint, als sei der Tote kein Unbekannter für euch.«
    »Einer unserer Kunden?«, tippte Hofmann.
    »Eher nicht«, meinte Lohkamp tonlos. »Ich glaube, wir dürfen.«
    Katharina strich ihre langen Haare aus der Stirn und trat näher. Schon, als sie nur noch fünf oder sechs Meter von dem leblosen Körper entfernt war, wusste sie, warum Lohkamp solch ein Aufheben gemacht hatte. Das kann nicht sein, dachte sie entsetzt.
    Der Tote lag auf dem Bauch, das Gesicht schräg zur Seite gedreht. Auf der Höhe von Schulter und Kinnansatz erkannte die Beamtin eine getrocknete, schmutzigbraune Brühe auf dem Lehmboden.
    Katharina ging neben der Leiche in die Knie und fasste sie vorsichtig an der Schulter. Mit einer sanften Bewegung drehte sie den Toten auf den Rücken. Fast gleichzeitig stieß sie einen erstickten Schrei aus.
    »Was ist los?«, fragte Wielert, dem sie die Sicht genommen hatte.
    »Es ist Gisbert«, stammelte Katharina fassungslos.

28
     
     
     
    Das Chaos war perfekt.
    Balu schlich durch die Eingangstür direkt neben den Informations- und Fahrkartenschaltern und lehnte sich gegen den durch eine Kunststoffscheibe geschützten Abfahrtsplan. Er befürchtete nicht wirklich, entdeckt zu werden, aber Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste. Falls Locke aufgeflogen war, hatte die Bullerei bestimmt auch Interesse an den Auftraggebern für Achmeds Mord. Aber in der gesamten Bahnhofshalle war niemand, der wie ein Zivilbeamter wirkte.
    Langsam schlenderte der Riese durch die Halle, warf einen Blick in die Auslagen des Tabakgeschäftes und orientierte sich dann Richtung

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